Dienstag, 13. April 2010

Buchreview "Nullpunkt"

Lincoln Child. Fear Base, eine verlassene Militärstation in Alaska. Ein kleines Team von Klimaforschern untersucht einen Berg, der den einheimischen Tunit heilig ist. Da bricht ein riesiges Stück vom Gletscher ab und legt eine Höhle frei. Im Eis entdecken die Forscher eine Kreatur, deren Augen sie feindselig anstarren. Als der Tunit-Schamane, einer der letzten Überlebenden seines Stammes, erfährt, was die Männer entdeckt haben, warnt er sie: Es ist tödlich, dem Berg sein Geheimnis zu entreißen. Doch es ist bereits zu spät. Sully, der Anführer der Forscher, hat bereits einem TV-Team die Entdeckung gemeldet, das sofort zu einem Dreh einer Dokumentation anreist. Zum Entsetzen der Forscher sägen die Fernsehleute das Monstrum aus dem Eis und wie es denn so kommt, verschwindet die Kreatur eines nachts. Und am Morgen wird die erste Leiche entdeckt. Sie sind alle wieder da, die Stereotypen aus dem Reich der Lincon Child und Douglas Preston Abenteuer. Der egoistisch-ehrgeizige Wissenschaftler, der sich überall anbiedert, der rücksichtslose Pseudo-Dokumentarfilmer im Auftrag eines sensationslüsternen Medienkonzerns, die verständnisvolle Schöne und die zu opfernden Randfiguren sowie die ernsthaften und gutgläubigen Paläoökologen. Auf dieses Sammelsurium menschlichen Lebens lässt Lincoln Child dann die durch das TV-Team befreite Kreatur los, die sich nicht lange bitten lässt und sich zügig den ersten Happen schnappt. Schließlich war man ja Ewigkeiten eingefroren, da kann man schon mal Appetit bekommen. Und während der Monstersuche erhält der Leser noch einen kleinen Exkurs zur globalen Erwärmung und dass beim Privat-TV schändlichste Methoden angewandt werden, um Aufmerksamkeit und vor allem Profit zu erhaschen (aber im Gegensatz zum wahren Leben bekommen sie hier ihre Strafe für schlechtes und gefaketes Programm). Und um die Bedrohung perfekt zu machen, verhindert ein Schneesturm, dass die Base so ohne Weiteres verlassen werden kann. Flucht also vorerst unmöglich. Also bleibt nur, sich in den unterirdischen Ebenen der Anlage zu verbarrikadieren und auf das Beste zu hoffen, während die kleine Notbesatzung - bestehend aus 4 Soldaten - das Vieh hetzt. Ist natürlich nicht so einfach und der eine oder andere Eingeschlossene erlebt das Ende der Geschichte nicht. Der Ansatz zu Religion und Glauben der Ureinwohner verpufft schnell und dann erinnert die Story an vielen Stellen an die alte Fassung von "Das Ding aus einer anderen Welt" mit dem "Rauchende Colts"-Darsteller James Arness. Nach zuletzt einigen unkonventionellen Neuerscheinungen am Büchermarkt (Jeff Strand, Victor Gischler) nun wieder altbekannte und bewährte Kost von Lincoln Child. Auch in "Nullpunkt" hat er wieder die Schablone aufgelegt und eine Story wie schon zu Zeiten der Einzelabenteuer zusammen mit seinem Partner in Crime Douglas Preston abgeliefert. Ein Monster an einem abgelegenen Ort, schwer erreichbar und nur mit einer kleinen Besatzung versehen, die natürlich in größte Not gerät und nach dem üblichen Prinzip nach und nach dezimiert wird. So beschränkt sich der Spannungseffekt auch eher nur darauf, wer sich denn am Ende nun retten kann und wer dran glauben muss. Ebenso wie frühere Werke wieder anspruchsfrei flüssig formuliert, leicht konsumierbar wie gewohnt, aber auch ohne große Überraschungseffekte. Wem die bisherigen Outputs des Autors gefallen haben, der kann hier bedenkenlos zugreifen, ansonsten ist es aber doch nur Mittelmaß und Massenware. Aber wenigstens versucht hier niemand dem Leser eine andere Qualität vorzugaukeln, als sie denn am Ende auch ist (ich denke da an die renommierten Autoren, die Bücher in Massen umsetzen, obwohl sie längst nicht mehr an ihre Glanzleistungen anknüpfen können und auch nur noch nach Schema von sich selbst abkupfern, es nur nicht zugeben können). Lockere Unterhaltung zum Abschalten bietet das Buch allemal.

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