Samstag, 30. August 2014

Buchreview "Der Gnadenthron" M. Waites

Martyn Waites. Jamal, ein Strichjunge aus London, hat eine Mini-Disc mit brisanten Informationen gestohlen. Und das ist schlecht für ihn - denn nun ist der Hammer hinter ihm her, ein brutaler Killer mit ienem saphirblauen Schneidezahn, der seine Opfer auf dem Gnadenthron, einem Folterstuhl, zu Tode quält. Seine Trefferquote: 100%. Unerwartete Hilfe bekommt Jamal von dem ehemaligen Starjournalisten Joe Donovan, der verzweifelt nach seinem spurlos verschwundenen Sohn sucht. zusammen dringen die beiden in ein Netz des Schreckens vor, von dem sie sich keine Vorstellungen gemacht hatten.

Der titelgebende Gnadenthron kommt schon im Prolog kurz zum Einsatz, bevor die eigentliche Handlung beginnt. Jamal, von seiner Mutter einfach in einem Pflegeheim abgelegt und dann abgehauen, schlägt sich mit Stricherjobs durch, beklaut seine Kunden und greift auch sonst alles ab, was sich zu Geld machen und für Drogen umsetzen lässt. Dabei fällt dem Vierzehnjährigen eine Mini-Disc in die Finger, auf der er nicht nur Beweise für diverse Verbrechen zu hören bekommt, sondern auf der auch die Namen von Presseleuten genannt werden. Einer davon ist Joe Donovan. Jamal ruft bei der Zeitung an, für die Donovan laut diverser Artikel gearbeitet hat. Doch der ist nicht mehr dort. Er sitzt zu Hause und ist kurz vor dem Selbstmord, da sein Kind verschwunden ist, seine Frau ihn daraufhin verlassen hat und er keinen Sinn mehr im Weitermachen sieht. Doch seine frühere Herausgeberin Maria treibt ihn auf und bringt ihn dazu, mit ihr zusammenzuarbeiten. Nach und nach müssen sie erfahren, dass ein weiterer Journalist entführt wurde bzw. verschwunden ist und somit das Schicksal eines Wissenschaftlers teilt. Grund dafür ist Jamal, der sich in die Enge getrieben sah und in ein Haus mit anderen Jugendlichen geflüchtet ist, die von einem Father Jack "betreut" werden. Doch der regiert mit Gewalt, zwingt die Kids für ihn anschaffen zu gehen und schlimmere Dinge zu tun, wenn sie einer Vergewaltigung oder Züchtigung durch ihn entgehen wollen. Jack erfährt von der Disc und will sie zu Geld machen, zwingt gleichzeitig Jamal dazu, mit den gehörten Informationen rüberzukommen, was die Gangster dann dazu verleitet, die beiden Personen zu entführen. doch den Namen von Donovan hat Jamal für sich behalten - und der ist mit Maria auf der Suche nach ihm. Zufällig wird das Haus auch noch von den beiden Privatermittlern Peta und Amer beobachtet, die Father Jack wegen seiner Verbrechen überführen wollen. Zu allem Überfluss ist aber auch der Hammer auf der Jagd  nach dem Jungen und bald werden sich die Wege aller Beteiligten kreuzen und ungeheuerliche Misstände und Verbrechen ans Tageslicht bringen.

Klappentext mal wieder nach Gutdünken verfasst. Die Hilfe von Donovan für den Jungen ist nicht unerwartet, da der Bursche ja direkt nach ihm fragt. Und was die Erfolgsquote von 100% angeht, so ist die schon bald Makulatur. Eine weitere Fehlinfo. Dass ich mir nach dem Buch von Steve Berry scchon wieder einen versoffenen Journalisten kurz vor dem Selbstmord aus meinem SuB gegriffen habe, ist dagegen meine eigene Schuld. Aber Martyn Waites sorgt mit einigen Klischees dafür, dass dies nicht das einzige wohlbekannte Charaktermerkmal einer Figur bleibt. Die Killer-/Death Metal-Verbindung ist dermaßen platt, dass ich noch nicht einmal mehr drüber lachen konnte und die superschnuckelige, höchst intelligente Blondine mit Kampferfahrung, deren Talent wegen Vorurteilen nicht akzeptiert wird, ist ja  nun auch keine Weltneuheit. Die Story ist verzwickt durch die vielen Beteiligten mit den unterschiedlichsten Motiven und dadurch, dass es einige Zeit dauert, die "überflüssigen" Charaktere von den relevanten zu trennen. Und als man es dann geschafft hat, bleiben doch nur die üblichen Verdächtigen übrig. Keine Überraschungen in einem düsteren, manchmal auch sozialkritischen Setting, das trotz dieses Gnadenthrons nun keine wirklichen Härten aufzuweisen hat, da wird einiges dem Leser und dessen Phantasie überlassen. Man verfolgt zwar interessiert den Weg des Jungen, aber die anderen Figuren, auch oder gerade der Journalist, können einen nicht gerade zum Mitfiebern und Sympathie empfinden einladen. Fast alle erweisen sich als Egoisten, manche als einfach nur bösartige Deppen mit Vorurteilen en masse. Egal, wie  man es dreht und wendet, wer sich als Täter und wer als Opfer herauskristallisiert, "Der Gnadenthron" ist nicht mehr als ein gewöhnlicher und konventioneller Thriller, wie man ihn als Genrefan schon oft und dabei auch einige Male besser gelesen hat. Von hardboiled oder hartgesotten wie auf dem Klappentext erwähnt, ist er ne Ecke entfernt. In dieser Richtung gibt es etliche bessere Autoren. Keine völlige Pleite, aber auch keine Pflichtanschaffung, für nebenbei aber gut genug.

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