Mittwoch, 31. Januar 2018

Buchreview "Der letzte Ausbruch" R. Hawkins

Rich Hawkins. Eine Seuche hat das Land heimgesucht. Fliehen und verstecken. Schutz suchen. Nicht in Panik verfallen. Doch der Virus wird dich finden. Nachdem sich eine Plage in Großbritannien breitgemacht hat, müssen vier alte Freunde quer durch das chaotische, vom Krieg erschütterte England heim zu ihren Familien. Doch zwischen ihnen und ihrem Zuhause befindet sich das Areal derer, die vom Virus befallen sind – kannibalische, mutierte Monster, deren einziges Verlangen es ist, weitere Menschen zu infizieren und zu fressen. Der letzte Ausbruch findet statt.

Ebenso wie der Text auf der Rückseite deutet auch der kurze Prolog nur an, was da auf die Briten - oder die gesamte Menschheit - zukommt. Demzufolge bleibt es für den Leser auch längere Zeit unergründlich, wenn er den vier Burschen auf dem Weg zu einem abgelegenen Ort mit Haus folgt, wo sie für einen von ihnen - Joel- einen Junggesellenabschied geplant haben. Nichts deutet auf Probleme hin und die Kerls haben einige Zeit ihren Spaß. Neben dem treuen Joel sind da noch der ernste Frank, der mit seiner Frau ein Kind verloren hat, der übergewichtige, bei seiner Mutter lebende Ralph und zuletzt Magnus, dessen Frau bipolar ist und die er dennoch innig liebt. Für alle, auch wenn es nie einer zugeben würde, eine Auszeit von ihren Problemen. Doch je länger das Geschehen dauert, umso mehr Einblick erhält der Leser in das Leben der vier Freunde - und nicht alles ist erfreulich. Was da so unter der Oberfläche schlummerte, erweist sich als immer schlimmer. Dennoch halten die vier Mann zusammen, selbst als sie getrennt werden, sorgen sie sich um die anderen. Wer auf eine Zombieplage oder eine Alieninvasion gehofft hatte, sollte trotz oder sogar wegen des Titelbildes und der Inhaltsangabe seine Erwartungen in eine andere Richtung lenken. Die Spannung in dieser Story baut sich langsam auf, offenbart nicht, was Magnus widerfahren ist oder was er da Seltsames am Himmel gesehen hat, als er nach draußen lief. Er wird danach zwar immer kränker, aber die Freunde kümmern sich und hoffen, dass er bald wieder gesund wird. Doch irgendwann müssen auch sie mal das Haus verlassen und feststellen, dass kaum noch Menschen unterwegs sind oder dass in einem abgelegenen Gehöft ein Gemetzel stattgefunden hat, das vermeintlich niemanden kümmert. Dort finden sie die versteckte Florence, die das Grauen überlebt hat und in ihrer kindlichen Weise erzählt, was vorgefallen ist. Jetzt wollen die Männer nur noch nach Hause zu ihren Familien und das Mädchen mitnehmen, sie werden dabei getrennt, finden aber dann wieder zusammen - und jeder hat eine andere grausige Erfahrung machen müssen. Etwas überfällt ihre Welt, macht die Menschen zu richtigen Monstern, von denen Ralph meint, dass sie vermutlich ehrlicher sind, als die gesunden und lebenden Menschen.Sie streiten nicht, sie lügen nicht, streben nicht nach Reichtum und plündern dabei die Schwachen aus, sie laufen nicht jedem medial geförderten Trend hinterher, sie machen unter sich keine Unterschiede nach Hautfarbe, Sprache, Religion, Einstellung oder halten sich für die einzig Allwissenden, sind nicht beleidigt, werden nicht wütend. Sie sind einfach, was sie eben sind - oder geworden sind, durch das, was die Welt zu vernichten droht. Ist es nur eine Epidemie oder schon eine Pandemie? Macht es Sinn, um einen Platz in den Schiffen der zur Rettung gekommenen Armee zu kämpfen? Man kann als Vielleser dem Buch vielleicht ein paar wenige Attribute von Tim Currans "Zerfleischt" oder Craig DiLouies "Dead"-Reihe zugestehen, wenn nicht nur simple und torkelnde Zombiemassen die "Letzten der Aufrechten" fressen wollen. Mit der sich bald steigernden Action werden auch die Begegnungen mit seltsamen Veränderungen mehr (siehe Cover), die Gefahren größer, die Armee überlegt, ob sie nicht bald eine Atombombe einsetzen muss, da ihre normale Massenvernichtungsmaschinerie hier nicht greift und sie noch nicht einmal mehr Flüchtlingscamps beschützen kann - eher werden Schützlinge und Beschützer niedergemetzelt. Bleibt da noch Hoffnung? Wollen die Betroffenen oder die Verschonten überhaupt noch Hoffnung?Wollen sie weiter in ihren Sorgen leben? Das sind die dramatischen Fragen, die hier immer mal wieder aufgeworfen werden. Ein klein bisschen hat ich die Story denn auch an "Straight to you" von David Moody und ebenfalls vom Voodoo Press-Verlag erinnert. Eine Extremsituation ohne viel Hoffnung, aber man will zu seiner Familie, dem Partner, jemandem, den man liebt. Man weiß, dass man mit höchster Wahrscheinlichkeit sterben wird, aber ist es nicht eine Art Happy End, wenn man das in den Armen der geliebten Menschen tun kann?

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