Samstag, 17. März 2012

Buchreview "Carte Blanche"

Jeffery Deaver. Während eines Abendessens mit einer schönen Frau erhält Bond eine alarmierende Nachricht: Ein verheerender Anschlag wurde angekündigt. Britische Sicherheitsinteressen sind massiv gefährdet, und man rechnet mit Tausenden von Todesopfern. Allein James Bond kann die bevorstehende Katastrophe jetzt noch abwenden. Doch nur, wenn seine Vorgesetzten ihm eine Carte Blanche erteilen - und 007 damit an keine Regel mehr gebunden ist.

Der Einsatz führt Bond direkt nach Serbien, wo auf ein Treffen zwischen den vermeintlihcen Übeltätern in der an ihn überbrachten Nachricht hingewiesen wird. Doch es ist nicht nur ein schlichtes Treffen, sie wollen auch einen Zug mit einer gefährlichen Ladung entgleisen lassen. Bond kann das Unglück noch einigermaßen abwenden, aber der Rädeslführer - ein Ire - kann entkommen und hat dabei Bonds zwei serbischen Unterstützer, den Lokführer und auch seine eigenen Leute eliminiert. Da die Serben Bond die Schuld geben, muss er zügig aus dem Land evakuiert werden. Der Balkan war keine Reise wert. In London soll er sich auf die Fährte des Iren und eines Kompagnons mit dem Codenamen NOAH machen, da man die serbische Aktion nur für einen Probelauf für einen weitaus größeren Anschlag hält. Schwierige Aufgabe, da Bond sich im Inland an die Gesetze halten muss und seine Befugnisse begrenzt sind. Zusammenarbeit mit den anderen Diensten des Reiches ist nicht so sein Ding. Er verfolgt eine Spur zu dem Ort March, stößt auf ein altes, ausgemustertes Armeelager und kann bei einem Erkundungsgang gerade noch so einer Sprengung der Anlage entfleuchen. Doch er erhält zumindest Informationen zu Hydt, dem Lumpensammler. Dieser ist ein großes Tier im Recyclinggeschäft. Als Hydt nach Dubai aufbricht, ist ihm Bond auf den Fersen, da er vermutet, dass dort ein weiterer Anschlag vonstatten gehen soll. Er sichert sich die Unterstützung seines CIA-Kumpels Felix Leiter und ist endlich wieder mit der im Ausland nutzbaren Carte Blanche ausgestattet. Doch was als ein tödliches Attentat auf 90 Menschen gedacht war, entpuppt sich als unerwartete Wendung. Weiter geht die Jagd nach Kapstadt, wo Bond Unterstützung bei den örtlichen Behörden erhält, einem nicht gerade gut beleumundeten Kollegen möglichst aus dem Weg geht und dann das Hauptquartier und die Finanziers von Hydt und seinem Planer und Killer Dunne, dem Iren, findet. Jetzt gilt es zu handeln, die Zeit wird knapp, um Projekt Gehenna zu verhindern.

Dies war mein erstes Buch zu James Bond, ansonsten kenne ich nur die bisher gedrehten Filme und kann meine Vergleiche nur an diesen ausrichten. Deaver mischt Zutaten aus dem bekannten Agenten wie M, Moneypenny, Pre-Title-Sequenz, Felix Leiter massenhaft Product Placement und in einigen Momenten echtes Bond-Flair mit einem Reboot der Reihe (ganz nett die Idee, ein Reboot mit dem Thema Recycling zu verknüpfen). Bond ist gerade erst 2 Jahre beim Dienst, man erfährt etwas über sein Vorleben und auch die Eltern, die bei einem Unfall starben. Und genau diesen untersucht Bond in einem zweiten Handlungsstrang so ganz nebenbei zur Haupthandlung. Doch die Carte Blanche nutzt der neue Bond sehr zögerlich. Wo der Filmbond früher draufgehalten hat, verwundet der Frischling trotz sämtlicher Befugnisse die gefährlichsten Gegner bloß, ist mittlerweile von einer schlimmeren political correctness als Daniel Craig. Die Action ist weichgespült, wirkliche Härten, wie sie der Titel eigentlich erwarten ließ, gibt es nicht. Chauvigehabe plus entsprechende Sprüche hat man ihm ebenfalls ausgetrieben. Zudem ist das Buch um geschätzte 100 Seiten zu lang. Nach der Sequenz in Serbien, passiert lange Zeit recht wenig, wird viel mit Dialog gearbeitet und erläutert und erklärt, bis man sich wünscht, es habe doch bitte bald ein Ende. Rasanz hat das keine, leider. Das reißt auch der Showdown vorm endgültigen Showdown nicht raus, bei dem es wenigstens einige Schusswechsel und ein bisserl Feuerwerk gibt. So bleibt eigentlich nur eine solide, unspektakuläre und routinierte Arbeit - eine Auftragsarbeit eben. Aber alles irgendwie doch schon mal gelesen und das auch noch besser - nur eben nicht als Bond verkauft. Da übrigens die Ermittlungen im Falle seiner Eltern zu keinem endgültigen Ergebnis führen, dürfte einer Fortsetzung nichts im Wege stehen.

Übrigens kann man die beiden Schlachten aus den Zulukriegen, die im Buch erwähnt werden, auch in Filmen besichtigen: Die Schlacht bei Rorkes Rift wurde unter dem Titel "Zulu" mit Michael Caine verfilmt und jene bei Isandhlwana als "Zulu Dawn" mit Burt Lancaster.

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