Freitag, 15. März 2019

Buchreview "Machos und Macheten" J. R. Lansdale

Joe R. Lansdale. Einmal im Leben wollen Hap und Leonard sich einen richtigen Urlaub gönnen, doch schon an der Küste Mexikos wird's kompliziert. Kaum eingetroffen, verstrickt eine schöne Fischerstochter die beiden in ihre dubiosen Machenschaften mit einem gewissen Juan Miguel, seines Zeichens Mafioso und Nudist. Als Hap sich selbst in seiner miefigen Wohnung in East Texas nicht mehr vor Miguel und seinen Handlangern sicher sein kann, muss etwas geschehen. Ein genialer Plan wird geschmiedet, mit allem, was dazugehört: Waffen, Chloroform und einem Treffpunkt auf einer Kreuzung um Mitternacht.


Hap und Leonard arbeiten, beide haben tatsächlich einen Job. Schlecht bezahlt und echt beschissen, aber irgendwie auch dazu geeignet, das Selbstwertgefühl etwas zu stärken. Als sie nach dem Ende ihrer Nachtschicht eine quarzen, hören sie die schreie einer frau. Hap wetzt sofort los und kann irgendeinen Scheißkerl gerade noch davon abbringen, die Frau - eher ein Mädchen - zu töten. Doch sie ist für ihr Leben verunstaltet von der Bestie. Ihr Vater bietet Hap eine hohe Belohnung an, die er erst nach langem Zögern annimmt. Wohin nun mit dem Geld? Eine Kreuzfahrt, die ist lustig. Außer man heißt Hap oder Leonard und zusammen haben sie auch doppelt soviel Pech. Und zwei freche Klappen ecken aus eher an als nur eine. Übung haben die Burschen darin ja. Und so geht dann das Mexiko-Abenteuer los. An Bord eines echten Seelenverkäufers mit miesen Kojen, noch mieserem Essen und beschissenem Service, den Lansdale höchst amüsant zu beschreiben weiß, gehen die Freunde irgendwie jedem derart auf den Sack, dass man sie gerne bei einem Stop an Land vergisst. Bis dahin ist alles, abgesehen vom Beginn, verflucht vergnüglich, man erwischt sich beim Lesen, wie man lauthals loslacht. Herrlich, die flapsigen Bemerkungen, die Anspielungen auf alles und jeden, auf Veranlagung oder angeborene Bequemlichkeit. Dann werden sie auch noch überfallen und die mexikanischen Banditen entpuppen sich als mexikanische Bullen, gleichbedeutend mit Gaunern. Sie werden von einem Fischer gerettet und scheinen einige Tage in Ruhe und Frieden verbringen zu können. Ist nicht, es sich schließlich Hap & Leonard. Besonders die Tochter des Fischers führt sie an der Nase herum und die Protagonisten werden ein ums andere Mal vertrimmt, geraten immer tiefer in die Bredouille. Wie sie endlich wieder heim in die USA kommen und den ganzen "Urlaub" überleben, schildert der Autor mit einigen Zoten, die tiefgründiger sind als man auf den ersten Blick zu glauben vermag und raubeinigem Gehabe. So meistern die Menschen ihr Schicksal, das ihnen wahrlich keine Glücksfee geschickt hat. Witz und Chaos im turbulenten Sein von Hap & Leonard, die im tiefsten Texas mit all seinen Vorurteilen ihr Dasein fristen. Da macht das Lesen einfach Spaß und die Gesellschaftskritik wird nicht mit dem Holzhammer auf einen eingeprügelt. Geprügelt wir nur von Hap & Leonard oder den Figuren, mit denen sie sich angelegt haben. 8/10 - und es gibt ja noch mehr davon. Irgendwann demnächst.

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