Freitag, 15. Dezember 2017

Buchreview "Hurensöhne" R. Diez

Rolo Diez. Frauenmorde in Ciudad Juárez an der Grenze zu den USA machen Schlagzeilen. Frauen werden gefoltert, vergewaltigt und in der Wüste Tieren zum Fraß vorgeworfen. Sie arbeiteten fast alle in «Maquiladoras». In Mexiko-City wird die Tante des Abgeordneten Organza, ermordet aufgefunden. Höchste Diskretion ist angesagt. Also wird Carlos Hernàndez, der Mann für besondere Fälle, mit der Aufklärung beauftragt. Carlos stößt bald auf einen Zusammenhang zwischen einer «Maquiladora» und dem Abgeordneten Organza. Und auf Drogengeld. Viel Geld und viele Tote. Quelle: Amazon.de

Carlos Hernandez ist Polizist und Macho mit Leib und Seele, eine #metoo-Kampagne würde bei ihm nicht einmal ein dezentes Lächeln hervorrufen. Und da es in Mexiko selbstverständlich ist, nimmt er immer gerne ein finanzielles Zubrot an und macht Geschäfte mit beschlagnahmter Ware. Vom Erlös muss er natürlich seinen Boss, aber auch seine beiden Familien durchfüttern. Und auch seine beiden Gehilfen sind immer bereit für einen kleinen Gehaltsruck nach oben, das eine oder andere Auge zuzudrücken oder vielleicht etwas an den Beweismitteln passend zu arrangieren. Doch bei diesem Fall heißt es vorsichtig sein. Zuviele spielen mit und gerade der Politik kann niemand trauen, wie man weltweit immer wieder bewiesen bekommt. So ist es denn auch kein Wunder, dass der Autor die reale Gesellschaft hier immer wieder eingeflochten und als gieriges Monster der Ungerechtigkeit dargestellt hat. Korruption und Missgunst, Vetternwirtschaft und Brutalität, Gier und Gewalt - das ist sein Mexiko. Beherrscht von Kartellen und skrupellosen Politikern, die  nicht selten zusammenarbeiten. Eigentlich sind die Romane um Hernandez schon fast eine "mexikanische Dystopie" im Stile eines französischen Noir. Aber auch einer, der es in sich hat. Neben seinen Aktivitäten mit den beiden Ehefrauen, bleibt auch noch Zeit, die eine, die plötzlich mit Feminismus anfängt, dadurch abzustrafen, dass er halt mal die Nachbarin rannimmt. Hernandez eben. Und zwischen all dem Unrat und Schmutz muss er Morde aufklären, Zeuginnen gegen eine Killerbande beschützen und zu allem Überfluss die vielen schon erwähnten Mäuler mit Geld stopfen. Wahrlich  nicht zu beneiden, der Mann. Wer sich also dem Noir oder auch Hardboiled als Lesestoff zugeneigt weiß, sollte die Romane des Argentiniers um seinen mexikanischen Polizisten, die in kurzen und knappen Sätzen mit eher zynischem Humor gezeichnet sind, mal auf die Merkliste setzen. Knapp 190 Seiten.

Keine Kommentare: