Samstag, 28. November 2015

Buchreview "Der Campus" M. Geaney für T. Clancy

Mark Greaney basierend auf Figuren von Tom Clancy. Dominic Caruso, Neffe von Präsident Jack Ryan, ist Agent der Geheimorganisation Campus, die gänzlich inoffiziell operiert, vorbei selbst an CIA und NSA. Er ist der einzige, der verhindern könnte, dass Amerikas sensibleste Geheimnisse dem Feind in die Hände fallen? Aber wer genau ist der Feind?

Dominic Caruso ist zurzeit in Indien, wo er bei einem ehemaligen Agenten der Israelis eine Ausbildung in deren Kampfmethoden erhält. Er und sein Lehrer kommen gerade von einem Nachtlauf zum abgelegenen Haus des Mannes zurück, als sie mehrere Männer sehen, die dort eindringen wollen. Es sind Leute von der Hamas, verstärkt durch jemenitische Selbstmordattentäter mit Sprengstoffgürteln. Sie hatten aus einer Quelle erfahren, wo der Israeli lebet, einen Kutter in ihre Gewalt gebracht und dann Kapitän und Mannschaft getötet als sie ihr Ziel erreichten. Jetzt wollen sie den Feind und dessen Familie auslöschen. Caruso dringt mit seinem Lehrer in das Haus ein. Dom kümmert sich um die Gegner im Erdgeschoss, während der Israeli seine Familie im Obergeschoss retten will. Doch dort zündet einer der Typen seinen Sprengstoffgürtel. Der Israeli und seine Familie sterben, Caruso wird schwer verletzt und drei Angreifer können entkommen. Caruso findet sich im Krankenhaus wieder - mit einem Polizisten neben seinem Bett, der ihn befragen will. Als der Cop gerade etwas forscher nachfragen will, da Carusos antworten ihm viel zu vage sind, wird er von seinem Chef zurückgepfiffen. Aus den USA kam die Aufforderung, Caruso in Ruhe und ausreisen zu lassen. Also kuriert der dann später seine Verletzungen in seiner Wohnung aus, muss sich aber dann auf die Pirsch nach einem Weib machen und gerät in eine Kneipenkeilerei, die er trotz seiner Wunden gewinnt. Während Caruso sich also dämlich verhält, versucht man in Geheimdienstkreisen herauszufinden, wer hier Informationen nach außen dringen lässt. Ethan Ross gehört zu den Verdächtigen - mit Recht. Gibt er doch tatsächlich Geheiminfos an Außenstehende weiter. Aber er fühlt sich sicher genug, sogar einen Lügendetektortest zu überstehen. Und am Flughafen reisen einige Personen aus Ländern in die USA, denen man durchaus zutrauen könnte, dass sie diese Informationen gerne verwerten würden. Bald sind Israelis, Iraner, Russen und selbstverständlich die Amerikaner hinter Ross her, der sich mit weiteren Daten Richtung Venezuela abgesetzt und sogar einige dort tätige Agenten der USA preisgegeben hat. Es beginnt ein Wettlauf um das Leben von Ross und um alle Geheimnisse, die er noch auf seinem Computer hat.

Dass ich den Namen des Verräters schon in der Zusammenfassung präsentierte liegt daran, dass man den schon auf dem Klappentext preisgibt und somit dieses Spannungselement eliminiert hat. Da hab ich mir auch keine Zurückhaltung auferlegt. Aber das ist nicht der einzige Mangel bei diesem Buch. Grob gesagt, ist es eigentlich schon seine pure Existenz. Mittlerweile dürfte ja schon weitläufig bekannt sein, dass die Romane nicht mehr von Tom Clancy, sondern von Vertragsautoren verfasst werden. Hier ist es erneut Mark Greaney, der sich damit keinen Gefallen getan hat. Von einem "echten" Clancy weit entfernt, versucht der deutsche Verlag dann wenigstens noch mit einem ("deutschen") Titel den Leser dahingehend zu manipulieren, dass der glaubt, es ginge um die Gruppe des "Campus" statt den Originaltitel zu übersetzen. Selbstverständlich tauchen weder vom Campus irgendwelche Leute noch die Ryans oder andere von früher bekannte Figuren auf. An Stelle von Mark Greaney hätte er besser den Namen Alan Smithee (auch wenn der schon vor Dekaden aufgeflogen ist) verwendet und seine Hauptfigur John Doe genannt - so wenig hat diese Story mit dem Campus und Tom Clancy zu tun. Eher scheint mir die Figur des Ethan Ross ebenso wie die Anmerkungen zu Anonymous dazu angetan zu vermuten, dass man hier einfach die Chance genutzt hat, um mit Snowden und Wikileaks abzurechnen und ein bisschen zu diffamieren, Whistleblower als Verräter darzustellen (da stimme ich sogar zu, Whistleblower ist nur einer dieser bekloppten politisch korrekten Begriffe), naiv und eine Gefahr für die Heimat. Ansonsten herrscht auch immer schön die gute alte Schwarz-/Weiß-Malerei. Der heldenhafte und verwegene Dom, dem die Frauen reihenweise zu Füßen liegen - und um a) die langatmigen Szenarien in Washington etwas aufzupeppen und b) seinen Mut und Schlag bei Frau NOCH deutlicher zu machen, gab es noch Barkeilerei, in der er trotz Verletzungen noch drei Brocken von Kerlen plättet, um eine Dame in Not zu retten. Daneben erscheint es auch irgendwie seltsam, dass sich die Amerikaner immer als die Aufrechten und Ehrlichen skizzieren und im gleichen Atemzug stolz auf ihre sogenannten Gruppen sind, die unrechtmäßig und unkontrolliert im Schatten agieren. Dazu kommen diesmal noch die unheimlich netten und liebenswerten Israelis, die niemals etwas Unrechtes tun würden. Auf der Gegenseite erscheinen dann diese finsteren und verlogenen Feinde, die ihre Selbstmordattentäter als Trottel bezeichnen (Soll wohl irgendeine psychologische Wirkung auf Leser haben, die darin etwas Wahres erkennen sollen - selbst die eigenen Leute nehmen die Terroristen nicht für voll) und Unterstützer oder Verräter als naiv, weil sie so gutgläubig sind. Die 560 Seiten sind ein Ausbund an Oberflächlichkeit, der größtenteils sogar die Spannung abgeht. Zumindest wird es so ungefähr ab Seite 380 nochmal etwas hektischer, kommt Dampf unter den Kessel, ist wenigstens etwas Action zum fast eingedösten Leser. Das hält dann wach bis zum vorhersehbaren Ende. Die Figurenzeichenung ist recht flach, selbst Mark Greaney war da schon besser. Es ist aber so, dass die Co-Autoren (Auch bei Cussler, Patterson, Ludlum und Konsorten) immer in ein gewisses Korsett eingezwängt sind und ihren eigenen Ideen nun keinen freien Lauf lassen können. Und die Verlage bezeichnen ihre Top-Autoren (verstorben oder nicht) ja mittlerweile als Marke - wie den Lieblingskaffee oder das bevorzugte Klopapier. Da muss man sich nicht wundern, wenn Scheiße bei rumkommt. Etikettenschwindel im Handel ist ja auch schon bekannt. Ich sag mal, dass die rund 23 Euro für das Buch entschieden zuviel sind und selbst ein Taschenbuch muss man nicht sofort erwerben, eine günstige Gebrauchtausgabe reicht da völlig. Ohne die Schlagworte Clancy, Greaney und Campus wäre dieses Buch sofort im unteren Mittelmaß versunken, ein Fall für den Grabbeltisch oder gar nicht erst aufgelegt worden. Ach ja, da ist ja noch das Lektorat - im Impressum übrigens nicht erwähnt. Hab ich vor nicht allzu langer Zeit mit einem Lektor eine kleine Diskussion gehabt, weil ich entdeckte Fehler dem Verlag gemeldet hab zwecks Möglichkeit zur Ausbesserung für eine weitere Auflage, so diese denn kommen sollte, muss ich ihm jetzt auch zugestehen, dass er in einem Punkt sehr richtig lag. Nicht nur, dass man bei den großen Verlagen kein Lektorat erwähnt, man erliegt schnell dem Verdacht, dass es gfar keines gab. Die Fehlerquote hier ist sehr hoch und wenn Namen (David statt Dominic) verwechselt werden, ist es extrem nervig. Oder gegen Ende als Dominic "dem Mund auf die Schulter schlägt". Meine Fresse, pennt ihr beim Lektorieren? Das fällt doch auf. Okay, das Fazit dieses Dramas ist - wer es nicht unbedingt als Die Hard-Fan haben MUSS, soll die Finger weglassen. Das Buch würde nur bedingt als Stand-Alone taugen, als Clancy eher gar nix. Leider geht das Drama für ich persönlich sicher bald weiter. Mark Greaney hat noch weitere Bücher für die Erben Clancys verfasst - und ich werde wohl wieder nicht widerstehen können. So macht man sich seine Probleme selbst.

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