Dienstag, 27. November 2012

Buchreview "Jack Taylor liegt falsch"

Ken Bruen. Jack Taylor hat sich nach London verkrümelt. Doch auch London hält nicht, was es nie versprochen hat: Statt in einer schicken Wohnung mit Parkblick landet Jack in einem beheizbaren Kabuff im Abrissviertel. Und er kehrt mit zwei Errungenschaften nach Irland zurück: Einem neune Ledermantel und einer handfesten Koks-Abhängigkeit. Kaum ist er in Galway angekommen, bittet ihn ein Landfahrer um Hilfe:"Man bringt unsere Leute um." Ein neuer Fall - zu dem sich zwei Pints später noch ein zweiter gesellt: Am Claddagh Basin werden des Nachts Schwäne gemetzelt.

Jack kommt aus London zurück nach Galway, trifft alte Bekannte wieder, säuft in alter Tradition wie ein Loch und kokst zu allem Überfluss noch wie ein Schneekönig, wird aber dennoch von einem Tinker (Landfahrer, Zigeuner) angeheuert, die Morde an vier von dessen Leuten aufzuklären. Er erhält dafür Geld - ne menge Geld - und Wohnung. Bei seiner alkoholumnebelten Fragerei stößt er anscheinend jemandem sauer auf und so bekommt er eine deftige Tracht Prügel, bei der er einige Zähne einbüßt sowie die Erinnerung an die zwei vergangenenTtage und den Kater seines letzten Suffs. Während seiner K.O.-Phase muss ein weiterer Tinker dran glauben und kurz darauf bekommt Jack auch noch den Fall mit den niedergemetzelten Schwänen aufgedrückt. In einigen der wenigen lichten Momente in seinem Alkoholdunst kann er tatsächlich den Schwänekiller stellen. Dafür erhebt man ihn in Galway und speziell den Kneipen dort vorübergehend in den Heldenstatus. Doch beim Fall der Tinker baut er im Tran ziemlichen Mist. Erst kurz vor dem Ende blickt er endlich durch und sorgt für die endgültige Klärung ganz aus seine Art und Weise.

Zitat Anfang:"Der Bub ist wieder in der Stadt." Zitat Ende. Mit diesem simplen Satz frei nach Thin Lizzy, der irischen Band um den leider früh- weit vor erscheinen des Buches - verstorbenen Phil Lynott und dem genialen Gitarristen Gary Moore (mittlerweile auch dahingegeangen), beginnt der neue anlauf von Jack Taylor in seiner Heimat. Leider hat der Mann nix gelernt. Er macht übergangslos da weiter, wo er in "Jack Taylor fliegt raus" aufgehört hatte. Er zerstört sich selbst. Auch "Jack Taylor liegt falsch" hat mehr die Niederungen des menschlichen Seins zum Thema, denn die zu bearbeitenden Fälle. Trotz seiner belesenen Art und Kenner von Literatur und Film ist Taylor ein Verlierer, mehr damit beschäftigt, sich selbst zugrunde zu richten, Beziehungen aus dem Weg zu gehen, aus Angst, es könnte etwas schieflaufen und der sich lieber auf seine selbst geschaffene Hölle konzentriert. Eigentlich wäre diese Lektüre,in welcher der Fall der Schwäne sich bestenfalls als Randnotiz enpuppt, eine äußerst deprimierende Angelegenheit, wäre da nicht die humoirg-knurrige Übersetzung von Harry Rohwolt und die trotz aller Mängel sympathische Art des Protagonisten. Feiner Hard-Boiled aus der Feder von Ken Bruen, der noch einige Fortsetzungen erfahren wird. Humor und Drama überwiegen, Action und Tempo sind in Maßen vorhanden. Man muss den Stil mögen, um weitere dieser Bücher der Reihe zu lesen. Ich werd wohl dabei bleiben.

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