Shane McKenzie. Felix und Marta wollen in einer kleinen Grenzstadt einen Dokumentarfilm über illegale mexikanische Einwanderer drehen. Als Marta spurlos verschwindet, erkennt Felix, dass im Niemandsland zwischen den USA und Mexiko der perfekte Ort für jede Art Verbrechen liegt. Er begreift, dass es viel Schlimmeres als korrupte Cops oder Drogenbanden gibt. Etwa die Familie, die Flüchtlinge zum Fressen gern hat.
Marta beackert ihren Freund schon länger. Mal so, mal so. Eines der "mal so" besteht aus dem Wunsch, eine Doku über illegale Einwanderer aus Mexiko zu drehen. Nicht allein wegen dem daraus resultierenden Elend, sondern auch, weil ihre Eltern verschwunden sind, als sie noch jung war. Bei der Gelegenheit kann man dann ja auch gleich mal die Einwanderungsbehörde - La migra genannt - loßstellen und deren Umgang mit Flüchtlingen anprangern, die sie beim Grenzübertritt erwischen. Felix hat nur eines im Sinn: Marta zu heiraten. Also erklärt er sich bereit dazu - in der Hoffnung, dass sie seinen Antrag dann eher annimmt. Er kennt seine Freundin ja und weiß, wie schwierig sich das Vorhaben bei ihr gestalten kann. Nachdem alles sortiert und gepackt ist, geht es endlich auf den Weg. Je näher sie der Grenze in einer abgelegenen Gegend kommen, umso heruntergekommener die Käffer, durch die sie fahren, umso proletenhafter die Bewohner. Am Ziel angekommen, mieten sie sich in einem Motel ein, speißen köstliche Tacos an einem entsprechenden Stand und fahren dann hinaus in die Wüste, um sich einen der Orte anzusehen, an denen die Illegalen die Staatsgrenze nach einer beschwerlichen Tour überschreiten. Außer einer verfallenden Scheune finden sie nicht viel. Zurück in dem Kaff geraten sie in Streit und Marta haut ab - geradewegs wieder zu dem alten Bauwerk. Sie begegnet einer dreiköpfigen Familie, die gerade den Weg in die USA hinter sich gebracht hat - und wird gemeinsam mit ihnen gefangen. Felix hingegen besäuft sich und merkt erst tags darauf, dass seine Marta das Weite gesucht hat. Jetzt geht ihm die Muffe und er will sie finden. Während seiner Suche erlebt Marta das Zusammenleben einer extrem seltsamen Familie mexikanischer Herkunft und muss bald erfahren, woraus das Essen gemacht wurde, das ihr an dem Taco-Stand so sehr mundete und woraus das Freizeitvergnügen der Bande besteht. Irgendwann merkt Felix, dass der Laptop von Marta fehlt, auf den sie die Bilder übertragen wollte, die sie mit einer Kamera, die sich in einem Kreuz an einer Kette um ihren Hals versteckt befindet. Er verdächtigt den Motelbesitzer, dass er sie geklaut habe. Nach dem folgenden Rabatz jagt ihn der Sheriff aus dem Ort und Felix fährt in die Wüste, um Martas Spur zu finden, was ihm auch gelingt. Er macht sich auf den Weg - ohne zu ahnen, was ihn wirklich erwartet.
Ay Caramba! Shane McKenzie bietet, was der Klappentext verspricht: Menschenfleisch-Tacos, Todes-Wrestling und Kannibalen-Mexikaner. Nach einem "Giganten"-Prolog stellt er seine beiden wichtigsten Protagonisten vor: Felix ist einer dieser Typen, die in den Arm genommen werden, getröstet werden oder auch weinen gelassen werden wollen. Ein total emotionaler Mensch, der absolut gar nichts von südländischem Machsimo aufzuweisen hat. Marta dagegen erscheint erst wie eine Zicke, die den armen Felix am Gängelband durch die Manege führt. Erst mit der Zeit stellt sich heraus, dass sie zwar innerhalb von Sekundenbruchteilen ihre Launen wechseln und ihren Liebhaber striezen kann, es ihr danach aber immer leid tut. Sie kann halt nicht aus ihrer Haut (Im Gegensatz zu einigen anderen Personen in dem Buch - wenn auch eher unfreiwillig.), sie ist, wie sie ist. Damit sind die wichtigsten Personenskizzen, die nicht den üblichen (US-)Vollhonks auf Auslandstour gleichen, auch schon abgefrühstückt (Wie später die Tacos). Kurz wird das Thema Rassismus aufgegriffen, das in den USA hinsichtlich der illegalen Einwanderer vorherrscht, aber es bleibt auch nicht unerwähnt, dass anscheinend auch jeder ohne es zu wissen, davon ausgeht, dass die Amis Rassisten sind. Die Location erscheint einem wie eines der Käffer aus den Eastwoodschen Dollar-Filmen - in die Moderne versetzt und ohne Eastwood. Dafür erwartet man aber, dass jeden Moment ein Danny Trejo oder Luis Guzman um die Ecke spaziert kommen. Bis dahin ist "Muerte con carne" zwar eher ruhig, aber kommt nie eine zähe oder langweilige Atmosphäre auf. Der Spannungsbogen ist okay, der Schwung bleibt dann bis zum Ende erhalten, sich immer weiter steigernd. Und mit Fortschreiten der Story wird es auch blutiger. Während Sex und Erotik doch eher minimal vorhanden sind (Verglichen mit Werken aus der Extrem-Reihe), gibt es doch so manche Szene, die Ekel hervorruft. Bleibt der zeitweilig noch der Phantasie des Lesers überlassen, hat es später die "Baby-baumel"-Aktion in sich. Im Showdown wird es brutaler und erfüllt eigentlich die Ansprüche an ein Horrorbuch oder eine Schlachtplatte aus dem Festa-Verlag. Tempo und Action stimmen, Blut und Schmodder triefen dann aus den Seiten und machen "Muerte con carne" zu einer unterhaltsamen Lektüre im Borderland-Horror Stil unter der heißen Sonne im Süden der USA. Einzig ein Rezept zu den Gerichten und vielleicht etwas mehr Übersetzung der spanischen Dialoge (Hab leider bestenfalls die Hälfte verstanden, andererseits waren sie für die Handlung nur bedingt wichtig.) hat gefehlt. Aber solide, stilistisch okay und kein Fehlkauf. Ganz nebenbei wurde das erste Kapitel ("El Gigante") mittlerweile in einem Kurzfilm gewürdigt, da dieses mexikanische Wrestling Lucha Libre dort.ja eine riesige Anhängerschar hat und auch etliche Filme existieren.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen