Samstag, 27. Juli 2013

Buchreview "Hüter des Todes"

Lincoln Child. Der Sudd - das unendliche Sumpfgebiet im Sudan. In seinen Tiefen soll das Grab des ersten ägyptischen Pharaos verborgen sein. Multimillionär Porter Stone will sein Geheimnis enthüllen. Doch die Ägypter schützen die Ruhe ihrer Toten mit allen Mitteln. Und ihre Rache bringt den sicheren Tod.

Jeremy Logan wird von Ethan Rush, der unter dem Verlust seiner Frau Jennifer Rush (wer denkt da nicht an die ehemalige McD-Sangesbraut) leidet, zu einem mysteriösen Auftrag hinzugezogen. Die erste Station der Reise führt nach Kairo, wo sie den Finanzier des Unternehmens, den Schatzsucher Peter Stone treffen, der zur Ausgrabung der Beerdigungsstätte des ersten Pharaos von Ägypten Spezialisten aus allen möglichen Sparen hinzugezogen hat. Das endgültige Ziel ist der Sudd, ein Sumpfgebiet im Sudan, fernab jeglicher Zivilisation, was dem Geheimhaltungswunsch des Millionärs natürlich sehr entgegen kommt. Schon beim ersten Rundgang über die im Sumpf errichtete, riesige Plattform wohnt Logan einem Zwischenfall bei, der einen Taucher fast das Leben kostet. Danach wird er der Ägyptologin Tina Romero vorgestellt, die ihm klarmacht, dass seine Berufsbezeichnung Enigmatologe bei allen Teilnehmern eine gewisse Skepsis ausgelöst hat. Nur kurze Zeit später ereignet sich der nächste Zwischenfall und Logan spürt eine Präsenz, eine Entität, die böse und voller Hass ist. Doch das ist nicht alles: Ethan stellt Logan dann seine vermeintlich verstorbene Frau vor, die in der Tat vierzehn Minuten im Reich der Toten war, aber dann wieder zurückgeholt werden konnte. Ihre Nahtoderfahrungen sind Objekt von Ethans Forschungen und werden auch dazu benutzt, den genauen Standort des Grabes zu lokalisieren. Je näher sie dem Ziel kommen, umso gefährlicher wird die Expedition - immer mehr unheimliche Ereignisse geschehen und es gibt bald wirklich Todesfälle unter den Beteiligten. 

"Hüter des Todes" ist ein Abenteuer, wie man es auch schon aus den Stand alone-Werken mit seinem Partner Douglas Preston kennt. Eher seichte, unkomplizierte Handlung mt nicht sonderlich tiefschürfender Charakterisierung der Hauptfiguren. Trotz des umfangreichen Personalaufwands kristallisiert sich schnell die gewohnte "Zehn-kleine-Negerlein"-Geschichte (Ja, ich weiß, die Anhänger der Political Correctness werden diese Bezeichnung bald verbieten und ersetzen, wobei ich dann Zehn kleine Korinthenkacker vorschlagen würde.) heraus. Die zugrunde liegenden wissenschaftlichen Fakten werden mit einer geballten Ladung Fiktion gemischt und leicht verständlich präsentiert. Ob irgendwo auf einer eisbedeckten Insel oder im Sumpf am Nil - der Ablauf ist irgendwie immer der Gleiche, wie Schreiben nach Zahlen,  und dennoch für Zwischendurch eine nette Geschichte, die alle Personenzutaten wie den Love Interest, den schlauen Protagonisten, den gierigen Wissenschaftler sowie einige verzichtbare (Opfer-)Nebenfiguren aus der Staffage der Großzahl der Helfershelfer und Arbeiter aufzuweisen hat. Der Stil ist flüssig, ohne große Umschweife auf rund 380 Seiten auf den Punkt gebracht, die aber an Spannung nur aufzubieten haben, welches Unheil nun über die Grabschänder hereinbricht. Das ergibt zusammen ein schnell konsumierbares, leicht verdauliches Abenteuer mit Mysteryelementen und einem Geisterjäger, das zwar unterhaltsam in Szene gesetzt wurde, ohne einen Anspruch auf literarische Weihen zu erheben, aber dadurch auch im Mittelmaß versinkt und dem ein gerüttelt Maß an mehr Action doch gut zu Gesicht gestanden hätte. Was bleibt, ist eine nette Urlaubslektüre, an die man keine hohen Erwartungen stellen darf und die man auch mal unterbrechen kann, ohne sich zu sehr zu grämen, weil es grad so spannend ist und die nicht wirklich im Gedächtnis haften bleibt. Okay, nicht mehr, nicht weniger.

Was ich noch aber manchmal frage, ist, was die mit ihren Klappentexten so fabrizieren. Dafür werden doch auch extra Leute bezahlt, aber was da an Schmodder rumkommt, ist hin und wieder haarsträubend. Ich meine jetzt nicht die werbeträchtigen Verlagstaglines oder positiven Kommentare anderer Schriftsteller oder diverser (Zeitungs-)Rezensenten, sondern wie hier bei dem im ersten Absatz angegebenen Text, der impliziert, dass die Expedition von Ägyptern an den Ausgrabungen gehindert werden soll. Und auch wenn man das als korrekt auf die "alten" Ägypter bezieht, ist dann der Text auf der Innenseite des Umschlags, der behauptet, dass beim ersten Unfall (Taucher) und den nächsten Zwischenfällen, Todesfälle zu verzeichnen sind, völlig falsch. Erst zum finalen "Rundumschlag" gibt es einige Opfer. Das ist für mich keine Werbung mehr, sondern eher Täuschung - oder einfach nur schludrig. Wenn man sonst im jeweiligen Job so arbeiten würde, hätte man den die längste Zeit gehabt, den Job.

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