Donnerstag, 30. Mai 2019

Buchreview "First strike - Geiselnehmer" B. Coes

Ben Coes. Mit einem milliardenschweren, geheimen Waffenprogramm will das Pentagon für klare Machtverhältnisse im Nahen Osten sorgen. Doch der Versuch geht nach hinten los: Tristan Nazir, der Empfänger der Zahlungen, treibt ein doppeltes Spiel mit den USA. Er nutzt das Geld zur Gründung einer Terrormiliz des Islamischen Staats. Ex-Delta Dewey Andreas wird nach Syrien geschickt, um Details über den Verrat ans Licht zu bringen - bis seine Tarnung auffliegt. In letzter Sekunde gelingt es ihm, Einzelheiten nach Amerika zu übermitteln. Nazir hat noch ein Ass in der Hinterhand: Er lässt ein College in New York stürmen und Hunderte Studenten als Geiseln nehmen. Nur Dewey kann helfen, aber der kämpft an einer ganz anderen Front.

Ben Coes trägt auf - und zwar dick. Was jetzt von mir etwas negativ formuliert klingt, ist genau das Gegenteil. Wer sich schon längere Zeit mit den reinen Actionromanen amerikanischer Prägung der aktuellen Jahre befasst, dem wird bekannt sein, dass Patriotismus hier groß geschrieben wird und die Gesetze großzügig ausgelegt bzw. gleich weggelegt werden. Während früher, in den Tagen der "Roten Gefahr" durch die Sowjetunion auch die Spionage und somit differenziertere Charaktere und andere Spannungselemente für gute Unterhaltung in dem Sektor galten, die mit Action und handfesten Auseinandersetzungen gewürzt wurden (Ludlum und kurzzeitig auch Clancy waren da Vorreiter, aber auch Namen wie Colin Forbes - Brite - oder Craig Thomas seine genannt), wird heute auf die Holzhammermethode und eindimensionales Personal zurückgegriffen, das in den meisten Fällen bis auf den Protagonisten und einen möglichen Love Interest eh austauschbar ist. Die Grundelemente sind also klar, das Ende im Prinzip schon bekannt. Es geht um den Weg zum Ziel - und der ist mit Blut und Blei gespickt. Da wird geschossen und vergossen, gehetzt und gestellt und als Aufhänger eine uralte Methode der Amerikaner, entweder Stellvertreterkriege anzuzetteln oder einfach einen Bösen zu bezahlen oder zu hofieren, um einen anderen Bösen in Schach zu halten oder auszuschalten (Kollege Hussein lässt grüßen, einige Exil-Kubaner auch, als sie von Kennedy und seiner CIA verkauft wurden) in den Fokus gestellt. Und schon haben sie sich einen neuen Erzfeind geschaffen. Und der räumt dann auch auf. Der Politteil ist dennoch eher oberflächlich, der gewalttätige Actionanteil überwiegt - und das von Anfang an. Lange Zeit braucht es nicht, um nach dem Prolog in die Vollen zu gehen. Hohes Tempo herrscht vor, Gnadenlosigkeit ist Trumpf, Unschuldige im Kapfgebiet sind halt öfter mal Pechvögel. Und Dewey Andreas mittendrin. Und er wird durchs Feindesland gejagt wie ein Wild, verletzt, gepeinigt, immer kampfbereit. Immer wieder wird zu den Gegner gewechselt, zum großen Planer des Coups gegen Amerika, zu Feunden und Verrätern - und ins heimische Politgeschehen. Dort herrscht noch Verwirrung über den Umschwung. Und Entsetzen über den konzertierten Angriff auf die Universität. Machtlose, tatenlose Behörden, delettantische Sicherheitskräfte - so bereitet Ben Coes die Heimkehr des Dewey Andreas vor. Nur er kann Amerika und somit die Welt retten. Ist die erste Hälfte des Buches schon an Rasanz kaum zu überbieten, legt es dennoch zu, gibt auch noch eine weitere Prise Härte und Brutalität hinein und Freunde der Powerschreibe von Ben Coes werden völlig zufriedengestellt und können wohl wie ich den nächsten Band kaum abwarten. Literaturpreise Marke Nobel wird er wohl nie gewinnen, aber sein mit Cliffhangern gespicktes Actionportfolio hat schon viele Freunde gefunden und wird sicher weiter begeistern können. Kaufempfehlung der 560 Seiten-Lektüre für die Zielgruppe. 10/10.  
Ben Coes hat übrigens eine weitere Reihe um einen Protagonisten namens Rob Tacoma mit dem Titel "The Russian" gestartet. Ob die  - hoffentlich - auch nach Deutschland und übersetzt kommt, fragt den FESTA-Verlag. Der ist ja der Entdecker von Ben Coes für unsere Region.

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