Dienstag, 28. Juli 2015

Buchreview "Wolfskiller 2 - Treibjagd in Frisco" M. Barry

Mike Barry. Die großen Bosse waren nervös geworden. Da tauchte plötzlich ein Mann namens Burt Wulff in der Drogenszene auf und spielte verrückt. Der Ex-Cop des Rauschgiftdezernats war fest entschlossen, den organisierten Drogenhandel zu torpedieren. Und sein erster Vernichtungsschlag hatte voll getroffen. Burt Wulff musste aus dem Verkehr gezogen werden, ehe er noch größeren Schaden anrichten konnte. Die Killer ölten ihre Kanonen. Aber Burt Wulff wollte noch nicht sterben - nicht, bevor er den großen Schlag in San Francisco gelandet hatte.

Oh ja, hektisch geworden waren die Mitglieder des exklusiven Zirkels der oberen Bosse im Drogengeschäft. Ganz schnell wurden neben den bezahlten Killern auch Informationsbeschaffer aus der Privatwirtschaft und auch dem Dienst an der Allgemeinheit auf die Hintergrundgeschichte des Burt Wulff angesetzt. Was die herausfanden, war durchaus ein guter Grund zur Sorge. Und die ganze Aktion so sinnlos. Denn mit dem Tod von Wulffs Verlobter Marie hatte die Organisation nichts zu tun. Der Mann hätte sogar ein perfekter Soldat für den Mob sein können. Doch die Chance ist vertan, nun muss gehandelt werden. Es geht ein Memo an die Bosse in den anderen Städten und es wird auf die Gefährlichkeit des Mannes hingewiesen und dass er allen tot am liebsten sei. Ähnlich verhält es sich bei der Polizei New York, nur etwas unangreifbarer formuliert, schließlich kann die Polizei ja nicht offen zum Mord aufrufen. Das Alles weiß Wulff natürlich nicht, als er einen der Syndikats-Broker auf offener Straße umnietet und ihm dessen Aktenkoffer entwendet. Dem kann er dann eine weitere Spur entnehmen. Die Papiere führen ihn nach San Francisco, wo eine größere Lieferung ankommen soll. Also hingefahren, ein Zimmer genommen und sofort in die Bredouille geraten. Nebenan liegt ein Mädel vermutlich wegen einer Überdosis Speed in den letzten Zügen. Entgegen seiner gewohnten Kälte, die er seit dem Tod von Marie sein Eigen nennt, will er ihr helfen. Da kommt so ein verlotterter Typ rein, der mit seinen über vierzig Jahren gerne einen auf jugendlich machen würde. Pech für ihn, dass er eine Knarre zieht und Wulff sich wehrt. Jetzt ist der Lotterknabe im frischen Alter von knapp über Vierzig Würmerfutter. Sicherheitshalber zieht Wulff mit dem Mädel, Tamara, in ein anderes Motel. Eigentlich sollte sie ins Krankenhaus, weigert sich aber. Wulff war klar, dass er Aufmerksamkeit erregt hat und sicher bald die ersten Killer auftauchen werden. So ist es dann auch. Einen nietet er sofort um, den anderen zwingt er zum Reden und ihn dann zum hiesigen Boss zu kutschieren. Als sie unterwegs die Leiche des verhinderten Mörders abladen wollen, versucht Trotto, der Fahrer wider Willen, zu flüchten. Zu seinem Leidwesen hat Wulff null Skrupel dem Kerl in den Rücken zu schießen. Also allein zu Severo, dem Boss. Dort erwartet ihn eine Überraschung. Der Typ bietet ihm seine Hilfe an und will selbst aussteigen. Wulff geht wieder, ohne Rache zu üben. Fehler. Selbstverständlich hatte Severo gelogen - und jetzt kommen die Killer fast schon in Schwärmen. Der eine oder andere freischaffende Kopfgeldjäger ist auch darunter. Die Bestattungsunternehmer von San Francisco haben derzeit Hochkonjunktur.

Ob dieser Selbstjustiz in umfrangreichem Maße hatte die Jugendschutzbehörde, damals eh empfindsam wie ein Mimöschen ohne Möschen, bald die Faxen dicke und hat die "Wolfskiller"-Reihe auf dem Index verschwinden lassen. Erst im Jahr 2005 hatte man ein Einsehen und strich sie von der Liste. Was aber auch blieb, ist die äußerst schlampige Umsetzung der Bücher. Ob es nun an der Übersetzung lag oder einfach nur jeder im Tiefschlaf nur so nebenbei so tat, als würde er arbeiten, strotzt dieses wie auch das Vorgängerbuch nur so vor Fehlern. "Landen" statt "Laden" gehört da zu den geringeren Übeln. Wer sich heutzutage über Fehler bei kleineren Verlagen massiv beschwert, dem sei gesagt: Früher war doch nicht alles besser!!! Gegen die paar Schnitzer, die es hin und wieder bei den Kleinverlagen gibt, ist das hier die reinste Fehlerhölle. Es ist also wie immer: Den Publikumsverlagen ist nur am Geld der Kunden gelegen, nicht an ordentlicher Arbeit oder Kundenzufriedenheit. DAS übrigens ist auch heute noch Standard. Zu Wulff in San Francisco. Anfang der 70-er, freie Liebe, Flowerpower, Blumenkinder, Drogenexperimente und - missbrauch, Dirty Harry. Letzterer hat hier keinen Auftritt, dafür aber sein brutaler Gegenentwurf Wulff. Der sorgt dafür, dass der Body Count höher und höher wird. Aber noch hat er sich seine Menschlichkeit zu einem gewissen Teil gewahrt, wie man an seinem Verhalten Tamara gegenüber ersehen kann, doch andererseits hat er auch schon abgeschlossen, will vor seinem zwangsläufig eintretenden frühen Tod nur so viele Gauner wie möglich mitnehmen. Deshalb schaltet er seine Gefühle aus, tötet weiterhin emotionslos und lässt es in San Francisco so richtig krachen. Explosionen, etwas Schiffe versenken gespielt, den Bullen etliche Arbeit abgenommen. Lange Dialoge, emotionale Szenarien mit immens viel Tränen und Rührung, Liebesdramen, tiefgehende Psychogramme oder Charakterzeichnungen sucht man hier vergebens (Okay, ich hab nicht danach gesucht, wollte eh keine finden.). Es geht nur um Wulff und seine Rache, die möglichst actionreich serviert wird und auch kalt gut zu genießen ist. Gradliniger Kracher ohne große Wendungen, stilistisch simpel und literarisch am unteren Ende der Nahrungskette, ABER gerade deswegen einfach zu konsumieren. Wollte ich das? Ja, Nachdem mich Wrath James White ja fast schon angestrengt und somit überrascht hat, wollte ich Kost, die simpler ist als das, was mir da angeboten wurde. Also zurück in den Autorenpool, der Leute wie Cannon, Tidyman oder eben Mike Barry beinhaltet.                         

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