Freitag, 1. Mai 2009

Buchreview "Urbi et Orbi"

Steve Berry. Fatima, Portugal, 1917: Die heilige Jungfrau Maria erscheint drei Schäferkindern und verkündet ihnen drei Geheimnisse. Die ersten beiden Botschaften werden schon bald von der Kirche enthüllt, doch die dritte bleibt noch lange unter Verschluss - bis ins Jahr 2000. Warum nur widersetzte sich die Kirche so lange dem offensichtlichen Willen der Mutter Gottes? Und warum zweifeln noch immer viele Gläubige, dass es wirklich das letzte Geheimnis von Fatima war, was der Vatikan damals enthüllte?

Rom, Gegenwart: Pater Colin Michener, Sekretäar von Papst Clemens XV., macht sich große sorgen um den Heiligen Vater. Nacht für Nacht vergräbt sich dieser in den geheimen Archiven des Vatikans: Die Geheimnisse von Fatima lassen ihm keine Ruhe. Und schließlich schickt der Papst Michener mit einem mysteriösen Auftrag nach Rumänien - wo sich der junge Priester bald in einem tödlichen Gewirr aus Verdächtigungen, Verrat und Mord gefangen sieht. Und schließlich muss Michener sich dem stellen, was den Papst so verängstigt hat - und ein Geheimnis aufdecken, das die katholische Kirche in ihren Grundfesten erschüttern wird.
"Urbi et Orbi" ist ein weiterer Roman, der sich im Sog von Dan Brown's "Sakrileg" zu einem literarischen Welterfolg aufmachen will und sich um die 1917 verkündeten 3 Geheimnisse der Fatima dreht. Aber im Gegensatz zu Brown entwirft der Autor hier keine wilden Auswüchse an Spekulationen, Geheimlogen und Verschwörungstheorien, die von vielen (besonders amerikanischen) Konsumenten für der Weisheit letzter Schluss gehalten wurden. Demzufolge wird hier auch die Action eher klein geschrieben und stattdessen eine anscheindend ordentlich recherchierte Geschichte abgeliefert, die von Dialogen lebt und daraus auch ihre Spannung bezieht, die sich aber nicht jedem erschließen kann, der sich nicht zumindest etwas mit der katholischen Kirche beschäftigt hat, sowie der Frage, aus welchem Grund nun die kirchlichen Würdenträger um ihre Macht bangen. Die Interessen des kleinen kirchenstaates werden von Berry so klar geschildert, dass man - zumindest iich - sich fragt, was die kleinen und großen Intrigen, das Unterdrücken von Informationen sowie das Ansammeln von finanziellen Reichtümern und Kunstgegenständen mit der gepredigten Nächstenliebe zu tun haben. Doch dies ist nur ein Nebenaspekt in einer durchaus interessanten Geschichte, die von wirklich gläubigen Christen wohl auch besser nachvollzogen werden kann als von mir, da mir doch der tiefere Einblick in die Aspekte der Religionsgemeinschaft fehlt.
Trotz meiner Eingangsbemerkung, dass Steve Berry auf der Erfolgswelle der Kirchenthriller mitreitet, ein sehr eigenständiges Werk, das nicht so sehr an Dan Brown sondern eher an Tom Gifford erinnert, aber auch nicht unbedingt viel Neues bietet. Als Protagonist muss ein zweifelnder amerikanischer Priester herhalten, der natürlich auch der Liebe nicht abgeneigt ist, was denn auch eine Thematisierung des Zölibats innerhalb der Geschichte rechtfertigt, die aber zum unvermeidlichen Happy-End führt. Gegen Ende kommt dann etwas Action in die Story als die europäischen konservativen Kräfte alle Mittel einsetzen, um die Veröffentlichung der Geheimnisse von Fatima durch den (ja, tatsächlich - deutschen) Papst der Erneuerung und Öffnung zu verhindern. Sprachlich ordentlich umgesetzt, einigermaßen lesenswert, aber auch wirklich Grundlage für geteilte Meinungen (ich finde geteilte Meinungen gut, solange jeder meine Meinung teilt). Geschmäcker sind halt verschieden und daher von mir keine wirkliche Empfehlung für das Buch. Geht so. Dutzendware.

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