Kolt Raynor war bei einem Einsatz zu sehr von sich selbst überzeugt. Entgegen den eindringlichen Warnungen durch seinen erfahrenen Master Sergeant musste er unbedingt vorrücken - und lief prompt in eine Falle. Nach und nach werden seine Kameraden trotz erbitterter Gegenwehr getötet und er selbst schwer verletzt. Er kann sich gerade noch so in ein Gestrüpp schleppen und so der Entdeckung durch die Feinde entgehen, die zur Sicherheit noch einige Kugeln in die leblosen Körper ballern. Irgendwann sieht er wie durch einen dichten Nebelschleier Menschen auf sich zulaufen - es sind keine Terroristen, sondern ein Hilfstrupp, der ihn rausholen will. Später im Krankenhaus erfährt er, dass ein früherer Trupp, den sein Kumpel TJ anführte, abgeschossen wurde. Den Absturz ihres Helis hat wohl niemand überlebt. Raynor wird aus der Delta Force gefeuert. Die nächste Zeit verbringt er mit Saufen. Er erhält zwar noch einen Job bei einem privaten Sicherheitsdienst, der auch für den Schutz von Tankern zuständig ist, die vor Somalia das Meer durchkreuzen. Auf einem dieser Tanker tut Raynor Dienst - selbstverständlich besoffen. Daher bemerkt er zu spät, dass das Schiff schon geentert wurde. Es gibt Opfer. Er kann die Typen zwar trotz seines Katers vom Schiff jagen, aber seine Verantwortungslosigkeit kostet ihn selbstverständlich wieder den Job. Irgendwann später - Tage, Wochen, Monate, Jahre - wird er in seinem Trailer, der übrigens gewaltig versifft wurde, von einigen Gestalten aus seinem Tran geweckt. Es sind seine ehemaligen Arbeitgeber und ein knurriger Master Sergeant, die seine Hilfe wollen. Nur ihn, weil er verzichtbar ist und man seine Anwesenheit in dem Gebiet, in das er soll, jederzeit verleugnen kann. Der damals abgeschossene Rettungstrupp ist nicht tot. TJ und seine Kameraden leben noch und werden von den Taliban als lebende Schutzschilde genutzt. Deshalb müssen sie rausgeholt werden - und das geht nur unter dem Radar. Raynor wird jetzt eine Tortur des Trainings durchmachen müssen, um wenigstens halbwegs an die alte Leistungsfähigkeit heranzukommen. Nach drei Wochen ist er soweit und ab geht es nach Pakistan. Dort erhält er Unterstützung durch Bob, einen CIA-Mann, der schon lange im Lande lebt und einen Einheimischen namens Jamal. Gemeinsam mit ihnen kann er herausfinden, wo seine Freunde untergebracht sind und startet einen Befreiungsversuch. Er erfährt aber auch von einem ungeheuerlichen Plan, den Al-Qaida und die Taliban ausgeheckt haben, um gegen die USA vorzugehen.
Von der tragischen Figur zum Helden der Streitkräfte. Diese Storyline ist nicht unbedingt neu. Ebensowenig, dass ein Mann nach eisenhartem Training im Alleingang Kriegsgefangene befreien soll. Sei es in Western oder in den geschätzten Vietnam-Krachern um Sylvester Stallone oder Chuck Norris. Gab es auch schon mal. Aber Kolt Raynor wird zumindest zeitweise mit der Verzweiflung über sein Versagen und dann Hoffnung auf Wiedergutmachung ausgestattet, lässt den Leser dessen Niedergang auch im Glauben an sich selbst bzw. dessen nicht mehr Vorhandensein miterleben. Seinen späteren eisernen Willen, die letzte Chance, die er hat zu nutzen. Allen zu beweisen, dass er nicht so heruntergekommen ist, wie es den Anschein hat. So gibt der Autor auch anderen Figuren einen emotionalen Hintergrund, beschreibt die Anforderungen an Geist und Intellekt, seine psychische Gesundheit als Undercover-Agent auf feindlichem Territorium zu wahren - besonders wenn man sich befehlsgemäß angepasst hat an die Sitten des Landes und dann von der CIA oder einem anderen Geheimdienst als unzuverlässig verpönt wird, weil man sich ZU GUT angepasst habe. Seltsame Logik in Spionagekreisen. Auch der einheimische Helfer wird in seiner Motivation, seiner Angst und seinem Spiel mit dem Feuer - und den Sitten und Gebräuchen seiner Heimat - eindrucksvoll skizziert. Auffällig ist aber, dass Dalton Fury sich mit dem Hurra-Patriotismus anderer Kollegen doch merklich zurückhält, ohne natürlich den Protagonisten oder die Truppe bzw. die USA in ihrer Gesamtheit zu sehr in die kritische Pflicht zu nehmen. Folter, Geheimgefängnisse, Söldnerdienste durch sogenannte "private Sicherheitsfirmen" - all das wird als reine Selbstverständlichkeit hingenommen, da folgt kein Wort, das hier die Legalität auch nur ansatzweise anzweifelt. Die Guten und die Bösen werden doch fein säuberlich getrennt und ohne einige Versatzstücke kommt der Autor nicht aus, doch alles bleibt in einem gewissen Rahmen und stößt nicht so übel auf wie bei Patrick Robinson oder teilweise zumindest bei Tom Clancy und dessen Auftragsautoren. Spannungselemente sind trotz der größtenteils hinlänglich bekannten Handlung vorhanden und spätestens zum letzten Drittel hin wird aus den bisher nur punktuell gesetzten Actionsprenkeln ein reines Actionfeuerwerk rund um die "Black Site". Großes Actionkino. Und die Idee des perfiden Plans, der da gegen die USA ausgeheckt wurde, gehört zu den interessanteren der letzten Zeit, da er doch vom üblichen "Wir sprengen die oder das in die Luft" gewaltig abweicht und schon allein dadurch einen Pluspunkt in das Buch einbringt. Finde ich. Im patriotischen Hurra etwas zurückgenommener, temporeicher "America First"-Kracher mit bekannten Storyelementen, aber auch kleineren Überraschungen. Fortsetzung folgt (Hoffentlich - ich mag den Scheiß halt!). 460 Seiten.
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