Donnerstag, 24. Oktober 2013

Buchreview "Die Wildgänse kommen" (D. Carney)

Daniel Carney. Es geht um Macht und um Geld, um Einfluss und um Politik. Ein Ex-Staatspräsident des Kongo soll hingerichtet werden. Diesen Mord will ein Minenbesitzer unbedingt verhindern. Deshalb beauftragt er den Ex-Oberst Fauslkner damit, eine Söldnertruppe aufzustellen. Und wie die Wildgänse fallen sie, die nicht Tod und Teufel fürchten, im Kongo ein. Sie wissen, dass sie sich auf ein Abenteuer eingelassen haben. Sie wissen aber nicht, wie dieses gefährliche Unternehmen enden wird.

Auf dem Flug in die Schweiz wird Ex-Präsident Limbani im Auftrag seines Nachfolgers im Kongo entführt, sein Leibwächter ermordet. Dies schreckt die Privatwirtschaft und Bänker in Großbritannien auf, da auf den neuen Machthaber anscheinend kein Verlass ist und ihre Investitionen sowie Gewinne nicht sicher sind. Auch die britische Regierung, die sich offiziell natürlich nicht einmischen darf, hat Ängste, dass der Einfluss der Kommunisten in dem Land erstarken könnte. Also lässt man eine Söldnertruppe zusammenstellen, die Limbani befreien soll, bevor er hingerichtet wird. Zuerst tritt man an Faulkner heran, einen schwer gealterten und am Boden angekommenen Söldner, der schon lange keinen lukrativen Kontrakt mehr hatte. Der bringt Rafer Janders ins Spiel, der sich derzeit in fortgeschrittenem Alter gegen Attacken der Mafoia erwehren  muss, da er einen deren Zöglinge mit dessem eigenen, strychninverseuchten Stoff zu Tode gefüttert hat. Nachdem diese Situation bereinigt ist, beginnt man mit der Anwerbung alter Kameraden, die entweder pleite sind oder die Lust aufs ruhige Eheleben verloren haben. Dazu einige jüngere Ex-Soldaten und dann die Beschaffung von Material und Waffen sowie Flugzeug und Pilot, die sie nach getaner Arbeit aus dem Kongo rausschaffen sollen. Viel Zeit bleibt nicht, die Trainigszeit ist kurz und hart und nur Tage später springen die Wildgänse über dem Kongo nahe Albertville, wo Limbani gefangen gehalten wird, aus einer Hercules. Zu anfang klappt alles hervorragend: Die Bewacher werden ausgeschaltet, hunderte von Soldaten im Schlaf vergast, die gegnerische Truppe am naheliegenden Flughafen eliminiert. Doch die Maschine dreht kurz vor der Landung aufgrund neuer Befehle ab. Jetzt muss sich die Truppe mit dem kranken Limbani gegen die reguläre Armee und die Simbas des neuen Präsidenten nach Rhodesien durchkämpfen.

Die meisten, die sich hierher verirren, werden den Film sicher kennen und ich geb erst mal einen kleinen Vergleich Buch/Film ab. Das Ende wurde für den Film komplett überarbeitet, während ansonsten nur kleiner Unterschiede - auch in der Härte und den Charakteren, die nicht wirklich nach Gut und Böse zu unterteilen sind, eher in weniger und mehr Böse und gegen die die "Expendables" wahre Klosterbrüder sind -  auszumachen sind wie diverse Personen oder Witterungslage oder der Angriff auf der Brücke. Bis auf den Schluss hat man sich größtenteils an die Vorlage gehalten. "Die Wildgänse kommen" von Daniel Carney ist ein martialisches Buch, das ein Hohelied auf Männerfreundschaft und (kaum noch vorhandene) Soldatenehre singt, aber auch den Betrug und die Habgier nicht außen vor lässt. Denn die Protagonisten sind im Buch keine strahlenden Helden, sondern eher aus Sicht des Privatiers verkommene Subjekte, die Spaß am Töten haben. Derartige Szenarien und "Helden" dürften heute gar nicht mehr ohne wenig diskrete Zensur auf die Leinwand, da sie der vorgeschriebenen politischen Korrektness, der wir uns alle gefälligst zu unterwerfen haben, um schön gleichförmig und angepasst zu sein, absolut nicht entsprechen. Schon die Vergasung der schlafenden Soldaten hat damals die Baumumarmer des Landes auf die Barrikaden getrieben, was würden die heut erst für einen Zinnober veranstalten, wenn sie ja auf Ideen wie Fleischrationierung kommen. Das Ende ist wesentlich derber als im Film, ruhige Momente hat das Buch auch eher wenige, könnte aber dennoch fast als Zeitdokument der damaligen afrikanischen bzw. europäischen Afrikapolitik durchgehen. Ausplünderung des Kontinents, Rassismus, alte Kolonialansprüche und der Kampf der Ideologien auf einem Ersatzschlachtfeld ausgetragen, da man sich ja selbst mit dem Atomwaffenarsenal nicht selbst gegenseitig ins Nirwana bomben wollte. Knallharte Söldnersaga, in der drei der eigenen Leute, die ihrem Ausbilder während des Trainings die Haut abziehen wollten, einfach mit Bajonetten am Boden gekreuzigt werden. Von den Kollegen unbedauert. Wer also mal einen knochenharten Söldnerroman, mit kleinen Anteilen an trockenem Humor und verflucht viel Menschenverachtung lesen möchte, kann sich "Die Wildgänse kommen" durchaus mal gönnen. 

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Coole Review über ein Buch, von dem ich gar nichts wusste. Werde ich mir bei Zeiten glatt mal zulegen.

Der Film ist jedenfalls für mich ein Meilenstein und die Speerspitze des Söldner- oder "Man on a mission-films"

LG
Doc Holliday

Harry hat gesagt…

Es werden in unregelmäßigen Abständen noch andere folgen:
Kalt wie Gold = Homicide mit Joe Mantegna
Heroin CIF New York = French connection
Starship Troopers
Im Fadenkreuz der Angst = Shooter (der wird demnächst von Festa neu aufgelegt)
Die grünen Teufel
Das dreckige Dutzend

In allen Fällen gilt, dass das Buch vor dem Film erschien.

Danke fürs Lob.

Gruß
Harry