Samstag, 16. Oktober 2010
Buchreview "Schattenkrieger"
Brian Moreland. Jack Chambers, Veteran aus dem 2. Weltkrieg, bewahrt seit 60 Jahren ein dunkles Geheimnis. Tief unter deutscher Erde verborgen liegt ein Nazi-Relikg, so bizarr und gefährlich, dass Chambers schwor, das Geehimnis mit ins Grab zu nehmen. Eine albtraumhafte Vision jedoch überzeugt ihn davon, dass das Relikt geborgen werden muss. Er wendet sich mit seinem düsteren Geheimnis an seinen einzigen Vertrauten bei der Army.
Jack Chambers leidet unter seinen Albträumen und Gewissensbissen und schickt seinen Enkel Sean mit einem Auftrag nach Deutschland. Ein Rabbi versucht schon auf dem Weg dorthin, dessen Mission zu unterbinden und lässt myteriöse Andeutungen ihr Werk des Misstrauens tun, um zu vermeiden, dass das Tagebuch des Jack Chambers die darin enthaltenen Geheimnisse offenbart und Sean es zu einem ehemaligen Kameraden seines Vaters bringt. Der Rabbi will unbedingt verhindern, dass das Tagebuch zu General Briggs kommt, da es den Auftrag enthält, ein Grab auf einem entlegenen deutschen Friedhof zu öffnen, da durch diesen Frevel die Hölle auf Erden entfesselt werden würde. Doch Sean setzt sich durch und das Grab wird geöffnet. Man findet uralte Skelette und Briggs handelt nach den verschlüsselten Anweisungen im Tagebuch und begibt sich in ein Tunnelsystem unter dem Friedhof. Was er dort vorfindet, lässt ihm das Blut in den Adern gefrieren. Auf Seans Nachfrage widmet man sich dem Inhalt des Tagebuchs und nun wird rückblickend die Geschichte der Einheit von Jack Chambers und seinen Glücklichen Sieben in all ihrer Grausamkeit und Kriegsrealität erzählt. Grabenkämpfe mit den deutschen im Hürtgenwald, der dunkel, nass und nebelverhangen daherkommt. Doch irgendwann wird den Soldaten klar, dass hier noch irgendetwas anderes lauert, das man nicht erklären kann, etwas Unbarmherziges. Ein Gegner gegen den es keine Abwehr gibt, kein Entrinnen. Es wird zur Geschichte der Nazis und ihrem Glauben an die Übermenschen, die Herrenrasse und ihrer Faszination für Mythologie.
Ein amerikanischer Autor kann wohl gar nicht anders als den WKII in Gut und Böse zu unterteilen und daher seine Landsleute als absolut makellos und fehlerfrei zu skizzieren, während die Gegner mit sämtlichen Unzulänglichkeiten und Charakterfehlern ausgeschmückt sind, die man einem Menschen nur zuschreiben kann, was natürlich eine äußerst einseitige Betrachtungsweise ergibt. Zudem ist er schriftstellerisch auch nicht unbedingt erste Wahl (wenn auch auf dem Klappendeckel von James Rollins ausdrücklich gelobt), obwohl er sich bemüht, seinem Roman eine gewisse Substanz zu verleihen. Trotzdem erinnert manches in seinen Schilderungen im Hürtgenwald an ein Drehbuch, wenn pünktlich mit Auftritt der Bösen der Nebel durch den Wald wabert, der Regen einsetzt und alles ungemütlich wird. Manchmal erinnert sein Stil an Groschenheftniveau oder einen Schüleraufsatz. Gerade bei Beginn der Kampfhandlungen versucht er mit den Einschüben von "rat-ta-ta-ta-tat" auf jeder zweiten Seite die Schussgeräusche darzustellen, was auf die Dauer ermüdend und einfallslos wirkt, doch nach geraumer Zeit schien es ihm selbst aufgefallen zu sein und er mäßigt sich in der Hinsicht. Nebenbei überspannt er den Bogen bei dem religiösen Gemenge gegen Ende der Story mit ihren Einflüssen der Katholiken, Atheisten, der Kabbala, der Freimaurer und den Bemühungen der Soldaten und des Rabbi ordentlich, was ich als nicht so ganz gelungen empfunden habe. So als wolle er alles Mögliche unterbringen, um die Story aufzupeppen oder den Leser zu verwirren als dann noch die übernatürlichen Elemente Einzug in die Geschichte halten. Insgesamt erwartet den Leser eine trashige Kriegsactionstory, die mit zunehmender Dauer zu einem Mystery-Thriller mit blutigem Horroreinschlag wird. Brutalitäten und Gemetzel eingeschlossen. Da wird gesplattert, aber auch an Klischees nicht gespart, viel geballert, blutige Einschüsse deutlichst geschildert, Nazi-Mythologie eingebaut. Wie das Geheimnis um den Inhalt des Tagebuchs nun ausschaut, lasse ich natürlich offen und dass am Schluss auch noch Gefühlsduselei eingeflochten wird muss ich nicht weiter ausführen. Insgesamt könnte das Buch ein ganz gutes sein, trotz der Mängel. Die Story hat Potenzial, bräuchte aber einen besseren Autor. So kommt es gerade mal auf eine mittelmäßgie Bewertung meinerseits und als Kauf würde ich raten, das Taschenbuch von "Schattenkrieger" abzuwarten.
Noch eine Kleinigkeit am Rande bemerkt. Da ich mir anfangs nun wirklich nicht sicher war, ob ich das Buch nun kaufen sollte oder nicht, habe ich entgegen meiner sonstigen Gepflogenheiten gewartet und dann einige Rezensionen durchgelesen, um vielleicht Hinweise zu erhalten, die mich dazu bewegen konnten, mir das Werk zu gönnen (hat ja funktioniert). Bei der Gelegenheit bin ich auch auf verschiedene Amazon-Analphabeten-Depp-des-Tages-Rezis gestoßen, die nicht nur (heute weiß ich, dass sie selbst das nicht zustande brachten) gespoilert und die Pointe verraten haben, dass es sich um Vampire der Nazis (da ich das hier so offen darlege, könnt ihr davon ausgehen, dass auch das nicht korrekt ist) handelt, die den Wald unsicher machen. Ich bin also etwas vorbelastet an das Buch gegangen und meine Erwartungen an einen gelungenen Kniff waren weg. Es ist ein bisschen anders gekommen. Sinn meines letzten Abschnittes hier ist es eigentlich nur, vor den Amazon-Rezis zu warnen. Da sind entweder Fan-Boys am Werke oder Leute, die die Bücher entweder nicht gelesen oder nicht verstanden haben, was bei hier vorliegenden hieße, dass sie schon Schwierigkeiten haben, einzelne Buchstaben zu Worten und mehrere Worte zu einem (verständlichen) Satz zu formen bzw. diese zu entschlüsseln als wäre es eine Art Geheimschrift. Warum ich das jetzt hier loslasse? Ich hab mich geärgert und will das loswerden. Hat mit dem Buch per se nichts zu tun.
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2 Kommentare:
Hallo Harry,
hab gestern Todeshunger von Moody durch und bin wieder begeistert.
Bleibt zwar für meinen Geschmack leicht hinter Im Wahn zurück aber trotzdem verschliengenswert ;)
Warte gespannt auf deine Meinung.
Gruss
mark13
Wird noch dauern. Ist erst bei der nächsten Order, aber dann muss ich mich sputen, da der zur Weitergabe bestimmmt ist.
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