Sonntag, 28. Mai 2017

Buchreview "Akt des Terrors" M. Cameron

Marc Cameron. Von Küste zu Küste erlebt die amerikanische Nation eine neue Welle des Terrors: Ein Pilot will ein Flugzeug zum Absturz bringen … In der Zentrale des CIA beginnt ein Direktor einen mörderischen Amoklauf ... Ein Polizist schießt in einem Stadion auf wehrlose Fans ... Special Agent Jericho Quinn glaubt nicht an so viele Zufälle. Er vermutet hinter all den Selbstmordanschlägen ein ausländisches Terrornetzwerk. Und die Täter, obwohl Amerikaner, scheinen verdeckte Agenten zu sein, ausgebildet für einen einzigen Zweck: die völlige Vernichtung Amerikas. Quinn kann weitere Anschläge nicht verhindern - und er steht schon von Anfang an auf der Todesliste …

Quinn, seine Ex und sein Bruder sind in Alaska mit den Motorrädern unterwegs nach Anchorage, wo ein ihre überaus talentierte sechsjährige Tochter auf der Bühne ein Musikstück der äußerst schwierigen Art interpretieren soll. Quinn hat schon während der Fahrt Zoff mit Kim, seiner Ex-Frau, aber als plötzlich ein Killerkommando die Veranstaltung überfällt, erlaubt sie ihm zwar die Gesellschaft und besonders ihre Tochter zu retten, ist danach aber wie ein Furie und will nichts mehr mit ihm zu tun haben. Andernorts machen sich in der CIA-Zentrale einige Personen, auch Agenten sind dabei, bereit, ihre Kollegen, die sie für Freunde hielten, skrupellos und ohne Vorwarnung zu erschießen. Bis Ronnie Garcia auftaucht. Wie auf dem Schießstand schaltet sie einen Angreifer nach dem anderen aus. Doch das bleiben nicht die einzigen feindlichen Aktione auf dem amerikanischen Kontinent. In Afghanistan nimmt Journalistin/Spionin Karen Hunt an einer Operation im Gebiet der Taliban teil, bei der sie später erkennen muss, dass der Gegner clevere Schachzüge in der Hinterhand hat. Sie und zwei Soldaten werden entführt und in irgendeinem Loch gefangen gehalten, ohne den Grund dafür zu erfahren - noch nicht. Als in den USA die Anschläge immer mehr werden, man nicht hinter die Fassaden der Attentäter blicken kann, werden Quinn und Ronnie gemeinsam auf den Fall angesetzt.

Ich fang mal mit einem Punkt an, der mich in derartigen - von mir sehr geschätzten - Werken gewaltig nervt. Die Angehörigen der Protagonisten bis runter zum kleinsten Baby sind fast jedesmal tapferer, mutiger und wehrhafter als Erwachsene oder ausgebildete Vertreter der Staatsmacht. Hier räumt ein sechsjähriges Wunderkind am Instrument seiner Wahl auch noch einen Terroristen ab. Später halten sich eine Schwangere und deren sechs Blagen aber sowas von standhaft gegen zwei Kraftmeier der Gegenseite, dass es doch schon fast widerlich wirkt, wie hier die sogenannte "richtige" Seite glorifiziert wird. Auch sonst wird hier "Schwarz" und "Weiß" fein säuberlich getrennt, die Bösen werden weinerlich, wenn man sie erwischt, die Guten gehen stolz und erhobenen Hauptes ihrem Schicksal entgegen. Bei derartigen Genreperlen bin ich Patriotismus und Propaganda ja gewohnt, macht mir in wohldosierten Mengen auch gar nix aus, solange die Action stimmt, aber wenn es übertrieben wird, wirkt es nervig. Auch so der Running Gag mit den fehlerhaft zitierten Sprichworten. Einmal ist okay, aber damit ständig den Leser quälen und den Feind ins Lächerliche ziehen, weil der aufrechte Amerikaner seine Sprache ja kennt (Gerade die: wie nennt man einen Menschen, der höchstens nur eine Sprache spricht? Amerikaner.).

Die Story ist - abgesehen von dem vorhergehenden Abschnitt - ziemlich gelungen und wenn man an diverse Ereignisse oder Entscheidungen der letzten Jahre denkt, auch gar nicht so abwegig. War die Manchester-Sau doch ein konvertierter Brite, lebte der Mörder von Berlin jahrelang ungeschoren in Deutschland, obwohl er abgeschoben werden sollte. Ebenso ergeht es in diesem actionreichen Reißer auch den Behörden und Bürgern. Die Staatsdiener und Sicherheitsorgane haben die Entwicklung verpennt und auf Gutmensch gemacht und büßen mussten es Unbeteiligte, die ein Konzert oder einen Weihnachtsmarkt besuchten. Über 440 Seiten wird hier eine Hatz in kargen Gebieten mit rasanter Acion in den USA gemixt. Die Zeit vergeht beim Lesen wie im Flug und die Handlung inklusive der geschickt gesetzten Cliffhanger machen das Buch zu einem der berühmten Page Turner. Der Verlag - FESTA - hat ja auf die Flut der neuen Actionautoren reagiert und seine Reihe nun Festa Action genannt. Reihen, die das Programm nur verwässern würden, werden entweder ausgemerzt oder solo gebracht. So geschehen mit "Longmire" und anderen. Crime und Thriller scheinen keine Chance mehr zu haben, auf Hardboiled wie von Dan Simmons braucht man nicht mehr hoffen. Zumindest derzeit nicht. Dafür gibt es die neue Reihe "Festa Dark Romance". Nun gut. Preis des Erfolges, die Mechanismen des Geschäfts greifen im positiven wie im negativen Sinn. Ich werde mir aber weiterhin meine Actioner gönnen und wenn ein paar gescheite Horror- oder Krimielemente drin sind, bin ich auch dabei.                         

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