Dienstag, 10. März 2015

Buchreview "Survival Instinct" K. Little

Kristal Little. Auf den ersten Blick wirkt Leighton wie jede andere Stadt auch. Auf ihren belebten Straßen tummeln sich eine bunte Vielfalt geschäftiger Einwohner. Und wie in jeder anderen Stadt auch, leben im Untergrund von Leighton die Ratten. Doch diese Ratten unterscheiden sich von anderen Schädlingen dahingehend, dass sie eine bedrohliche Krankheit in sich tragen. Freunde und Verwandte gehen plötzlich aufeinander los, ein tiefer Schock lähmt die Bevölkerung, als immer mehr Menschen durchdrehen und unglaubliche Gräueltaten begehen. Nun steht sich jeder selbst am nächsten - zu überleben, ist alles was zählt!

Tobias ist mit seinem Chef Lucas Jonas bei einem Konzert im Park von Leighton unterwegs, um dort als Kameramann die Aufnahmen zu machen, die sein großkotziger Boss haben will und die den in einem guten Licht dastehen lassen. Bevor die Kamera läuft entpuppt sich Jonas als unerträgliches Arschloch, der sein Lächeln, das ihn so sympathisch fürs TV-Volk macht, nur für die Kamera und Promis anknipst. Während der Suche nach geeigneten Interviewpartnern fällt ihnen ein Aufruhr in der Menge auf. Menschen drängen von einem Ereignis weg. Jonas muss da natürlich hin. Polizei ist auch auf dem Weg - und wird von einem unkontrolliert handelnden Typen angegriffen. Immer mehr Menschen werden verletzt. Gebissen, wie Tobias feststellen muss. Und sein Chef? Der endet mit einem Schirm in der Brust. Endet? Nein, der steht wieder auf und latscht mit seinem "Brustschirm" auf andere zu und will sie beißen. Fluchtartig bewegen sich alle zum Ausgang, die Wege sind verstopft. Tobias flüchtet im Stage Diving Style über die Köpfe der Menge und kann sich aus dem Park retten. Draußen steht eine Feuerwehrbereitschaft und wundert sich über den Lärm. Einer der beiden aus dem Einsatzwagen steigt aus und wird von einem scheinbar Verrückten attackiert. Da schafft es ein Polizist, sich in den Wagen zu flüchten und gemeinsam mit dem verteidigt sich der Feuerwehrmann Cillian, der sich gerade von seiner Freundin Jessica getrennt hat, die nach Australien will, gegen die blutgierige Meute, die da aus dem Stadion kommt. Und Jessica ist statt in Australien leider noch im Land und wird ebenfalls angegriffen. Zwei Bekannte von ihr erwischt es, sie selbst kann vorerst entkommen. Ebenso ergeht es Abby. Und in einem Kinderheim sitzt Danny, der dort leider immer wieder hin muss, weil sein Bruder Mathias in der Armee war und später in die Security eines Konzerns eingestiegen ist und niemand sich um den Jungen kümmern kann. Auch Danny muss erkennen, dass hier etwas ganz und gar nicht stimmt. Er kommt dann aber bei Alec unter, der nach seinem Dienst fürs Vaterland zwar im Rollstuhl sitzt, aber immer noch wehrhaft ist. Sein Bruder Mathias wiederum macht sich mit seinem Kumpel LeBlanc auf, um seinen Bruder zu holen und vor der Gefahr zu retten. All diese Leute sind auf der Flucht aus der Stadt, die von den Infizierten mehr und mehr eingenommen wird. Nichts ist mehr sicher. Kaufhäuser entwickeln sich zu Todesfallen, die Ausfallstraßen werden schnell von Fliehenden verstopft und die im Stau Steckenden sind eine willkommene Beute für ihre Jäger, die zudem anscheinend nur durch die Zerstörung des Gehirns aufzuhalten sind. Immer wieder müssen sich die kleinen Grüppchen neuen Gefahrensituationen aussetzen, an ihre Grenzen gehen, um zu überleben.

"Survival Instinct" ist Zombiekost mit höheren Weihen als viele Werke dieses Genres. Das Buch ist zwar nicht so "armeelastig" wie bei Craig DiLouie und hat auch nicht den frischen Ansatz und das hohe Tempo eines Jeremy Robinson in "XOM-BI", nimmt sich dafür aber sehr viel Zeit, die einzelnen Charaktere ausführlich zu beleuchten, ohne dabei Langeweile aufkommen zu lassen, da sie ständig in neue Gefahren laufen oder gejagt werden. Alles entwickelt sich kontinuierlich auf akzeptablem bis hohem Niveau. Der Gorefaktor ist dabei okay, ohne allzusehr auszuufern. Sicherlich blutig, aber auch zeitweise sehr menschlich und emotional, nicht nur auf brutales Gemetzel bedacht. Und die Handlung, die sich nach und nach entwickelt, heben "Survival Instinct" wohltuend vom Einheitsbrei dieser Literaturgattung ab. Je näher man dem Ende des Buches kommt, desto mehr Spannung wird aufgebaut, die sich neben dem alltäglichen Überlebenskampf einschleicht. Ich bin echt gespannt auf die Fortsetzung, den zweiten Teil der Trilogie, nach den eingeflochtenen Andeutungen, die Kristal Little da serviert hat. Aus der Zombiekatastrophe wird wohl noch dazu ein echter Thriller mit Actionkinocharakter. Die paar vorkommenden Klischees kann man getrost an den Rand drängen und dass die Apokalypse mal in Kanada ausbricht und von dort aus die Welt verheert, ist ja auch mal ne Erwähnung wert. Stilistisch sauber, zügig, aber ohne Hetze, mit etlichen Kämpfen versehen und bisweilen auch rücksichtslos werden die Katastrophe und die Flucht vor dem Verderben geschildert. Wer anhand der Inhaltsangabe aber auf einen Tierhorror mit infizierten Ratten spekuliert hatte, liegt falsch. Die Ratten haben einen ebenso kurzen Auftritt wie die "Zombiewutzen" etliche Seiten später. Über Gründe des Ausbruchs schweige ich mich denn jetzt auch aus. Selber lesen ist angesagt - wenn man über 660 Seiten für den ersten Teil der Trilogie denn angehen will. Etwas lästig war die "neue, teuflische Rechtschreibreform" von Luzifer, aber der Verlag in Person von Steffen Janssen hat schon Gegensteuern und Besserung beschworen.

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