Samstag, 12. September 2015

Buchreview "Crusher 2 - Ein Netz aus Lügen" N. Leonard.

Niall Leonard. Wenn Finn nach dem Tod seiner Eltern eines gelernt hat, dann die bittere Lektion: Traue niemandem! Mit einem dicken Erbe in der Tasche baut er sich mithilfe seines Ex-Coachs Delroy einen Box-Club auf, um auf eigenen Füßen zu stehen. Doch da verschwindet Finns Rechtsanwältin Nicky mit all seinem Geld. Delroy hat plötzlich seine Schuldner im Nacken – und die sprechen eine tödliche Sprache! Finn muss herausfinden, wo Nicky steckt, und landet abermals in der Londoner Unterwelt, in einem irrwitzigen Netz aus Lügen, Betrug und finsteren Machenschaften.

Zu Geld gekommen war Finn ja im letzten Teil, doch dann musste es auch verwaltet werden. Das übernahm seine Anwältin Nicky. Derzeit betreibt Finn ein Boxstudio mit seinem ehemaligen Lehrer und Kumpel Delroy. Doch eines Tages tauchen in dessen Wohnung zwei Kleiderschränke Marke Mordbube auf, sagen kein Wort und nehmen den TV des Ehepaares mit. Da Finn zufällig anwesend ist, mischt er sich ein, kann einige sehr gute und wirkungsvolle Treffer landen, muss aber dann doch die Flitschen strecken. Und dann erzählt ihm Delroy endlich, was los ist. Er hat sich bei einem Kredithai Kohle geliehen und ist bei den immens hohen Raten schon nach kurzer Zeit im Rückstand. Der heutige Besuch war so etwas wie eine letzte Warnung. Finn also marschiert einfach bei dem Loan Shark durch die Tür und wird sogar angehört. Er schafft es, einen Deal zu machen und die Rückzahlung aufzuschieben. Alles wunderbar - bis Nicky, die einen Zugriff auf Finns Konto noch mit ihrer Unterschrift absegnen muss, spurlos verschwindet. Finn macht sich dran, unterschiedlichste Varianten durchzuspielen, wo sie sein könnte. Befragt ihren Mann, durchstöbert sogar ihre Klientenakten und findet dort so Einiges, das in die Abgründe der menschlichen Seele weist - und auf mögliche Entführer oder schlimmer. Doch damit nicht genug. Delroy wird weiter massiv bedroht, Finn selbst geht das Geld aus und der Kredithai schickt seine Leute los, um Finn klarzumachen, dass das Haus, in dem Delroy wohnt ebenso abbrennen kann, wie das von Finn. Und das Boxstudio?  Vor dem stand einmal eine Menge blitzender und blinkender Schlitten ihrer Kundschaft. Wie gemacht für einen kleinen Anschlag, um die Kunden dazu zu bewegen, sich doch besser andernorts schwitzend zu betätigen und dafür noch zu bezahlen. Kühlerflüssigkeit überm Lack scheint ihren Zweck voll und ganz zu erfüllen - und Feuer eben auch. Finn MUSS Nicky finden, gerät aber an ihre Schwester Susan und den Ehemann Harry. Beide trauern sehr um sie und wollen helfen, wissen aber auch nicht viel. Vielleicht ist sie ja zu ihrer Verwandtschaft nach Brasilien geflogen. Niemand weiß etwas. Doch Finn gibt nicht auf.

Es ist wie bei "Crusher - Traue niemand" wieder "nur" ein Brit-Thriller für Jugendliche, der aber eher an einen stinknormalen Krimi mit etwas Gewalt (einmal gar etwas sehr drastisch für ein Young Adult-Werk) erinnert. Zudem lässt der Autor den netten Finn wieder die gleichen Fehler machen wie zuvor. Ist denn auch nix Neues mehr. In dieser Reihe steckt kein großes Geheimnis, keine riesige Verschwörung. Sie ist eine ziemlich überraschungsfreie Trilogie (Teil drei werd ich mir aber sparen), was für ne Überraschung, hehe, echt jetzt, ne Trilogie? Hatten wir doch schon ewig nicht mehr. Die Story wirkt wie ein Buch, das ein Simon Kernick beiseite gelegt hat als er einsah, dass er es nie an einen Verlag bringen würde. Niall Leonard hat gewagt und zumindest hinsichtlich eines Vertrages gewonnen. Ansonsten beinhaltet es korrupte Cops, ein fettes Psychokid (Hm, bei dem und seiner Familie kann man so etwas wie Sozialkritik erkennen. Man beachte Muttchen mit ihrer Kohle und dem wohlbehüteten Zuhause und der verbrannten Katze usw.), eine Femme Fatale und hin und wieder etwas Härte, wobei mir die Ausweidung eines Menschen für ein Jugendbuch, das "Crusher" ja sein soll, doch schon etwas sehr herb ist. Ebenfalls leicht überzogen scheint mir, dass Finn trotz seines Boxtrainings zwei oder drei Rausschmeißertypen platt macht und dann mit nur einigen Kratzern davonspaziert. Ein älteres Kid, das aber noch nicht so alt ist, dass es ohne Anwaltsunterschrift an sein Geld kommt, bügelt Kerle ab, die doppelt so breit wie ein Schrank sind, ihn um 30 Zentimeter überragen (Körpergröße meine ich) und der Bub wird nur leicht zerfleddert. Hmm? Als Krimi um verschwundenes Geld, Lug und Trug, falschen Fährten und falschen Freunden ganz nett, aber absolut nicht neu. 08/15 Story, die nebenbei bemerkt vor Fehlern strotzt, wie man sie als Krimivielleser schon etliche Male wieder in die Ecke gelegt hat und als "naja, mal nebenbei Lektüre", für die man keine sonderliche Konzentration braucht zu nutzen. Für mich schwankt der Roman aufm Hochseil immer wieder in die eine oder andere Richtung und kann sich nicht entscheiden, von welcher aus er sich nun in die Tiefe stürzen soll. Für die an sich gedachte Zielgruppe stellenweise viel zu derb, für Erwachsene Leser einfach nur Massenware, die dann zuviel Kiddiekrempel intus hat. Ich geb Crusher jetzt auf und such mir was Anderes. Nämlich Matt Ruff, der eine Geschichte mit dem Titel "Mirage" um den 9.11.2001 geschrieben hat, in der Flugzeuge in Bagdad in zwei Türme rauschen und die führend Wirtschaftsmacht Vereinigte Arabische Staaten, als Schuldigen das Entwicklungsland USA ausmacht und nun Truppen in den Osten dieser verruchten Nation schickt, um den Terror für immer auszulöschen. Ein bisserl Alternate History. Klingt ja, als würden Deutsche vor dem Krieg nach Afrika flüchten und Asyl fordern. Wer weiß, DAS kommt vielleicht auch noch. Wäre auf jeden Fall mal ein etwas anderes Romanthema. Hoher Dramaanteil, wenn sie dann ausgerechnet in Israel um Unterschlupf und Versorgung betteln müssten. Und die ehemaligen so guten Freunde und Verbündeten USA und GB schotten(Okay, im Falle von GB ne seltsame wortwahl)  sich ab und verweisen den (Buch-)Kanzler an Putin.

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