Montag, 27. Juni 2016

Buchreview "Gehässige Geister" S. Blackmoore

Stephen Blackmoore. Das Leben von Nekromant Eric Carter läuft nicht gerade optimal. Seine unfreiwillige Heirat mit der Todesgöttin Santa Muerte verändert seine Kräfte, verändert ihn. Zwar gelingen ihm einige Zauber jetzt mit einem Fingerschnippen, dafür hört er Stimmen, die er nicht hören sollte. Eric zweifelt an seiner Zurechnungsfähigkeit. Keine tolle Prognose für jemanden, der tägöich mit den Toten spricht. Während er nach einem Weg sucht, das Band zwischen ihm und Santa Muerte zu lösen, wird er zur Zielscheibe eines Psychopathen, der das Aussehen und die Erinnerungen von Menschen stiehlt ― und sich in ihre Haut kleidet. Erik hat alle Hände voll damit zu tun, seine eigene zu retten.

Eric ist nach seiner Rückkehr nach Los Angeles nicht gerade freundlich empfangen worden. Der Tod seiner Schwester, den er aufklären und rächen will, war nur der Beginn eines Trips in die Hölle. Er wird in ein Bündis mit Santa Muerte gezwungen, das ihm zwar neue Kräfte verleiht, ihn aber auch in eine Situation bringt, in der er nur verlieren kann. Der Tod seines Freundes Alex trifft ihn auch ziemlich hart und treiben ihn die Stimmen, die er nun hört, langsam aber sicher in den Wahnsinn. Was ihm aber dann endgültig auf den Geist geht, ist der Russe Sergei, der hautraubende Psycho, der den Leuten nicht nur diese nimmt, sondern auch die Erinnerungen. Und er ist hinter Eric her. Und er hat da noch nicht erfahren, dass dieser verrückte Russe ein unheimliches Obsidianmesser hat, das wundersame Dinge vollbringen kann. Bei dem wilden Szenario um Flucht und Jagd müssen etliche Menschen, nicht mehr Menschen und Geister ihr Leben bzw. ihr Dasein lassen. Und selbst auf dieser Ebene der Welt gibt es die Intrigen, die scheinbar überall gesponnen werden. Eric hat guten Grund an allem zu zweifeln, was er so sieht, hört oder wahrnimmt. 

Dieser Dark Fantasy-Roman ist der dritte Band aus der Reihe um Eric Carter. Ein vierter soll folgen, aber das Erscheinen im Original ist auch erst für 2017 angekündigt, es wird also dauern. Verändert wurde das Erfolgsrezept der ersten beiden Bücher selbstverständlich nicht. Auch "Gehässige Geister" ist ein wilder Mix aus unerwarteten und völlig verrückten Ereignissen und stellenweise trockenem Humor. Vogelwilde Einfälle hinterlassen trotz des zumeist düsteren Tonfalls der Geschichte schon das eine oder andere Lächeln auf dem Gesicht des Lesers. Carter ist nun auch nicht gerade der typische Held einer solchen Mär, eher die Marke Drückeberger und der leichte Weg ist ihm grundsätzlich lieber als sein Leben für was auch immer aufs Spiel zu setzen. Sein Pech - die Probleme kommen immer wieder zu ihm und da muss er durch. Irgendwie ist er eine Art tragischer Held wie dereinst Hank Thompson bei Charlie Huston. Egal was er unternimmt, um seinem Schicksal zu entgehen, immer wieder wird ihm eine Rolle aufgezwungen, auf die er nicht die geringste Lust hat. Statt im Thrillermilieu wie Hank ist Eric eben in der Fantasy unterwegs. Das Buch hat auf jeden Fall Tempo und viele lobenswerte Ideen und ist für ein Werk aus dem Mainstream der Verlage auch an mancher Stelle recht heftig und blutrünstig. Bei spezialisierten Verlagen außerhalb der Laufkundschaft wäre es aber eher der sanfteren Ecke zuzurechnen. Es tauchen massenhaft weibliche Figuren auf, die allesamt nicht zu unterschätzen sind und dem armen Eric ständig Schwierigkeiten bereiten und auch diverse Überraschungen bereithalten. Manchmal nerven die vielen Figuren und die mannigfaltigen Beweggründe, um dem Helden Schwierigkeiten zu bereiten, rätselt man fast rum, wer nun warum wer ist. Zum Russen kommt plötzlich eine Russin, ein Fall lköst sich derart schnell in Wohlgefallen auf, dass man sich fragt, welchen Sinn das ganze Trara darum überhaupt sollte und das offene Ende (eigentlich bleiben mehrere Handlungsstränge offen) macht das Warten auf den nächsten Band auch nicht leichter. Was mal wieder negativ aufgefallen ist, ist die tatsache, dass man bei den Großverlagen nicht in der Lage zu sein scheint, auch nur den Klappentext fehlerfrei zu halten. Da wird aus Eric kurz mal Erik - und im Buchtext selbst ist dann auch so der eine oder andere Lapsus drin. Und dass die Publikumsverlage auf Hinweise reagieren, die solche Fehler vielleicht für eine weitere Auflage ausmerzen könnten, hab ich mir längst abgeschminkt. Darauf wird nicht reagiert. Wenn ich schon den vollen Preis zahlen soll, will ich gefälligst auch vernünftige Ware. Wenn Handwerker keine gescheite Arbeit abliefern, meckert man ja auch und fordert Korrektur. Nur Politiker sind anscheinend noch so beratungsresistent wie Großverlage. Sieht man dann ja auch an der Beliebtheitsskala. Ich habe bis auf drei Exemplare übrigens keine Rezensionsware von Verlagen erhalten und schon gar nicht erbeten. Da soll es den einen oder anderen geben, der dafür auch eine entsprechende Würdigung des Buches erhofft. Dann lieber mein Geld ausgeben und im Eventualfall auch die Freiheit zu haben, eine schlechte Kritik abzugeben, wenn das Buch halt nicht gefallen hat.   
Übrigens hat das Buch durchaus auch was zu meiner miserablen Bildung beigetragen. "Rikoschettieren" kannte ich tatsächlich bisher noch nicht. Okay, als Ableitung aus dem Englischen und im Bezug auf den Text war es nicht schwer zu deuten, aber ich habe es für so eine neue Eindeutschung eines englischen Begriffs gehalten. Von wegen - es wurde mir als veraltet angezeigt. Da hätte ich es eigentlich kennen MÜSSEN.

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