Freitag, 29. August 2014

Buchreview "Die Sirenen von Belfast" A. McKinty

Adrian McKinty. Ein Torso in einem Koffer, ein tätowierter Hautfetzen und eine teuflisch schöne Witwe - Detective Sergeant Duffy ist zurück miteinem Fall, der ihn tief in die Wirren des Nordirlandkonflikts zieht. Er stößt auf skrupellose Geldgeschäfte und familiäre Abgründe. Und bald schon wird er selbst Opfer seiner Ermittlungen.

Duffy wird zu einem Fall auf einem verlassenen Fabrikgelände gerufen. Dort hat man einen Torso gefunden, dem man Beine, Arme und Kopf abgehackt hat. Identifizierung erschwerend. Dazu war der arme Teufel schon einige Zeit tot und hat wohl nur in einer Tiefkühltruhe rumgelegen, bevor man den Körper entsorgt hat. Anhand eines Tattoos, von dem ein kleiner Teil fehlt, kann man ihn bald als einen Amerikaner erkennen, der im WK2 gedient hat. Todesursache war aber eine Vergiftung und nicht das Abschlagen des Kopfes. Begünstigt werden die Ermittlungen durch den Umstand, dass es ein äußerst seltenes Gift gewesen ist. In dem Koffer, in das man die Überreste gestopft hatte, findet einer der Detectives ein Adressschild. Als Duffy dem nachgeht, muss er erfahren, dass der Besitzer des Gepäckstücks schon seit einem Jahr tot ist. Angeblich ein Anschlag der IRA und intensive Ermittlungen gab es auch nicht, obwohl Duffy die ganze Story wenig stimmig erscheint. Also hakt er nach, stößt einen dortigen Kollegen derart vor den Kopf, dass der sich doch bald Gedanken macht, ob er damals etwas lasch gearbeitet hat. Und er will der Sache nun auf den Grund gehen. Das kostet ihn das Leben. Jetzt verbeißt sich Duffy richtig in den Fall. Was hatte der zerlegte Ami mit dem toten Iren zu tun? Dennoch kommen die Nachforschungen ins Stocken, der Fall wird von den Vorgesetzten in die "unerledigt" Akten gelegt und Duffy soll sich um Alltagskrempel sowie Papierkram kümmern.. Tut er zunächst auch und widmet sich Suff und Privatleben, da seine Freundi, die Ärztin, ihn Richtung Schottland verlassen hat und er ihr nachtrauert. Dann muss er sich noch um einen Fall von Rassismus in seiner Straße kümmern, der sich nach einer kleinen brenzligen Situation bald von selbst erledigt. Dann bekommt er einen anonymen Hinweis, versucht vergeblich den Tippgeber zu finden, nimmt daher Urlaub, reist in die Staaten, um mehr über den erstückelten herauszufinden, was ihm nur bedingt gelingt. Die US-Behörden werfen ihn glatt aus dem Land. Zurück in Irland puzzelt er weiter an dem Fall rum, bekommt Ärger mit seinen Chefs und macht auf eigene Faust weiter, was ihn später einiges kosten wird. 

Ehrlich gesagt ist der Fall selbst kriminalistischer Kleinkram, dessen Lösung der Leser ziemlich schnell erkennt, sobald alle für die Handlung wesentlichen Figuren eingeführt sind. Nur Duffy quält sich einen ab und ermittelt irgendwie dumm um die Verdächtigen herum. Dass er sich so dämlich anstellen sollte und nicht gleich auf die Zusammenhänge stößt, ist wenig wahrscheinlich und bestärkt den Leser in dem Eindruck, dass der Fall nur als Aufhänger dient, um die Situation in Irland 1982 zu beschreiben. Natürlich kann ein Roman aus dieser Zeit nicht ohne Thin Lizzy-Anspielung auskommen, beschäftigt sich aber dann hauptsächlich mit der düsteren Atmosphäre in Irland. Es wird fast schon zur Gewohnheit zu lesen, wie sich der Protagonist immer gründlich unter seinem Wagen umsieht, bevor er einsteigt. McKinty hat diese Momente der tagtäglichen Furcht vor Attentaten perfekt eingefangen. Natürlich wird auch wieder auf Duffys Religionszugehörigkeit eingegangen, mit der er irgendwie auf der falschen Seite zu stehen scheint, wenn er als Bulle in der Stadt unterwegs ist. Und dort kommt es immer wieder zu kleineren Scharmützeln zwischen den Parteien. Und diese ganzen Befindlichkeiten, wer nun gerade mit wem paktiert oder wer gegen wen kämpft, machen deutlich, wie zerrissen das Land wirklich war. Es scheint eher Jeder gegen Jeden zu gehen, keiner gibt dem anderen auch nur ein Fitzelchen Information. Selbst Armee und Polizei sind sich nicht grün. Wo soll da ein Frieden herkommen? Diesmal nicht der großte Wurf im Hard-Boiled-Bereich durch Adrian McKinty. Atmosphäre passt, der irische Alltag 1982, die Hoffnungslosigkeit und der Gewalt sind stimmig. Die wirtschaftliche Situation vor diesem Hintergrund und die Auswirkungen auf die Bevölkerung wirken beklemmend realistisch. Nur der Fall an sich fällt da als Schwachpunkt mit nur magerem Spannungsanteil aus dem Rahmen. Ein kleiner Ausflug Richtung Action gegen Ende reißt da auch nichts mehr raus. Verglichen mit seinen bisherigen Werken also eher Mittelmaß. Mal abwarten, was Duffy Teil 3 dann so zu bieten haben wird.

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