Sonntag, 8. April 2012

Buchreview" Niceville"

Carsten Stroud. Niveville, eine Kleinstadt im Süden der USA, verschlafen, altmodisch und noch immer fest in den Händen der Gründerdfamilien. Hier lässt es sich leben. Aber irgendetwas läuft schief in Niceville. An einem Sommertag verschwindet der kleine Rainey Teague. Zehn Tage später wird er gefunden - in einer alten Gruft. Er liegt im Koma. Nick Kavanaugh, der Ermittler, steht vor einem Rätsel. Niceville findet keine Ruhe mehr. Merle Zane und Charlie Danziger überfallen eine Bank und machen sich mit zweieinhalb Millionen Dollar aus dem Staub. Nach einer Meinungsverscheidenheit knallen sich beide gegenseitig ab. Beide überleben schwer verletzt. Niceville wird zu einem Ort ohne Gnade. Während eines langen infernalischen Wochenendes überschlagen sich die Ereignisse. Liegt ein Fluch über Niceville? Geht er aus von einem mit schwarzem Wasser gefüllten Loch auf dem Felsen über der Stadt? Man sagt, etwas lebt darin. Doch was?

Niceville ist nicht so idyllisch wie gedacht. Hier sind in den letzten Jahren überdurchschnittlich viele Menschen verschwunden. Diese alarmierenden Zahlen sorgen dafür, dass bei sofort von allen Polizeistellen inklusive FBI in der nächsten größeren Stadt sofort reagiert wird, als die Suche nach dem kleinen Rainey beginnt. Trotzdem ist er nicht aufzufinden. Man verfolgt alle möglichen Spuren, bis der Ermittler Nick Kavanaugh in einem Geschäft die Aufnahmen der Überwachungskamera begutachtet. Er sieht den Burschen vor dem Schaufenster auf dem Gehweg stehen und etwas betrachten - einen alten Spiegel. Anscheinend erschreckt ihn etwas, denn er tritt zurück und verschwindet von einem Schritt auf den anderen. Puff und einfach weg - ohne Spur. Dann wird er zehn Tage später in einer fast hundert Jahre alten Gruft gefunden. Firedhofsarbeiter haben sein Weinen gehört. Er wird aus der vollkommen unberührten Gruft geholt und ins Krankenhaus gebracht und fällt dort ins Koma. Wie kam der Junge in die Gruft, die seit "Einweihung" nicht mehr geöffnet oder angerührt wurde? Sein Vater bleibt einige Stunden bei dem Jungen und fährt dann nach Hause, um sich den Schädel wegzuschießen. Die Mutter hatte schon Tage zuvor ihren Wagen vor dem Loch Crater Sink geparkt, die Schuhe ausgezogen und verschwand anscheinend in den Tiefen des dunklen Wassers. Ein Jahr später ist der Fall immer noch ungelöst, der Bube weiter im Koma. Das Leben geht seinen Gang. Dazu gehört auch ein Banküberfall. Merle Zane und Charlie Danziger jagen mit ihrem Mercury vor der Meute der Verfolger her - bestehend aus vier Polizeiwagen und einem Presseheli. Im Hinterhalt wartet ein Komplize mit schwerem Gewehr. Er holt erst den Pressehubschrauber vom Himmel und erledigt dann nach und nach die vier Verfolger, bevor er zu seinem Wagen geht - dem des County-Sheriffs. Die beiden Bankräuber verstecken sich im Wald, um die Suche abzuwarten und dann erhält Danziger einen Anruf, bevor er beginnt, auf Zane loszuballern. Der schießt zurück und beide verziehen sich schwer verletzt in ihre jeweiligen Verstecke. Später werden weitere Vermisste gemeldet und auch einige Leichen gefunden. Alle haben mit einer myteriösen Clara zu tun, alle haben zu den ehemaligen Gründerfamilien gehört. Wie übrigens auch der kleine Rainey Teague. Und alle haben mit dem seltsamen Spiegel zu tun. Ein jeder wird von einer dunklen Wolke bedrängt und sieht darin schwarze Vögel mit scharfen Schnäbeln. Und die Bankräuber? Haben aus der Bank noch einen Gegenstand mitgehen lassen, der einen Inhaber einer Secvurityfirma auf den Plan ruft, eine Gruppe chinesischer Geschäftsmänner und werden von allen gehetzt. Nach und nach führen zumindest einige Wege zusammen, doch damit ist es nicht genug. Da kommt noch ein Mann namens Bock ins Spiel, der einen Sorgerechtsprozess verloren hat und auf Racxhe sinnt und seine Pläne erst einmal an völlig Unbekannten testet. Auf diese Weise kommt er mit dem Securitymann, dem Sheriff und anderen Beteiligten in Kontakt. War es das? Nein. Denn eine riesige Menge schwarzer Vögel bringt ein Fluzeug zum Absturz und sammelt sich dann auf dem Berg vor dem Wasserloch und beobachtet es.

Niceville ist ein sehr kurzweiliger Auftakt zur Trilogie von Carsten Stroud. Der Beginn liest sich noch wie ein Thriller mit vielen Verdächtigen und einer gewissen Portion Action, bevor das Buch in eine Art Mysterythriller kippt. Eigentlich ist das gesamte Szenario in einer typischen Südstaatenatmosphäre inklusive diverser Klischees angesiedelt, wobei aber der ansonsten meist auch vorhandene Rassismus hier bis dato fehlt. Dafür sind aber die sonstigen Zutaten wie uralte Familientraditionen der früheren Sklavenhalter, Hass auf den Norden wegen des verlorenen Bürgerkriegs und alles beherrschende Gründerfamilien in ihren weitläufigen Domizilen, die nicht alle auf einer Seite stehen. So pendelt die Story temporeich und mit kurzen Kapiteln sehr interessant gestaltet, zwischen heftigen Schusswechseln und unheimlichen Begebenheiten hin und her, verlangt vom Leser einiges an Aufmerksamkeit durch die Vielzahl der Figuren und Schauplätze um Niceville herum. Zwischen Bankräubern und Gespenstern. Die Geschichte wird von Seite zu Seite komplexer und kaum glaubt man, dem Geheimnis auf der Spur zu sein, wirft Stroud neue Fragen auf, gibt es ein weiteres Rätsel. So gelingt es dem Autor aber auch, den Leser bei der Stange zu halten, die Neugier treibt einen (naja, zumindest mich) dazu, immer weiter zu lesen, vollkommen gespannt, was als nächstes kommt. Und das ist nicht wenig. Damit hat man einen vielschichtigen Roman aus den Bereichen Thriller, Mystery und Fantasy in den Händen, der sich mit Outputs von Stephen King (hier - bis jetzt - ganz klar Vorteile vor dessen letztem Buch "Der Anschlag" hat) oder Dean Koontz durchaus messen kann und ein großartiges Puzzle zum Mitraten und der trotz einiger Ballereien ohne übermäßigen Einsatz von blutiger Gewalt und extrem brutalen Szenen auskommt. Langweilige Parts gab es ebenfalls keine. Wer hier noch keine Lösungsansätze findet außer dem mit den alten Familien, sollte sich nicht grämen, dafür sind ja noch die weiteren Teile zuständig, für die auch noch mehr als genug Handlungsstränge offen bleiben, um aufgelöst zu werden. Jedenfalls ist die Saat jetzt ausgebracht, aber geerntet wird erst mit "Niceville - Die Rückkehr" (2013) und "Niceville - Der Aufbruch" (2014), auch wieder aus dem DuMont-Verlag. Und ich kann dem Klappentext nur zustimmen - "Niceville" ist absolut geeignet, zu einer hochinteressanten TV-Serie verarbeitet zu werden, falls die Folgebücher die Qualität des vorliegenden halten können. Da wären Cliffhanger am Ende jeder Folge quasi garantiert. Hat mir also gut gefallen und stellt eine positive Überraschung dar, da mir Carsten Stroud bis dato noch kein Begriff war. Wer die von mir schon erwähnten Referenzautoren schätzt, sollte mal einen Blick wagen.

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