Dienstag, 23. April 2013

Buchreview "Countdown"

Douglas Preston & Lincoln Child. Agent Gideon Crew will gerade New York City verlassen, als ihn die Nachricht erreicht, dass ein anscheinend wahnsinniger Atomwissenschaftler eine Familie gefangen hält. Doch die Geiselnahme geht schief, und der Täter stirbt einen jähen Tod. Die Aufzeichnungen des Toten lassen keinen Zweifel zu: In 10 Tagen wird eine selbstgebaute Atombombe eine nukleare Katastrophe auslösen. Doch niemand weiß, welche amerikanische Stadt das Ziel des Terroranschlags sein wird.

Gideon Crew wird direkt nach seiner erfolgreichen letzten Mission von seinem Auftraggeber mit der nächsten Aufgabe betraut. Ein Dr. für Atomforschung hat in einer Wohnung das Vermieterehepaar und dessen beiden Kinder als Geiseln genommen und faselt gegenüber den Beamten vor Ort wirres Zeug von Strahlen und Agenten, die man von ihm abziehen soll, sonst würde er die Leute töten. Gideon erscheint ideal für den Einsatz, da er mit dem Mann einige Zeit zusammengearbeitet hat. Eher ungehalten geht er ans Werk, kann aber trotz allen Versuchen, den Ex-Kollegen zur Aufgabe zu bewegen, nicht verhindern, dass dieser den Mann unter seinen Geiseln tötet, bevor er selbst erschossen wird. Danach stellt sich heraus, dass der Geiselnehmer hochgradig radioaktiv verstrahlt war und vermeintlich an einer Atombombe für Terrorzwecke gebastelt hat. Ein Indiz dafür scheint auch sein Übertritt zum Islam zu sein. Nun soll Crew zusammen mit dem FBI-Mann Fordyce die Bombe sowie die Terroristen auftreiben. Eine erste Spur führt nach Santa Fe, während in New York nach und nach der Panik-Modus angeschaltet wird, als die Nachrichten über eine Bombe durchsickern. Von Santa Fe aus folgen Crew und Fordyce verschiedenen Fährten, die sie dort finden, nur um immer wieder auf eine weitere Abzweigung zu stoßen. Weitere Verdächtige, aber nirgends Beweise. Der Gegner erweist sich als schlau, schickt sie immer wieder ins Leere. Und die Zeit läuft.   

"Countdown" schließt direkt an "Mission - Spiel auf Zeit" an, der dortige Epilog ist gar der Beginn von "Countdown". Und der Protagonist wird auch gleich emotional berührt, als der vorliegende Fall Erinnerungen an die Vergangenheit heraufbeschwört und das Autorenduo charakterisiert den Helden gleich als clever, verletzlich, aber dennoch irgendwie unkaputtbar, mit einem Hang zum Glück, der ihn eigentlich zum täglichen Lotterielos greifen lassen müsste. Ihm zur Seite gestellt wird ein anfangs recht missmutiger, aber mit der Zeit immer sympathischer wirkender Partner, der auch mit trockenem Humor zu punkten weiß. Während mir die Panik, die Evakuierungen und die hektische Stadtflucht mit den nachfolgenden Plünderungen und dem Einsatz der Nationalgarde doch etwas zu sehr an den Rand gedrängt scheinen, punktet der Rest der Story mit einem Kettensägenzweikampf, der aber Preston/Child-gerecht nicht sonderlich blutrünstig daherkommt, Wortklaubereien der beiden Ermittler, einem manipulierten Flugzeug, einer brennenden Westernstadtfilmkulisse, einer Verfolgungsjagd durch die Wüste und einem fetzigen Finale. Alles präsentiert in einem lockeren und leicht lesbaren Schreibstil mit einem ordentlichen Spannungsbogen und durchaus unerwarteten Wendung, was die wahren Hintergründe der ganzen Affäre angeht. Im Gegensatz zu dem eher verschlossenen und schwierig-komplexen Charakter des Pendergast ist Gideon Crew eher simpel gestrickt trotz all seiner Kenntnisse und Fähigkeiten. Flott, seicht, unterhaltsam und schon fast drehbuchgerecht präsentiert ist "Countdown" solider Lesestoff für einige gemütliche Stunden, die keinen Deut auf irgendwelchen Anspruch als vielmehr auf manchmal etwas an Glaubwürdigkeit mangelndes Tempo setzt. Einem dritten Teil dürfte wohl nichts im Wege stehen und ich würde ihn mir auch sicher zulegen.   

Keine Kommentare: