Donnerstag, 12. März 2015

Buchreview "Substance" B. Morrison

Boyd Morrison. Seit Wochen hat der Chemiker Kevin Hamilton seinen Doktorvater Michael Ward nicht mehr gesehen, nachdem dieser ihn wegen des Scheiterns einer Versuchsreihe vor die Tür gesetzt hatte. Doch dann erfährt der junge Wissenschaftler, dass Ward in einem Feuer umgekommen ist. Kurz zuvor hatte ihm der Professor eine letzte Nachricht zukommen lassen: Kevins Experiment hat den Weg zu einem Verfahren gezeigt, das der Industrie Millionen einbringen könnte. Als Erfinder der Formel befindet sich Kevin plötzlich in höchster Gefahr.

Michael Ward hat den jungen Mann selbtverständlich nur aus eigennützigen Motiven entlassen. Zuerst wollte er seine Entdeckung alleine umsetzen, musste dann aber feststellen, dass er dafür Unterstützung braucht. Er wendet sich an den Magnaten Clay Tarnwell. Der erkennt sofort die Chance, sieht aber keine Veranlassung, Mitwisser am Leben zu lassen und erst recht keine, den Mann wirklich zu bezahlten. Er überweist zwar einen Millionenbetrag auf ein Konto, richtet es aber so ein, dass Ward nicht über den vollen Betrag verfügen kann. Dachte er. Ward hatte ihn ausgegtrickst. Geld verschoben und dann auch noch eine falsche Formel geliefert. Also hetzt Tarnwell seine Leute auf Ward. Kurz bevor man ihn und seine Frau beseitigt, kann Ward noch eine verstümmelte E-Mail an Kevin senden. Jetzt steht der auf der Liste der gefährdeten Arten. Bald schon ist er mit seiner Bekannten Erica auf der Flucht. Gejagt von falschen Polizisten, behindert von echten dieser Gattung und immer in Gefahr erschossen zu werden. Doch einen Schutz haben sie. Aus den wenigen Hinweisen, die Ward hinterlassen hat, können sie einen Schließfachschlüssel einer Bank bergen. Mit Glück und Geschick schaffen sie es, auch ohne ordentliche Legitimation den Inhalt des Faches zu bergen. Kevin erkennt nicht nur, dass der Professor ihn geleimt hat, sondern auch, um was es sich bei der Entdeckung handelt. Als Beweis für seine Unschuld will er jetzt das Verfahren praktisch erproben und der Polizei vorlegen. Dazu braucht er die Hilfe eines Freundes in Virginia, wo er sich zudem auch sicher vor den texanischen Gangstern glaubt. Irrtum, aber dennoch kann er sich zusammen mit Erica ein weiteres Mal absetzen.

"Substance" heißt das (Im deutschen Titel), Substanz haben tut es leider eher nicht. Da reihen sich die Klischees aneinander wie Kunden vor der Supermarktkasse während des Hochbetriebs. Der betrügerische Prof, der gierige ganze fiese Fiesling mit Millionen im Hintergrund und der nette, gutaussehende und clevere Student inklusive Love Interest, die beide selbstverständlich noch immer unter den Folgen der Geschehnisse ihrer jeweiligen Jugend zu leiden haben. Das ist gut für ein paar Sätze familiäre Emotionen, um die flachen Charaktere dem Leser vielleicht etwas sympathischer zu machen. Insgesamt ist das mehr Schreiben nach Zahlen als sonst etwas. Und das noch dazu mit diversen Mängeln vom Verlag. Schon in der Zusammenfassung auf Seite zwei werden rechtschreibregeln ausser Kraft gesetzt, wenn es da heißt "....erfährt dieser von Professor Wards Tot." Zitat Ende. Der Unterschied zwischen "tot" und "Tod" ist also nicht bekannt. Später in der Story flüchtet Erica vor einem Verfolger, kommt an eine verschlossene Tür, hetzt zur nächsten, die mit einem Keil offen gehalten wird, dreht sich zum Jäger um UND REISST DIE TÜR AUF, die ja von dem Keil offen gehalten wurde. "Substance" erscheint wie eine erste Fingerübung des Autors, worauf auch sein Nachwort hinweist, in dem er dem geneigten Leser ans Herz legt, dass er dieses Buch schon 1995 - also zehn lange Jahre vor seinem eigentlich als Erstling geführten "Die Arche" - verfasst und nur hinsichtlich weiter entwickelter Technologien noch einmal überarbeitet habe. Hätte er besser mal etwas mehr Zeit aufgewandt und mehr korrigiert. An Ideen mangelt es Boyd Morrsion ja nicht, aber die Umsetzung kommt über eine banale, schnell zu konsumierende und völlig anspruchslose Strandlektüre mit Nachmittags-TV-Action nicht hinaus. Standardware, wie sie der Markt in Massen bereit hält und zudem ein Zeugnis, wie ein großer Verlag seine zahlenden Kunden veräppelt, indem er sich die Kosten für Lektorat und Korrektorat auch noch spart. Wer nur reine Ablenkung ohne großen Inhalt will, schnell durch sein möchte oder einfach ein Buch braucht, das man in Etappen lesen kann, ohne sich darüber zu grämen, der Lektüre nicht sofort weiter folgen zu können (Strand, oder einfach nur im Bett müde lesen usw.), kann sich mit dem Werk anfreunden. Wer auf satte Action und Abenteuer steht, die möglichst auch lektoriert wurden, sollte lieber zu Matthew Reilly greifen. Das hier wäre eine totale Fehlinvestition, da ist jeder Euro zu schade.
 

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