Montag, 26. August 2013

Buchreview "Manhattan"

Don Winslow. Manhattan 1958. Die künftige First Lady und ihr M;ann halten Hof in Big Apple, beglücken die Presse und beleben die Partylandschaft. Für ihre Sicherheit ist Ex-CIA-Mann Walter Withers verantwortlich, der sich bald im Zentrum einer tödlichen Verschwörung wiederfindet.

Walter Withers hat seinen Job bei der CIA in der Station Stockholm gründlich satt. Er will wieder nach Hause ins vertraute New York, in sein Manhattan. Also schmeißt er hin und geht in die Privatwirtschaft. Bei Forbes and Forbes (trotz des Namens gibt es nur einen Forbes) managt er die Abteilung für Personenüberprüfungen für Kunden, die einen Mitarbeiter in eine gehobenere Stellung befördern wollen, aber grundsätzlich Angst vor Wirtschaftsspionage haben. Doch eines schönen Tages im tiefsten Dezember wird er von seinem Chef als Bodyguard für die Gattin von Senator Joe Keneally beauftragt, welcher derzeit eine Party zum Weihnachstfest und nebenbei zur Wahlspendensammlung veranstaltet. Er ist von beiden schwer beeindruckt, macht aber auch selbst auf sich aufmerksam, als er eine unliebsame Situation ohne Aufsehen lösen kann. Nach der Feier tritt der Bruder des Senators an ihn heran und teilt ihm mit, dass man auf seinen Namen ein Zimmer im Hotel gemietet habe, um ungesehen eine geheime Besprechung abzuhalten. Später sieht Walter, wie der Senator einer blonden Schauspielerin den Schlüssel zu eben jenem Apartment überreicht. Er denkt sich seinen Teil und geht. Doch dann wird Marta Marlund, blonde Schaupsielerin mit Zimmer unter falschen Namen, tot aufgefunden und Walter ist der Hauptverdächtige. Und schon ist er verstrickt in eine Sammelsurium aus Poliziedienstten, FBI, CIA und Auslandsagenten, die alle etwas von ihm wollen.

"Manhattan" ist einer der frühen Winslows (erschien hierzulande auch 1997 schon einmal unter dem Titel "Manhattan Blues"), vor dem nur noch die Reihe um "Neal Carey" herauskam. Damals war sein Stil noch nicht so stakkatoartig mit kurzen Kapiteln und nur minimalistischen Sätzen, die das Tempo nur so vorantreiben. Dementsprechend ist sein Stil in "Manhattan" ruhig - aber dennoch nicht spaßbefreit - und die Handlung braucht Zeit, um sich nach und nach zu entwickeln. Bis der Fall dann endlich Fahrt aufnimmt, lässt Winslow den geneigten Leser am Ambiente des Manhattan der späten 50-er Jahre teilhaben, den Jazzclubs, den versteckten Homokneipen, den Mafiosi, die jene beherrschen teilhaben. Und man muss sich schon auf dem oft vorherrschenden heutigen Bildungsniveau bewegen, um nicht mitzubekommen, dass sein Senator plus Gattin eindeutige Parallelen zu den Kennedys aufweisen. Seine Familie hat das Geld durch Alkoholschmuggel und Geschäfte mit der Mafia während der Prohibitionszeit gemacht, ist irischer Herkunft, lässt nichts anbrennen, während sie aus altem Geldadel stammt. Don Winslow macht wie gewohnt kein Hehl aus seiner Abneigung gegen die herrschenden Zustände und äußerst seine - mittlerweile wie sehr aktuell gewordene - Kritik an den Machthabern, wenn er die Rede auf ein Land der Gerechtigkeit und dass ein Politiker das amt nicht um des Amtes willen anstreben soll. Guckt man sich hüben wie drüben heutzutage mal um, sieht das alles völlig anders aus und von hehren Zielen ist nichts geblieben, sondern eher mafiöser als die Mafiosi selbst. Erst bei knapp der Hälfte des Buches zieht das Tempo dann an, kommt Spannung ins geschehen und auch wenn er hier nicht mit Action protzt, hat der Autor einen spannenden Thriller geschaffen, dessen Figuren wirklich zum Leben erweckt und wirklich erst ganz zum Ende hin sämtliche Puzzleteile mehr oder weniger überraschend an ihren Platz gebracht. Selbst seine Schilderung der Geheimdienste ist mit ihrer ständigen Überwachung so realitätsnah geworden, weil in der Gegenwart so aktuell. Anders als von ihm gewohnt und dennoch ein extrem unterhaltsamer Spitzenthriller.

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