Freitag, 28. Juni 2019

Buchreview "Keine Kompromisse" L. Child

Lee Child. Jack Reacher folgt einem plötzlichen Impuls, als er in der Kleinstadt Mother's Rest irgendwo im Mittleren Westen aus dem Zug steigt. Die Privatermittlerin Michelle Chang wartete dort vergeblich auf ihren Partner und kommt mit Reacher ins Gespräch. Allein durch die wenigen beiläufig geäußerten Worte gerät dieser ins Visier einer skrupellosen Bande, die bereits Changs Partner auf dem Gewissen hat. Doch die Verbrecher unterschätzen, worauf sie sich einlassen, als sie auch Reacher ermorden wollen - denn niemand ist härter als Jack Reacher!

Der neue Jack Reacher ist tatsächlich schon etwas abgenutzt und wirkt wie eine Folge einer TV-Serie mit dem Fall der Woche. Den Protagonisten hier etwas verletzlicher zu machen, ihn zeitweise fast schon als einen normalen Mitbürger zu zeichnen, funktioniert für ich nicht wirklich. Durch diese Veränderungen wirkt er wie ein x-beliebiger Charakter aus der Masse und verliert seine Einzigartigkeit. Dazu kommt halt, dass er mal wieder irgendwo in the sticks den Drang verspürt, sich dieses Hinterland näher anzuschauen und prompt in eine brutale Sauerei hineingezogen wird. Bildlich kann man sich die Location vielleicht am besten wie aus dem Lee Marvin-Film "Prime cut" vorstellen. Felder über Felder, abgelegene Hütten in der Nähe von kleinen Käffern. Nervig waren aber auch einige Wiederholungen die echt penetrant wurden, je weiter man sich in die Story hineingelesen hatte. Das Wort "Echsengehirn" steht jetzt erst einmal auf dem Index bei mir und ich hoffe, es nicht so schnell wieder vor Augen zu bekommen. Nervig, absolut nervig. Besonders die erste Hälfte des Buches ist, sagen wir mal, mit weitaus mehr Informationen gespickt als man es von den früheren Werken gewohnt ist, was dazu führt, dass sich das Geschehen etwas "zieht", Durststrecken aufkommen. Zum Finale hin wird die Sache dann flotter, derber und actionreicher. Die Wahl des deutschen Titels passt ausnahmsweise recht gut, was man ja nicht allzu oft behaupten kann. Es mag ein Klischee sein, dass die Verbrechen, um die es letztlich geht, tatsächlich in derartig abgelegenen Gegenden der USA Konjunktur haben, aber für einen Reacher-Roman passt alles zusammen. Nach anfänglichen Schwächen wird es dann besser und wieder stärker, sodass ich dem Buch völlig subjektiv eine 6,5/10 attestiere. Nicht der beste Roman von Lee Child, aber auch kein Fehleinkauf. 445 Seiten.                  

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