Donnerstag, 11. Dezember 2014

Buchreview "Leviathan" T. Curran

Tim Curran. Seagull Island - eine geheimnisvolle Insel. Man munkelt, sie sei das Tor zu einer anderen Welt - einer Welt urzeitlicher Monster. Die Einheimischen reden nicht darüber. Verleugnen es. Aber plötzlich ändert sich alles. Auch Johnny Horowitz, ein unbeliebter Paparazzi, hat von dem Mythos gehört und ist ganz besessen von dem Gedanken, als Erster einen Blick auf die andere Seite zu werfen. Während Hurricane Amelia über der Insel tobt, wird das Tor in die prähistorische Welt weit aufgestoßen und Johnny plant dorthin zu gelangen, mit der Kamera in der Hand - koste es, was es wolle.

Johnny Horowitz ist ein Paparazzo (Einzahl), der sich seinen Lebensunterhalt nach diversen Eskapaden in einem regulären und zumindest halbwegs anständigen Job nun mit peinlichen Promifotos für Schundblätter verdienen muss. Er ist freiberuflich unterwegs, hat aber sichere Abnehmer für seinen Mist. Doch irgendwann hatten die von ihm bloßgestellten Stars die Schnauze voll und er wurde immer öfter verklagt und auch dazu verdonnert, Abstand zu halten. Es wurde gar soviel, dass ihm einer seiner Abnehmer riet, mal für einige Wochen unterzutauchen, bis Gras über die Sache gewachsen sei. Tut er sogar, aber trotz des miesen Jobs spielt er weiterhin den dicken Max und hat horrende Rehnungen zu begleichen. Da muss ne Story her. die scheint er auf dem Urlaubsparadies von Carolina, der Seagull Island, zu finden. Sommer, Touristen, Einnahmen für die Inselbewohner und ansässigen Geschäftsleute - und ein wunderschöner Strand ist abgesperrt, ein Zaun verhindert, dass sich die Meute trotz des Warnschildes von wegen Lebensgefahr Zutritt verschaffen. Johnny hat mit dem Bruch irgendwelcher Regeln natürlich kein Problem. Zaun überwunden und den Strand inspiziert. Da findet er Knochen. Knochen, die sich als menschlich herausstellen. Er schwingt sich auf seinen Drahtesel und radelt zum örtlichen Polizeirevier. Doch auch wenn der Ordnungshüter ihn begleitet, scheint der die Sache entweder nicht ernst zu nehmen oder er verheimlicht etwas. Will die Sache unter den Teppich kehren. Das macht Horowitz natürlich nur noch neugieriger. Als er sich dann wieder einmal unerlaubterweise am Strand einfindet, geschieht etwas Seltsames mit ihm. Er fühlt sich schwummerig (liegt ausnahmsweise mal nicht an der Sauferei), kippt weg und als er wieder die Augen öffnet, hat sich etwas verändert. Himmel und Meer haben andere Farben, er sieht Tiere, die es heutzutage eigentlich nicht mehr geben darf. Und dann ist der Spuk vorbei. Doch Johnny will jetzt wissen, was hier vor sich geht, nervt jeden, der nicht schnell genug abhauen kann, mit seinen Fragen und bewegt sich wieder zum Strand - diesmal aber mit Fotoapparat. Es gelingt ihm sogar ein sensationelles Foto von einem urzeitlichen Tier. Er ist sich sicher, dass das sein großer Knüller wird. Doch bevor das geschieht, müssen er und die wenigen auf der Insel zurückgebliebenen Menschen erst einmal den Hurricane Amelia abwettern. Was danach geschieht, ist das pure Grauen.

Tim Curran kommt sofort zur Sache und spärt sich jegliches Vorgeplänkel oder überflüssiges Rumtexten. Strand, Reporter, Geheimnis - alles sofort verfügbar und Interesse am Fortgang der Handlung weckend. Dazu kommt die Charakterisierung des Paparazzo Horowitz, dem er alle schlechten Eigenschaften dieser Aasgeier-Spezies ins Profil schreibt. Dass dieses Pack überhaupt existieren und sich auf die Pressefreiheit berufen darf, ist eh ein Hohn. Horowitz kennt keine Regeln und wenn er welche zu sehen bekommt, ignoriert er sie. Er hat keinen Respekt vor seinen Mitmenschen. Aber seine Verleger sind ja nicht besser. In der Folge betreibt Curran etwas Namedropping und lässt sich über Skandalnudeln wie Sheen, Lohan oder Van Damme und Paris Hilton aus, um den sozialen Abstieg des Fototypen und die Leichtsinnigkeit der Stars zu skizzieren. Ganz nebenbei kann man sich auch über seine Worte zu den "Matsch-Meals" der Burgerketten eigene Gedanken machen. Und so ganz nebenbei baut der Autor eine Spannung auf, die sich mit anderen Storys jederzeit messen kann. Urzeitgetier, Zeittor, Action und später auch Tempo kennzeichnen diese Novelle von Tim Curran. Dazu etwas Humor und ein gradliniger Stil, stimmungsvoll eingefangene Atmosphäre und fertig ist ein guter Output von Tim Curran. Dennoch bleibt er leicht hinter der anderen Story - "Kopfjäger" - zurück, da mir dort der vermehrte Actionanteil einfach besser ins Bild passte. Im Doppelpack aber eine perfekte Wahl, sollte sich kein Fan von Tim Curran entgehen lassen.

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