Freitag, 13. Februar 2015

Buchreview "Prinzessin: Die letzte Kriegerin" J. Aysa

John Aysa. Dem Chaos und der Gewalt entflohen findet sich She auf einem Schiff wieder. Ziel: Neuanfang der Zivilisation. Doch die Reise steht unter keinem guten Stern. Angriffe von innen und außen lassen das beschädigte Schiff havarieren. Die Schiffbrüchigen finden sich in einer extrem feindlichen Umwelt wieder. Die Rettung entpuppt sich fatalerweise als das Gegenteil: Aus der Reise ins Paradies wird eine Höllenfahrt. Der Wahnsinn, dem She begegnet, lässt sich nur mit gleichen Mitteln bekämpfen, und die Offenbarungen, die sie erfährt, bringen eine Welt zum Einsturz. Aber es wäre nicht She, wenn sie sich nicht mit brachialer Gewalt wehren und dem Irrsinn dabei noch eins draufsetzen würde. 

Das Schiff, das die Menschen inklusive SHE und Stella in ein neues Paradies bringen soll erweist sich schnell als übler Flop, ja sogar als miese Falle. Schon bald werden sie von einem riesigen Kraken attackiert, der sich seine Mahlzeiten von Deck holt und sie dabei genüßlich mundgerecht quetscht. Dass bei der Gelegenheit der Kahn gleich untergeht, den Kapitän (Wer geht in dieser Zeit noch ehrenvoll mit seinem Schiff unter?) dabei mitnimmt und die Überlebenden sich jetzt im Wasser als Appetithappen für fressgierige Haie wiederfinden, war so sicher nicht geplant. Aber sie erreichen eine Insel. Dort lernt man sich kennen. Die Soldatin Marina Hayek mit ihrer großen Schnauze und dem Schmodderwortschatz (Woher sie den wohl hat?) und auch den Söldner Everson, der sogleich von SHEs Freundin Stella vernascht wird. Doch die Insel hat ihre Tücken. Monster jeglicher Art und Kannibalen im Zombie-Modus machen der geschrumpften Reisegesellschaft das eben schwer und einige müssen in Fontänen von Blut und Eingeweiden ihr bisschen Leben lassen. Zwischendurch macht sich SHE aber auch an Everson ran, denn sie kann es einfach nicht auf sich sitzen lassen, dass der sich nur mit Stella begnügt. Der hat aber auch noch eine Überraschung für sie bereit. Als Söldner für Doc Nachtstrom liefert er ihm die Überlebenden aus, wobei Nachtstrom es speziell auf SHE und Stella abgesehen hat. Die beiden Frauen werden getrennt und SHE macht die Erfahrung, dass auf der Bohrinsel ein alter Raumgleiter angedockt ist, der einige Auserwählte zu einem Raumschiff, einem Generationenschiff, bringen soll, das diese zu einem weit entfernten Planeten kutschieren muss, um dort eine neue Zivilisation aufzubauen und vielleicht in Hunderten von Jahren zurückzukehren und sich die Erde wieder untertan zu machen. SHE aber soll dem Doc für Experimente dienen. Die dreht den Spieß um, erfährt einige Dinge übers Ende der Welt, die sie nicht mal erahnte, metztelt sich dan durch die riege der Mutantenwachen und zieht los, um alte Rechnungen zu begleichen.

Carmen Weinand von Horrorandmore hat in ihrer vorzüglichen Rezension angemahnt, John Aysa nicht mehr mit Edward Lee oder Wrath James White zu vergleichen. Da ich  ja auf nette Damen zumeist höre, werde ich dies unterlassen und ihn ab jetzt mit John Grisham in Konkurrenz stellen. Sicher ist er äußerst erfreut, nun mit den Schwiegermütterthrillern zusammengetopft zu werden, wo er doch viel lieber Elternschreck wäre. Wenn man sich vorstellt, dass ein junges Paar, das seine Bücher kennt, von seiner kleinen Tochter mit kindlicher Stimme zu hören bekommt, dass sie Prinzessin werden will, wenn sie groß ist, kann man deren entsetzten Gesichtsausdruck sicher erahnen. So gefällt es John Aysa sicher besser. Zum Werk selbst. Wer die ersten beiden Bücher kennt, kann davon ausgehen, dass der Autor keine Gefangenen macht und mit einer schier unbegreiflichen Ideenvielfalt in Wort und Tat sämtliche Körpersäfte oder Ausscheidungen wortgewaltig sprudeln lässt. Hab ich vor Kurzem noch erwähnt, dass Tim Curran es in dem formidablen "Skin Medicine" wunderbar geschafft hat, Alltagsszenen derart bildhaft mit seinen Worten zu skizzieren, dass man die Härte des Werkes schon in der belangslosesten Kleinigkeit erahnen kann, so muss ich dieses Attribut auch John Aysa zuschreiben, der es nur auf die sexuelle Komponente ausdehnt. Selbstverständlich suppt John Aysa wieder wild herum, ABER er hat es auch drauf, dem ganzen Spektakel Handlung (JAAAAA, Handlung!) hinzuzufügen, die sich mit Verschwörung, einer Schattenregierung (Dem Dreckigen Dutzend plus 1), dem Zustand der Gesellschaft mit ihren ahnungslosen, egoistischen und machtgeilen Politikern, die längst nicht mehr an ihren Wählern interessiert sind (Außer, es stehen Wahlen an!!!), den gierigen Managern, die gemeinsam daran arbeiten, den Mittelstand zu eliminieren, um damit das Establishment zu stärken und gaaanz viele Abhängige davon zu schaffen (Wenn man sich von einem Vollzeitjob nicht einmal ernähren kann, ist das doch Abhängigkeit in Form moderner Skalverei). Er lässt zudem alte Bekannte aus den vorherigen Büchern wieder zu ihrem Aufritt kommen oder sie drastisch hingeschlachtet und niedergemetztelt dahinscheiden, spielt mit Fantasyelementen, bringt Nanobots ins Spiel (Hab ich doch erst bei der "RHO-Agenda" gehabt, selbstverständlich in einer sehr milden Variante.) und füllt seine Story mit Anspielungen auf Film, Buch und Musik, die er dem Leser entweder direkt aufs Auge drückt oder sie nur andeutet. So erhält Carlton Mellick III ebenso eine Erwähnung (Hat er mit der gewählten Kurzform etwa an den eingebildeten CR7 erinnern wollen?) wie die Verballhornung Bonnie Rotten aus dem Musikbereich. Und wer es zuvor gelesen hat, wird die Verweise auf das Buch "Gott der Tentakel" sicher bemerken und wie sie in diese Story und Handlung mit eingeflochten sind. Seine Ausflüge ins Filmmetier enthalten neben Marina Hayek (Salma im Sinn, Marina im Text?) noch Verweise auf "Lohn der Angst" (Ja, geschätzter Autor, ich hab es bemerkt.), Fulci-Fuzzis, "Zombies unter Kannibalen", "Die Klapperschlange" "Die Geschichte der O." (Hätte er "50 shades of grey" gesehen, wäre der sicher in einer Form erwähnt worden, die dem uninteressanten, langweiligen Film ohne Höhepunkte jedweder Art völlig fehlt.) und viele mehr. Allein daraus konnte der geneigte Leser, der diese Sachen auch kannte (Zitat "Verdammte Jugend. Keine Ahnung von gar nix.") einen gewissen Funfaktor ziehen. Ansonsten lässt das Buch jeden, der sich für die ersten beiden Teile begeistern konnte, zufrieden zurück. Wer sich aber mit solcher Lektüre hinsichtlich moralischer Ansprüche überfordert fühlt, sollte lieber die Pfoten davon lassen, denn es steht nicht umsonst der Vermerk auf dem Rückumschlag, dass hier strengstes Jugendverbot angesagt ist. Blutige Schlachtereien mit derbsten sexuellen Ausschweifungen und einem Wortschatz, für den er an jedem Bankschalter die Kündigung bekäme. Politisch korrekt ist hier mal gar nichts. John Aysa hat ja mittleerweile weitere Projekte in Arbeit/Planung. Wird Zeit, dass da mal ein satter Actioner bei ist, mit dem er den Stars wie Matthew Reilly Konkurrenz machen kann. Drauf hat John Aysa das sicher. 

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