Montag, 26. Oktober 2015

Buchreview "Dark Zero" D. Preston

Douglas Preston. Die NASA entwickelt eine Raumsonde zum Saturnmond Titan, die mit einer völlig neuen Software bestückt ist - einer künstlichen Intelligenz namens „Dorothy“. Doch es kommt zum Unglück: Bei einem Testlauf entwickelt Dorothy so etwas wie Platzangst und beschädigt den Tank, in dem das Experiment stattfindet. Flüssiges Methan tritt aus, die ganze Anlage explodiert, sieben Wissenschaftler sterben. Die hyperintelligente Dorothy aber flieht über eine Schnittstelle ins Internet, hält sich dort versteckt und agiert immer eigenmachtiger.

Melissa, geschlagen mit einer unschönen Kindheit, aber unglaublich clever, hat es geschafft ihr Leben halbwegs auf die Reihe zu bekommen und dann den Karrieresprung zur NASA zu schaffen. Nun ist sie zuständig für die Programmierung des Roboters Dorothy, der den Mars erkunden und Daten liefern soll. Die ungewöhnlichen Wege, die sie bei ihrer Arbeit gegangen ist, scheinen sich auszuzahlen und so geht man endlich daran, den Roboter zu testen. Alles läuft rund, man ist begeistert  - bis Dorothy durchdreht und eine Explosion verursacht, bei der sieben Menschen ihr Leben lassen müssen. Melissa gibt sich die Schuld dafür und flüchtet in die Berge. Aber erst, nachdem im Krankenhaus ihre eher oberflächlichen Wunden versorgt wurden und sich Dorothy auf ihrem Laptop meldet. Und das nicht gerade freundliche. Auch Dorothy beschuldigt Melissa einer unglaublichen Tat: Melissa habe sie verraten und jetzt giert Roboter Dorothy nach Rache. Zusätzlich kommen natürlich auch die üblichen Regierungsorganisationen ins Spiel, weil es ja um die Nationale Sicherheit geht. Und wo die Möglichkeit besteht, Geld zu verdienen, sind dann auch die Gangster nicht weit. Und ein Mann, der schon immer in verschiedenen Positionen für die Regierung der Vereinigten Staaten gearbeitet hat: Wyman Ford. Er macht sich auf die Suche nach Melissa und kann sie auch bald finden. Nach einem Gespräch mit dieser sturen Wissenschaftlerin kommt diese tatsächlich mit zurück um zu helfen, Dorothy wieder auf Linie zu bringen. Und Dorothy selbst schwirrt im Netz rum, stellt fest, dass die Menschheit böse ist und überlegt sich, wie sie die schlimmsten davon auslöschen kann. Doch dann trifft sie auf ihrer Flucht den jungen Jacob und alles wird anders.

"Dark Zero" ist irgendwie schon bei "Credo" teilweise verwertet worden. Kam alles recht bekannt vor und auch sein Protagonist Wyman Ford (dessen Kumpel Tom Broadbent aucht auch wieder kurz auf) war damals schon in seinen Romanen aktiv. Nur war er dort auch ein wildniserfahrener Mann, während er jetzt eher wie ein Stadtmensch ohne Kennntis der Natur auftreten muss. Auch damals wurde in ähnlicher Weise über Programmierung ein Kontakt hergestellt und etwas machte sich selbstständig. Und Melissa: muss selbstverständlich einen Hintergrund haben, der ausreicht sie als gereifte Person darzustellen, deren Intelligenz schließlich über ihre früher kleineren kriminellen Delikte und ihre Unreife siegte. Schön und gut. Eine Frau also, die ihren Weg gefunden hat und sich nichts mehr bieten lässt. Etwas schräg und verschlossen zwar, aber herzensgut. Und dann versaut er den Eindruck wieder, indem er sie als Superblondine schildert, die sich ihren Weg durch diverse Betten gebahnt hat und selbstverständlich keinen ausließ, der ihr hätte nützlich sein können. Musste Douglas Preston also doch zu trivialen Mitteln greifen. Und das passiert noch öfter. Ein Szenario in Arizona schien geeignet, die Polizisten, die Wyman und Melissa aufhalten wollen, als übelste Rednecks zu schildern: fett, fies, hinterhältig oder dünn, ungewaschen und brutal. Auf Nuancen hat der Autor überall gerne verzichtet. Und der sonstige Inhalt ist gewürzt mit einer kleinen Prise "Wargames", einem kräftigen Happen "Nummer 5 lebt" und gaaaanz viel Steven Spielberg. Wenn Jacob seinen Roboter in eine Decke einschlägt und vor den Bösen flüchtet, wartet man nur darauf, dass es da blökt "....nach Hause telefonieren...". Kleine, niedliche Roboter, Kiddies, die dem helfen und Eltern, die nichts verstehen und selbst Probleme haben - in -zig Spielberg-Filmen sehen müssen. Taschentücher raus, oberflächliche Emotionalität für die Massen wird geboten. Die kurze Diskussion über die Menschheit und Religion geht im Prinzip im ganzen Gemenge schnell unter. Und genau so wird auch die Motivation des verbrecherischen Börsenhais geschildert. Mal ein paar Begriffe aus der Welt des Parketts hingezaubert, Modelle kurz angerissen und die Gefahr der Manipulation durch Computer nebenbei erwähnt, um dann alles nur auf Geldgier (Der Gangster) oder Gewalt (Waffentechnik, Militär, Präsident) hinauslaufen zu lassen. Spannung ist so ziemlich Fehlanzeige, die Bösen werden aus dem Verkehr gezogen und abgesehen von denen haben sich am Ende alle wieder ganz doll lieb und sämtliche Probleme, die vorher da gewesen sein mögen, haben sich in Luft aufgelöst. Nur das letzte Kapitel lässt noch ein leichtes Schaudern zurück ob der Möglichkeiten, die sich bieten könnten, ABER all das ist Millionen Lichtjahre von einem Daniel Suarez entfernt. "Dark Zero" ist recht belanglose Unterhaltung für die Pausen auf Arbeit oder um zwischen zwei Filmen mal kurz auf andere Gedanken zu kommen, die man schnell wieder beiseite schieben kann. Gelesen und dann vergessen. Wer sich mit einer leicht lesbaren Lektüre, die unangestrengt daherkommt und kaum etwas an Aufmerksamkeit vom Leser fordert und dem Schreiben nach Vorlage genügt, sich nicht an den vielen bekannten Mechanismen stört und einfach nur abschalten will, dabei auch keinen Actionüberflieger erwartet und sich wie bei übelst billigen deutschen TV-Serien nur berieseln lassen will, der liegt hier richtig. Vielleser, denen das Geschilderte schon allzu bekannt vorkommt, sollten es lassen - außer das Bekannte hat ihnen gut gefallen.

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