Donnerstag, 25. August 2016

Buchreview "Die letzten Tage des Condor" J. Grady

James Grady. Ronald Malcolm, Codename Condor, ist inzwischen bei der CIA ausgeschieden, wird aber weiterhin von Homeland-Security-Agenten überwacht. Als er eines Tages nach Hause kommt und einen dieser Agenten tot in seinem Wohnzimmer vorfindet, weiß er, dass jemand ihm etwas anhängen möchte, weil dieser glaubt, er wisse zuviel. Condor flieht und die Jagd auf ihn beginnt.

Condor aka Vin hat einige Zeit in einer Agency-Klinik für geistig verwirrte Mitarbeiter verbracht. Aber irgendwann hat man ihn freigelassen, ihm sogar einen Job in der Kongressbibliothek besorgt. Was aber nicht heißt, dass man ihm traut. Er wird natürlich weiterhin von Homeland überwacht und kontrolliert. Zudem hat er so einige Auflagen zu erfüllen, die sein Leben zwar etwas einschränken, ihm aber wenig ausmachen. Die Agenten, die zur Überprüfung kommen, sind dann auch recht unterschiedliche Charaktere. Wo das eine Team freundlich und eher zuvorkommend ist, kann ein zweites durchaus sehr grobmotorik und böswillig sein. Als er dann einen dieser Grobmotoriker bestialisch ermordet in seinem Wohnzimmer findet, als er von der Arbeit kommt, ahnt er, dass er fliehen muss. Bald bekommt er Unterstützung durch Faye, die Partnerin des ermordeten Agenten. Doch es ist immer noch kein Hauch eines Fortschrittes zu erkennen, den ihre Bemühungen Licht ins Dunkel dieser verzwickten Angelegenheit zu bringen, vielleicht nutzbringend an den Tag zerren könnten. Stattdessen gibt es Anschläge auf sie, Täuschungen und ständige Hetzjagd auf sie, da es in Washington von Überwachungskameras und Agenten der verschiedensten Dienste nur so wimmelt.

Man erinnert sich noch an das erste Buch "Die sechs Tage des Condor", das als "Die drei Tage des Condor" mit Robert Redford und Cliff Robertson verfilmt wurde. Da gab es durchaus den Unterschied, dass der Film mehr Schwung hatte als das Buch. Und nun - 40 Jahre später - ist Condor schwer gealtert. Und Robert Redford übrigens mit ihm. Dennoch fiel es mir schwer, diesen Condor mit der Figur von Redford zu verbinden. Dieser Condor ist ein wirrer und alter Mann, der eine umfangreiche Hausapotheke sein Eigen nennt, der Pillen für den Stuhlgang ebenso benötigt wie zu dem Zweck, den Tag mit klarem Verstand durchzustehen. Man hat fast Mitleid mit dem Ex-Agenten. Der Stil von James Grady hingegen ist mehr als nur gewöhnungsbedürftig. Mal haut er Schachtelsätze raus, als würde er AGBs verfassen, die durch mannigfaltiges Geschwafel versuchen, Verstöße gegen das Vertragsrecht zu verbergen, dann liefert er ein Wortstakkato ab, gegen das ein Reilly, Winslow oder ein Ellroy wie ausufernde Schwätzer wirken. Tempo kriegt er damit leider absolut nicht ins dritte Buch um den Agenten, der damals wider Willen in die Kälte musste. "Die letzten Tage des Condor" ist keiner der üblichen Thriller, es ist eine Krankenakte. Krank ist nicht nur der Protagonist mit seinen vielen Pillen gegen alles mögliche, krank ist auch die Gesellschaft und besonders der paranoide Staat, der in jedem Bürger einen Feind sieht und daher mittlerweile zum Überwachungsstaat geworden ist. Nach dem 11. September sollten die Geheimdienste via Homeland zusammenarbeiten, die Erkenntnisse teilen, doch das ist weit von der hier geschilderten Realität entfernt. Die Spione trauen sich gegenseitig nicht, spähen sich gegenseitig aus. So weit, so gut. Agentenromane im Old School-Style brauchen schon etwas Verzwicktes, nicht unbedingt eine klar erkennbare Trennung von Gut und Böse wie z. B. die wunderbaren Actionkracher amerikanischer Prägung sie beinhalten, die mit höchstem Tempo protzen können und den Leser durch die Zeilen jagen. Robert Ludlum beherrschte das nahezu perfekt, den Agenten in eine undurchsichtige Situation zu bringen und die Methoden der Dienste anzuprangern und dabei doch unterhaltend zu bleiben. James Grady gelingt das leider nicht. Sein Buch liest sich zäh. Auch weil er seinen alten Condor immer wieder in dessen Phantastereien abgleiten lässt, plötzlich Personen und Schauplatz wechselt und Aufmerksamkeit vom Leser fordernd. Aber irgendwie konnte er mich nicht überzeugen und ob ich nun das sich in Arbeit befindende "Next days of the Condor" wirklich kaufe, steht noch in den Sternen. Meine Empfehlung zu dem Buch: Guckt lieber den alten Film, denn die Lektüre ist schwer verdaulich und langatmig, erzählt die alte Story nur etwas modernisiert, aber immer noch wenig flott.

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