Montag, 25. Juli 2011

Buchreview "Pacific Paradise"

Don Winslow. Der Mord an Kelly Kuhio, Legende und Vorbild für ganze Generationen von Surfern, erschüttert Pacific Beach. Alle würden den jungen Schläger, der den Mord begangen hat, am liebsten tot sehen. Da beauftragt dessen Anwältin ausgerechnet den passionierten Surfer Boone Daniels damit, in der Sache zu ermitteln. Der willigt widerstrebend ein, und schon rollt ein Tsunami aus Verrat, Korruption und blanker Gewalt auf ihn zu, der ihn - und alles, woran er je geglaubt hat - unter sich zu begraben droht.
Zu dem Auftrag, den jungen Gewalttäter von der Schuld des vorsätzlichen Mordes zu befreien, erhält Daniels auch noch einen Auftrag, die Ehefrau eines Surfers aus der Gentlemen's Hour zu beschatten, da dieser vermutet, sie würde ihn betrügen. Ein unangenehmer, aber anscheinend leichter Auftrag, mit dem sich der Surfer, der lieber den ganzen Tag am Strand verbringen würde, finanziell wieder besser stellen könnte. Doch das alles entwickelt sich zu einer Tour, bei der er feststellen muss, dass sein Strand mittlerweile nicht mehr für alle da sein soll, sondern von Cliquen in Reviere aufgeteilt wurde, sich Gangs bilden, die andere von ihrem Teil des Strandes notfalls mit Gewalt vertreiben. Dazu kommen Rassisten, verkommene Bauunternehmer, junge Gewalttäter und ein Polizist, der an seiner Freundschaft zweifelt. Die Sache mit Keely Kuhio wird persönlich, man nimmt ihm die Übernahme des Falles übel. Und zu allem Überfluss hängt auch noch Red Eddie mit drin, den er in "Pacific Private" des Drogenschmuggels sowie des Menschenhandels überführt zu haben schien. Denkste, der sitzt zu Hause an seinem Pool und lacht über seine Fußfessel. Nach und nach fügt sich dann alles zusammen und mündet in einen wilden Showdown.
Humorvoll und in seinem bekannten kurzen, knackigen Stil hat Winslow die Geschichte voller Drive und Elan vorangetrieben, schreibt über die sonnenhungrigen Surfer, das Strandfeeling, dass man dazu nur noch die Songs von der Band Night Ranger (Growing up in California, Don't tell me you love me) hören möchte, die diesen Sound mit ihrem ersten Album Dawn Patrol (was Zufall, dass Winslow Boone's Clique ebenso getauft hat) weltweit bekannt gemacht haben. Ein richtiger Sommerkrimi mit einem komplizierten Fall, der sich im Laufe der Handlung immer weiter entwickelt und erst nach und nach seine Verstrickungen offenbart. Nachteilig ist vielleicht, dass sich das Drumherum schon als einmal gelesen entpuppt, das Schema gleicht dem des Vorgängers, aber das ist bei Reihen oder zumindest angedachten Reihen wohl unvermeidlich. Was man Winslow aber hoch anrechnen muss, ist trotzdem, dass er nicht immer dasselbe verbricht. "Tage der Toten" oder "Frankie Machine" (soll angeblich mit DeNiro verfilmt werden) sind völlig anderer Stoff. Gefällig bis stark sind sie aber alle. Momentan wird mit John Travolta und Uma Thurman "Savages" ("Zeit des Zorns" im Oktober als Buch von Suhrkamp) verfilmt. Das Ende von "Pacific Paradise" erzählt nicht nur von Rissen in der Erde oder dem menschlichen Zusammenleben, sondern auch vom Ende eines Paradieses, das nie mehr so sein wird, wie es mal war oder sich der Protagonist erträumt hat. Wie schon mehrfach erwähnt, ist Don Winslow für mich im Thrillerbereich immer ein Pflichtkauf.

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