Samstag, 8. Juni 2013
Buchreview "Kalt wie Stahl"
Dan Simmons. Privatschnüffler Joe Kurtz gerät immer tiefer zwischen die Fronten der verfeindeten Mafia-Clans in Buffalo. Als ein Unbekannter auf ihn und seine Bewährungshelferin schießt, wird die Sache persönlich. Ironischerweise schwören sowohl Toma Gonzaga als auch die schlüpfrige Angelina Farino, nichts mit dem Attentat zu tun zu haben. Joe kommt der Wahrheit bei einer waghalsigen Klettertour n den Ruinen eines alten Vergnügungsparks auf die Spur. Und auf wen hat es eigentlich der Däne, ein gefährlicher Kopfgeldjäger aus Kurtz' Vergangenheit, abgesehen?
Joe Kurtz geht gemeinsam mit seiner Bewährungshelferin Peg O'Toole ins Parkhaus beim Gerichtsgebäude, als aus dem Dunkeln Schüsse fallen. Kurtz wird von einem Querschläger, dem glücklicherweise schon der Speed fehlte, am Kopf getroffen und wacht erst im Krankenhaus mit ordentlichen Kopfschmerzen wieder auf. Der Arzt attestiert ihm eine Gehirnerschütterung und verbindet die offene Wunde. Doch mit Entsetzen muss Joe feststellen, dass er mit einer Handschelle ans Bett gefesselt ist und die Polizei ihn wegen der Schießerei nicht nur befragen will, sondern nur zu gerne wieder nach Attica zu bringen gedenkt. Und in der Nacht taucht auch noch der im Rollstuhl sitzende Onkel von O'Toole mit einem Helfershelfer auf und droht ihm mit Konsequenzen. Als die Cops ein Videoband der Security sichten, können sie sehen, dass Joe nichts weiter getan hat, als zu versuchen, seine Bewährungshelferin zu retten und die Gangster trotz seiner Verwundung zu erwischen, bevor er zusammenbrach. Man nimmt ihm die handschellen ab und nacheinem besuch des Verlobten von O'Toole, der auch der Chef des Sicherehitsunternehmens ist, entlässt sich Kurtz selbst aus dem Krankenhaus. Ziemlich angeschlagen kehrt er in sein Büro zurück und denkt über den Wunsch nach, den O'Toole bei ihrem Termin genannt hatte: er sollte nach einem Vergnügungspark Ausschau halten, von dem sie nur einige alte Bilder hatte. Unterdessen hat sich ein unbekannter Killer, der sich Dodger nennt, dran gemacht, Dealer und Kunden von den beiden in Buffalo herrschenden Mafia-Clans umzunieten und die Bosse jeweils dazu zu bringen, die Sauerei hinterher wegzuräumen, bevor die Bullerei spannt, was da passiert ist. Prompt tauht auch schon Angelina Farino auf, um ihm einen erklecklichen Betrag für Namen und Adresse des Killers zu bieten. Natürlich nimmt er an, ohne zu ahnen, dass kurze Zeit darauf auch Gonzaga seine Dienste aus dem gleichen Grund, aber für mehr Geld und mit einem tödlichen Ultimatum gewürzt, in Anspruch nehmen will. Dennoch konzentriert er sich auf die Ermittlungen in seiner eigenen Angelegenheit, die alsbald dazu führen, dass sich beide Fälle miteinander überschneiden und nichts so einfach ist, wie es den Anschein hatte.
In seinem dritten und (leider) letzten Roman um den Schnüffler, Ex-Knacki und Ex-Privatdetektiv Joe Kurtz, der wegen seiner Vergangenheit keine Lizenz mehr bekommt, liefert Dan Simmons wieder eine rasante Reise durch das triste, von Arbeitslosigkeit und Perspektivlosigkeit gebeutelte Buffalo im Bundesstaat New York an der kanadischen Grenze bei den Niagara-Fällen. Wieder ein Beweis, dass sich der vielseitige Autor auch im Hardboiled-Bereich durchaus gekonnt behaupten kann. Simmons spinnt ein Netz aus zwei vorerst voneinander unabhängigen Handlungssträngen, die er dann zusammenführt und das seine Spannung dadurch bezieht, wer der Auftraggeber des Dodger ist, denn dass er einen solchen hat, erschließt sich im Laufe des Romanes, wenn er nach vorgegebenen Instruktionen arbeitet, und ob der mächtig lädierte Joe vielleicht diesmal endgültig den Löffel abgeben muss, da die Zahl seiner Feinde mittlerweile Legion ist. Der Autor drückt ordentlich auf die Tube und liefert einen schnellen, mit kurzen und knackigen Kapiteln versehenen Page-Turner ab, der so ganz das Gegenteil der von mir letzt besprochenen Einschlafhilfe "Drood" ist. Kein Wort zuviel, keine ausufernden Charakterstudien oder langwieriges Geschwafel. Nichts, was das Tempo ausbremsen könnte. Nüchtern, trocken, mit einem coolen Protagonisten, der sich zwischen allen Fronten abmüht, ständig von Kopfschmerzen geplagt. Glänzender Abschluss der Hardboiled-Trilogie, bei der sich das von Ideenarmut geplagte Remake- und Sequel-Hollywood vielleicht mal den Gedanken um eine Verfilmung machen sollte.
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