Sonntag, 15. September 2013

Buchreview "Das Komplott"

Malcolm Bannister, in seinem früheren Leben Anwalt in Winchester, Virginia, sitzt wegern Geldwäsche zu Unrecht im Gefängnis. Die Hälfte der zehnjährigen Strafe hat er abgesessen, als sich das Blatt wendet. Ein Bundesrichter und seine Geliebte wurden ermordet aufgefunden. Es gibt weder Zeugen noch Spuren, und das FBI steht vor einem Rätsel. - bis Bannister auf den Plan tritt. Als Anwalt mit Knasterfahrung kennt er viele Geheimnisse, darunter auch die Identität des Mörders. Dieses Wissen will er gegen seine Freiheit austauschen.

Malcolm Bannister hatte das Pech völlig ohne Schuld in einer umfassenden Ermittlung des FBI gegen einen Schmiergeldvermittler und Geldwäscher aus Washington zu geraten. Da die Justiz mal wieder ein Exempel statuieren wollte, wurden alle, die auch nur ansatzweise in den Dunstkreis des Falles gerieten, zu hohen Haftstrafen verurteilt. Unschuldig eingekerkert verlor Bannister alles - Job, Ehefrau, Kind und natürlich seine Freiheit sowie seine Zulassung als Anwalt. In einem Gefängnis der niedersten Sicherheitsstufe, auch Camp genannt, kann sich Bannister mit Gelegenheitshilfen in juristischen Angelegenheiten über Wasser halten und lernt viele der Mitinsassen kennen. Bei einer solchen Gelegneheit kommt ihm auch zu Ohr, wer den Richter und seine Geliebte, die in dessen kleinem Ferienhaus ermordert aufgefunden wurden, getötet hat. Er wendet sich über den Direktor an das FBI, das sonst absolut im Dunkeln tappt. Die kommen, hören sich seine Argumentation an und bald glauben sie ihm. Er stellt entsprechende Forderungen: sofortige Freiheit, Zeugenschutz, die ausgesetzte Belohnung und Veränderung seines Aussehens. Die ermittelnden Behörden gehen darauf ein. In der Folge jedoch entwickelt sich ein Spiel, bei dem keiner weiß, wo sie dieser plötzlich aufgetauchte Zeuge hinführen wird.

John Grishams neuer Roman widmet sich in der ersten Hälfte der Situation des Protagonisten und fährt zudem auf dem zweiten Gleis gleich einen Schwertransport auf, der seine Geschütze direkt auf sein Heimatland richtet. Man erinnere sich, dass die Verfilmung seines Romans "Die Akte" dem Hauptdarsteller Denzel Washington (schwarz) nicht erlaubte am Schluss des Films (im Gegensatz zum Buch) das Mädel (Julia Roberts, weiß) zu kriegen. Wer glaubte, dass in den vielen Jahren danach und unter dem farbigen Präsidenten Barack Obama viel geändert hätte, sieht sich angesichts der Beschreibungen von John Grisham getäuscht. Der Rassismus tritt in den USA immer noch offen zutage - und nicht nur im Hinterland, sondern auch in der Hauptstadt. Und wie es so kommen musste, bleiben die verschiedenen Rassen lieber unter ihresgleichen. Und die ermittelnden Behörden mit dem Buchstabensalat sind weder wirklich kompetent noch an der Wahrheitsfindung interessiert. Wer in ihre Fänge gerät, ist verloren. Dazu kommt ein korruptes Justizsystem, das Bestechlichkeit und dem Lobbyismus huldigt. Gesetze oder auch Richter lassen sich nach Belieben korrumpieren. Und wie es in dem Staat mit der Bildung aussieht, beweist er mit der anmerkung, dass das Land für einen Gefangenen 40.000 Dollar im Jahr, für die Bildung eines Kindes aber nur 8.000 im Jahr ausgibt. Kein Wunder, dass einer seiner Hinterlandgauner Jamaika noch nicht einmal auf der Karte zeigen könnte. Staatliche Überwachung, Allmacht der Behörden wie DEA und FBI werden angeprangert, bevor in der zweiten Hälfte des Buches die eigentliche Handlung erst so richtig beginnt. Bannister ist draußen und macht sich daran, seine eigenen Pläne zu verfolgen, die aber weder dem - eh dämlichen - FBI noch dem Leser sofort ersichtlich sind. Daraus bezieht das Buch seine Spannung und es entwickelt sich ein feines Gaunerstück, das die New York Times laut Zitat auf dem Buchdeckel als raffiniert und überraschend bezeichnete, was auch nicht zu leugnen ist. Dem Zusatz, dass es ein Grisham in Höchstform ist, stimme ich nicht zu (zu Zeiten von "Die Jury" - zu der er eine Fortsetzung schreiben will - und "Die Firma" war er besser), aber es ist sein bestes Buch seit Jahren. Stilitisch blieb er sich aber treu und hat alles schon drehbuchgerecht aufgearbeitet und vielleicht bei Bannister auch Denzel Washington im Auge gehabt. Liest sich flott uind entschieden interessanter als bisher. Ein lesenswerter John Grisham.

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