Dienstag, 30. April 2019

Buchreview "Der König von Rom" G. de Cataldo

Giancarlo de Cataldo. Im Gefängnis lernt der 25-jährige Schläger, den alle nur Libanese nennen, den Camorra-Boss Pasquale 'o Miracolo kennen, der ihm ein verlockendes Angebot macht: Er soll beim Verkauf großer Mengen Heroin helfen. Libanese wittert das Geschäft seines Lebens. Jedoch fehlt ihm das nötige Eintrittskapital. Er unternimmt alles, um an Geld zu kommen. Sein Vorgehen wird immer skrupelloser. Und plötzlich findet er sich in einer Spirale aus Gewalt, Macht und Korrpution wieder, die ihn bis in die innersten Zirkel der Unterwelt führt.

Die Handlung um den jungen Straßendieb, der sich im Bau das Wohlwollen eines Paten verdient und somit in dessen Famiglia aufgenommen wird, ist nicht gerade neu, wurde schon oft in unterschiedlichen Varianten in Filmen und Büchern verwendet. Demzufolge bleiben bei dem "Kleiner Gauner will nach oben"-Szenario Überraschungen weitgehend aus. "Der König von Rom" ist die Vorgeschichte zu seinem "Romanzo Criminale", mit dem er über Italien hinaus bekannt wurde und das auch zu einer TV-Serie über zwei Staffeln führte. Da ich die Bücher noch nicht gelesen und die Serie noch nicht gesehen habe, ist die Figur des Libanese und die Art der Erzählung des Autors Neuland für mich. Mehr oder weniger zumindest. De Cataldo schreibt knapp und sparsam und lässt einen Blick auf die Gesellschaft in Italien zu, die sich vor der Mafia und den Kriminellen ebenso duckt wie vor den politischen Terroraktivitäten und einer brutalen Polizei, die nicht nur korrupt bis ins Mark ist, sondern auch zu sehr damit beschäftigt, die politschen Morde und Anschläge zu verfolgen, um sich um ihre zahlungskräftigen Bosse abseits des Rechts zu kümmern. Nach einigen Lehrstunden lässt sein Protagonist erkennen, dass ihn das Leben, andere Menschen und die Liebe nicht von seinem Vorhaben abbringen können. Er agiert so skrupellos und gefühllos wie man es heutzutage von Konzernvorständen kennt, die Mensch und Material ohne einen Gedanken an Wohl und Wehe zu verschwenden wie Spielsteine auf ihren Tischen hin- und herschieben, über deren Schicksal völlig desinteressiert entscheiden. Gewinn- und Verlustrechnungen zählen und Menschen sind da nur weitere Komponenten oder neudeutsch Human Resources. "Der König von Rom" gilt mit seiner Aussage auch heute noch. Höchstens sind die Gangster besser getarnt, aber Politik, Konzerne und Verbrecher sind weiter miteinander verbandelt. Man betrachte sich nur die täglichen Nachrichten. Da werden sogar behinderte Kinder, die von den Eltern zum finanziell lukrativen Massenphänomen aufgebaut wurden, für die politischen und ideellen Ziele ausgenutzt. Da macht man auch vor nichts halt. Leicht zu konsumieren bei ca. 150 Seiten.7/10.

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