Montag, 1. Mai 2017

Buchreview "Der Sommer der lachenden Kühe" A. Paasilinna

Arto Paasilinna. Er weiß gerade noch, dass er Tavetti Rytkönen heißt und einmal Panzer-Sergeant war, als ihn Taxifahrer Seppo in Helsinki mitten auf der Straße aufgabelt. Auf die Frage "Wo soll╔s hingehen?" lautet Rytkönens Antwort: "Egal, einfach vorwärts." Und so beginnt eine skurrile Tour, die das ungleiche Paar kreuz und quer durch die finnische Seenplatte führt. Dabei wird ein Bauernhof verwüstet, werden Kühe gejagt und ein Dutzend Französinnen beim Überlebenstraining überrascht.

Rytkönen steht mitten auf der Fahrbahn einer Stadtstraße und versucht, sich die Krawatte zu binden. Der Verkehr fließt um ihn herum, ansonsten beachtet ihn keiner. Taxifahrer Seppo Sorjonen hat gerade eine Leerfahrt und beobachtet die seltsame Szene, während sich hinter ihm der Verkehr staut. Als die hinter ihm wartenden Hektiker das Hupkonzert überlaut zelebrieren, steigt er aus, hilft dem Mann mit der Krawatte und lädt ihn in sein Taxi. So begnnt eine Tour, die er nie im Leben erwartet hat. Rytkönen hat genug Geld, um sich die Fahrt leisten zu können, wohin auch immer sie führen soll. Nur weiß er nicht mehr, woher er kommt. Er lebt am Rande des Vergessens. Dennoch fährt Sorjonen ihn weiter, den Wünschen des Fahrgastes entsprechend. 

"Der Sommer der lachenden Kühe" ist ein humorvolles Buch und anrührend zudem. Launig und witzig, aber auch mit einem Blick auf die finnische Geschichte mit den Russen und den Deutschen. Und den Umgang mit Demenz, an der Protagonist Rytkönen leidet. Da sich der alte Mann aber mehr an seine früheren Abenteuer erinnert, denn an das, was er am Vortag erlebte, wird die Story auch bald zu einer Zeitreise durch die finnischen Ereignisse und Rytkönens Erlebnisse ab dem zweiten Weltkrieg. Und ganz nebenbei bekommt der Sozialstaat einige Hiebe verpasst. Seien es die Rentenversorger, die anscheinend aus reinen Analphabeten und Faulenzern bestehen, die ihre Aufgaben lieber auf die Versicherten abwälzen und ihnen das eigene Versagen in die Schuhe schieben wollen oder auch die Gesundheitsversorgung, bei der man nicht auf eine Behandlung hoffen kann, wenn man nicht im Ort wohnt, wo einen die Krankheit erwischt hat. Die Sozialkritik hat der Autor gut in die Handlung eingebunden und macht daraus auch keine ausufernden Diskussionen - es wird erwähnt und gut ist. So bewahrt er das Buch vor der totalen Langeweile. Sicher sind da einige kreative Momente, skurrile Ereignisse, verrückte Stories, aber die reichen nur für Schmunzler. Dialogwitz stellt sich eigentlich kaum ein. Das Buch wird lange von einer gewissen Leichtigkeit getragen, erhält durch die Ideen einen netten Spaßfaktor, plätschert aber auch hin und wieder ob der Erzählweise nur vor sich hin. Da hatte ich schon witzigere Bücher gelesen. Mittelmaß auf 220 Seiten.

Keine Kommentare: