Eric L. Harry. Als sich die Amerikaner in einen atomaren Konflikt zwischen China und Russland einmischen, beginnt der Dritte Weltkrieg. Unter der Führung des russischen Generals Zorin wird Amerika von russischen Atom-U-Booten attackiert. Der US-Präsident wird abgesetzt, und sein Nachfolger befiehlt im Gegenzug die Invasion Russlands. Die Situation gerät ausser Kontrolle.
Der Krieg zwischen Russland und China um Grenzgebiete schwelt schon länger, blieb aber bisher im Rahmen. Nun ereignen sich mehrere Dinge fast zeitgleich. Nordkorea greift den Süden an und die USA müssen reagieren. Ein verantwortungsbewusster russischer General informiert den US-Präsidenten, dass man China mit Atomraketen angreifen werde und dass keine davon auf Amerika gerichtet sei. Im Moskau übernimmt im Kreml ein Hardliner-General namens Zorin die Macht, indem er die bisherigen Vorsitzenden einfach in die Hölle bpmbt. Und der amerikanische Präsident hadert mit seinem Gewissen, ob er die Chinesen unvorbereitet auf den russischen Angriff lassen kann. Noch während die amerikanischen Würdenträger zur Vorsicht vor einem möglichen Atomangriff aus Nordkorea in ihre sicheren Bunker evakuiert werden, warnt er die Chinesen. Die reagieren prompt und feuern einige Raketen mit Atomsprengköpfen Richtung Moskau. Dort hat man die Evakuierungsbemühungen der Amis ebenfalls bemerkt ung glaubt, diese würden sie angreifen. Sofort werden Rakten mit atomaren Grüßen via USA gesandt. Sie sind hauptsächlich auf militärische Ziele gerichtet (Was den Menschen in deren Einzugsgebiet natürlich wenig nutzt.) und vernichten nicht nur etliche Militärbasen oder NORAD, sondern auch Millionen Menschenleben. Der noch zögerliche US-Präsident gibt seinen Beratern nach und antwortet mit derselben Intensität. Doch seine Minister und Generäle wollen es dabei nicht belassen, die Opposition will ihn gar absetzen. Und das Volk will Rache. Der amtierende Präsident wird des Amtes enthoben und sein Nachfolger wirft alles in die Schlacht. Wirklich alles, da er auch auf das bio-chemische Arsenal zugreift und einen seiner Generäle deutlich anweist:"Dann vergast sie"!
Ganz klar ein Kandidat für die Leser von Dale Brown oder Tom Clancy. Wer "Im Sturm" von Clancy genossen hat, ist bei Eric L. Harry und "Gegenschlag" genau richtig. Im Gegensatz zu den genannten Autoren nutzt Harry bei seinem Buch nicht nur die gesamten Waffenarsenale der Großmächte aus, er
widmet sich auch der menschlichen Seite eines solchen Krieges. Die Familien, die um ihre Männer bangen, die im Einsatz sind, die Verheerungen, die die atomaren Einschläge hinterlassen haben, die Auswirkungen auf die Bevölkerung und ja - auch auf die Produktion von Lebensmitteln sowie Nachschub für die Front. Sicher sind bei ihm bis auf wenige Ausnahmen die Amerikaner die Guten in dem bösen Spiel, aber anders als die Autorengilde, bei denen immerdar nur das unübertreffliche Heldenlied der mutigen Männer an der Front gesungen wird, von deren moralischer Überlegenheit und der schier angstfreien Kämpfer für die freie Welt, bekommt man von Eric L. Harry auch Charaktere gezeichnet, die sich fürchten, die vor lauter Angst in Tränen ausbrechen (Soweit, dass Amis desertieren geht er aber dann auch nicht.) und sich am lioebsten verstecken würden. Vieles von dem, was der Autor 1994 zu Papier brachte scheint eher unmöglich, aber was ist denn heute mit den Nordkoreanern und ihren Atomprogrammen, den neu erstarkenden Russen und Chinesen, dem immerwährenden Kampf um Ressourcen? So abwegig ist ein derartiger Ausbruch nicht, wenn wohl auch nicht mit so vielen Zufallsgeschehnissen auf einen Schlag. Das Buch ist natürlich im Militärjargon mit Akronymen und Waffenbeschreibungen nur so gespickt, dazu kommen die politischen Händel, bei denen der US-Präsident und der eine oder andere Russe sicher zu einem schnellen Konsens kommen würden, wenn ihre Bemphungen nicht durch machtgeile Kriegstreiber in ihren jeweiligen Reihen nicht ständig behindert werden würden. So treiben ich die kriegerischen Handlungen ebenso wie die Spannung atemlos voran und der atmosphärisch dichten Story geht nur selten die Luft aus. Trotz seiner 730 Seiten will man das Buch kaum aus der Hand legen und trauert den Zeiten nach, als auch ein Tom Clancy zu so etwas noch fähig war. Und Eric L. Harry gelingt es zudem, viele Sympathiefiguren aufzubauen, mit denen man mitfiebern kann, doch - wieder ein Gegensatz zu Clancy - werden auch ebenso viele das ende der Geschichte nicht miterleben. Wer für auf Militär-Hightech-Thriller ein Faible hat und sich von Tom Clancy mittlerweile nur noch gelangweilt fühlt, sollte sich durchaus mal mit Eric L. Harry befassen. Leider hat er nur vier Romane geschrieben und sich dann wieder lukrativer und ernsthafter Arbei zugewandt. Mir jedenfalls liegen sämtliche vier Werke vor und die Begeisgterung darüber hat noch nicht nachgelassen.
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