Mittwoch, 4. August 2010
Buchreview "Phänomen"
Tom Nestor. In der Wüste steht ein Baum (Boah, was'n Satz, ey!!!). Er stammt aus der Zeit, als der Mensch im Paradies lebte - der biblische Baum der Erkenntnis (dessen Früchte ich besser vor dem Kauf des Buches genascht hätte). Was, wenn wir dort nicht allein waren? EinForscher entdeckt das Unglaubliche: wir sind ein Irrtum der Evolution. Andere Lebewesen haben ebenfalls die Früchte der Erkenntnis gegessen. Lebewesen, die viel widerstandsfähiger sind als wir. Sie sind intelligenter als wir. Sie leben tief in der Erde. Sie beobachten uns seit vielen Jahrhunderten. Und nun haben sie beschlossen, uns zu vernichten.
Sahara. Drei Abenteurer auf Irrfahrt entdecken mitten in der Wüste ein einzelnes Bäumchen. Was hat es damit auf sich? Man nähert sich, einer versinkt in vermeintlichem Treibsand, wird von den Freunden rausgezogen und ist unterhalb der Hüfte voller Blut. Sand, der solche Wunden verursacht? Italien. Entomologe Tom hilft bei der Suche nach Erdbebenopfern, indem er sein neues Verfahren einsetzt, bei dem er Kakerlaken mit einer Kamera und Steuermodul verbindet und sie in unzugängliche Lücken zwischen Trümmern schickt, um dort Verschüttete zu finden, an die sonst kein Mensch herankäme. Die kleinen Krabbler kommen in Öffnungen, die sonst unerreichbar wären (hier verkneife ich mir lieber Bemerkungen, wären nicht jugendfrei). Trotzdem wird das Ganze eher ein Fiasko und ab geht es heim nach Good Old England, wo er zugleich vom Chef ordentlich abgefiedelt, von der Gattin verlassen und danach flugs vom wieder strahlenden Chef Richtung Kongo verfrachtet wird, wo ein Kollege eine seltsame Ameisenkathedrale entdeckt hat. Ja, der leibe Tom hat so richtig Spaß, dass er vor Lebenslust nur so sprüht, der Knabe. Insektenforscher führen halt ein aufregendes und ereignisreiches Leben voller Abenteuer. Und in Russland nahe der Grenze zu Georgien beginnt ein zweiter Handlungsstrang um einen Agenten im Auftrag der Kirche, der jegliche Entdeckung, die der kirchlichen Glaubenlehre zuwiderläuft, radikal eliminieren soll, was er auch voller Eifer tut. Da wird die Arche Noah im Gebirge ausgebuddelt, was leider beweisen würde, dass die biblische Geschichte nur ein Plagiat einer anderen Religion wäre und so müssen die Archäologen plus Arche eben dran glauben. Kirche und Nächstenliebe at it's best eben. In der Form plätschert die Story denn auch vor sich hin, die Handlungsstränge werden verknüpft und kurz vor Schluss geht dem Autor dann irgendwie die Fantasie aus und der finale Kniff wird in wenigen Sätzen abgehandelt. Ich gehe mal davon aus, dass meine etwas lästerliche Schreibe schon direkt zu Beginn beim Klappentext deutlich gemacht hat, was ich von diesem wirklich exzellenten Ausbund eines Autorengehirns halte. Leider könnte ich das auch auf mich beziehen, da ich ja den Baum der Erkenntnis auch nicht genutzt habe, um Fehlgriffe wie Grisham (ja, da lerne ich es wohl auch nie) oder verschiedene deutsche Autoren (gut hier nur Andreas Eschbach und Uwe Schomburg, mit Abstrichen seit "Limit" Frank Schätzing und als völligen Humbug empfand ich das Gekritzel von Marc Kayser und jetzt auch Tom Nestor, dessen nächstes Werk "Caligula" ich nun doch lieber für den Wühltisch liegen lassen werde) zu vermeiden. Habe noch romane von Marc van Allen und Christian Schönborn vorliegen, die ich aber nicht beurteilen kann, da sie noch meiner Aufmerksamkeit harren. Jetzt zum vorliegenden Mumpitz, den der Autor unter einem Pseudonym verfasst hat, um seinen anderen Namen - Boris von Smerczek - wohl nicht damit in Verbindung zu bringen (hätte ich Ochs das nur vorher recherchiert). Falls er wirklich - wie auf dem Klappenkommentar gepriesen - wie Michael Chrichton oder das Duo Lincoln/Child schreiben wollte, hat er auf ganzer Linie versagt. Allein schon die Erwähnung dieser Autoren ist für jene eher eine Strafe. Trotzdem beginnt die Story eigentlich recht ordentlich und wenn man da noch von dem Klappentext ausging, hätte wirklich etwas Feines aus der Sache werden können. Doch hätte, wenn und aber bringen leider hier mal wieder nix. Nach der Aktion in Italien und der Entdeckung im Kongo geht es mit der Geschichte aber so was von steil bergab, dass einem schwindelig werden könnte. Ameisen kommuniziern per Laptop. Jo Mann, das isses. Erinnerte mich irgendwie an den absolut missratenen Film "Killerameisen - The Hive". Genauso spinnert. Richtige Verschwendung von Geld und Lebenszeit, wobei das Buch auch noch mehr in Anspruch nahm. Als Film wäre "Phänomen" so richtig geeignet für das 20.15 Uhr Abendprogramm von RTL2 oder Vox. Schön klischeebeladen mit einem Heldendoktorchen, der nicht nur die superdupischlauen Ameisen aus der Kolonie nach Hause schleppt, sondern sich zu allem Überfluss mit einer Gattin rumplagen muss, die kein Verständnis dafür hat, dass er sich weigert, ihre Eheprobleme zur Kenntnis zu nehmen und auszieht und natürlich schon ihren Arbeitgeber als neuen Lover hat, mit dem Tommyboy dann auch noch zur Rettung der Stadt zusammenarbeiten muss. Obwohl es ja nicht nur der Loverboy seiner Alten ist, mit dem er sich da zusammentun muss, nein, das helfen auch noch die guten Ameisen gegen die bösen. Um das zu erreichen, wird erstmal über PC ein Plan ausgeheckt, den ihm die Ameisen anbieten. Ein paar kleine Tierhorroreffekte lockern das Grauen zwischendurch mal auf, aber zu spät und zu wenig. Der Handlungsstrang mit dem katholischen Killerbuben wird natürlich auch noch eingebaut und der entführt wen? JA, natürlich die abtrünnige Fremdvöglergattin. Und wer eilt zu deren Rettung? Wieder richtig. Tommylusche mit seinen Ameisen. Echt, die Nummer mit der Kirche war absolut überflüssig und wohl nur dem Umstand geschuldet, dass man mit den Themekomplexen Kirche und Verschwörung momentan immer punkten kann. Die Vampire und feuchte Schmachteteeniegirls haben halt noch gefehlt. Empfehlen würde ich das wirklich nur Leuten, die ich in irgendeiner Form nerven will, ansonsten: FINGER WEG. Mir hat das Werk nun mal gar nicht zugesagt und ich war froh, als ich endlich durch war.
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1 Kommentar:
Vielen Dank fur intiresnuyu iformatsiyu
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