Freitag, 25. Januar 2019

Buchreview "Dirty Cops" A. McKinty

Adrian McKinty. Belfast 1988: Ein Mann wird mit einem Pfeil im Rücken tot aufgefunden. Es waren wohl kaum Indianer, und auch Robin Hood dürfte als Täter nicht in Frage kommen. Und da das Opfer eh nur ein Drogendealer war, könnte man sein kurioses Dahinscheiden ruhigen Gewissens zu den Akten legen. Doch Inspector Sean Duffy tut sich schwer damit, Morde zu den Akten zu legen – auch wenn seine Vorgesetzten ihn dazu drängen und der Haussegen bei der jungen Familie Duffy gerade reichlich schief hängt. Und noch jemand möchte Duffy zum Aufgeben zwingen: Eines Nachts findet er sich im Wald wieder, wo drei bewaffnete, maskierte Gestalten ihn dazu zwingen, sein eigenes Grab auszuheben.

Und wieder ist Sean Duffy im Einsatz, selbstverständlich darf er obligatorische Blick unter den fahrbaren Untersatz nicht fehlen. Der Humor ist gewohnt trocken, die Vorgesetzten zumeist Arschgeigen und seine Karriere ob seiner bisherigen Aktivitäten, zu denen auch Unbestechlichkeit gehört, vor die Wand gefahren. Doch er macht weiter - zusammen mit Sergeant McCrabban (Crabbie). Er ist immer noch einen Tick cleverer, gewitzter als seine Widersacher, lässt sich durch nichts aus der Ruhe bringen, solange man nicht Frau und Tochter bedroht und wenn er mal nicht die Fäden in der Hand hält, werkelt er sich in bekannter Manier durch. Und denkt mit der Familie im Rücken über einen Rückzug nach Schottland nach, um nur noch als Reserve zu dienen. Crabbie trägt sich wegen seiner Farm mit ähnlichen Gedanken. Doch bis dahin müssen sie erst einmal den diesen seltsamen Mord aufklären, bevor es dann im Nachfolgebuch "Cold water" tatsächlich nach Schottland geht. Tatsächlich dauert es eine Weile, bis man aus den eher ruhigen Sphären des Familienlebens und des Suchtmittelgenusses langsam in die Puschen kommt. Und dabei bleibt es auch weiterhin angenehm zu lesen, mal ohne perfektes Profiling zu dem 327Tausendsten Serienkiller mit tiefsitzenden Komplexen und Hang zu blutrünstigen Metzeleien ertragen zu müssen. Schon gar kein skandinavischer Kommissar in düsteren Grübeleien. Duffy behält den Kopf oben und gegen die Trübheit der Skandi-Thriller ist das Religions-Terror-zerrüttete Irland/Belfast schon fast ein Sonnentag am Strand. Dies macht allein die Schreibe des Autors und die Charakterisierung seiner Figuren aus, so macht das Lesen immer noch Spaß. Leicht abgenutzt vielleicht, aber immer noch aus der Masse der sonstigen Veröffentlichungen heraustechend. Alles recht unkonventionell, manchmal gar flapsig, aber auch menschelnd. Und zur Mitte des Buches hin zieht das Tempo auch deutlich an, kommen Spannung und Bedrohung nicht nur durch pingelige Vorgesetzte und Aktionen in Gibraltar zutage. Jetzt wird der Fall knackig, die Drehzahl immer weiter erhöht und ist letztendlich wieder einer sehr guter und spannender Krimi um den irischen Kathol-Bullen unter Protestanten. Dass es auch miteinander geht, zeigt eine ganz bestimmte Szene, die duurchaus zum Schmunzeln anregt, aber viel mehr Bedeutung hat. 9/10.

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