Montag, 15. Juni 2015

Buchreview "Shaft und die sieben Rabbiner" E. Tidyman

Ernest Tidyman. In seinem zweiten Fall soll Shaft eine Reihe von Auftragsmorden aufklären, mit der die New Yorker Diamantenbranche aufgemischt wird. Als die sieben Rabbiner ihm den Auftrag erteilen, ahnt Shaft noch nicht, dass er gefährliche Mitspieler hat - einen gerissenen Diamantenhändler, den israelischen Geheimdienst und eine mysteriöse, schöne Fremde.

Shaft steht starr wie eine Salzsäule vor seinem umdekorierten Büro, das aussieht wie die Horrorphantasie eines Schwulenpärchens. Zu verdanken hat er das einer Bettbekanntschaft, die er bei einer Veranstaltung abgeschleppt hat - oder auch sie ihn. Die Blonde mit dem schlechten Geschmack. Ansonsten war es aber eine feines Abenteuer. In seinem Stuhl hinter dem Schreibtisch sitzend, sinniert er, wie er dieses Grauen entsorgen kann, als sein Büro plötzlich von sieben Rabbinern ohne Schneewittchen okkupiert wird. Sie wollen, dass er die seltsamen Vorgänge im Diamantenhandel untersucht, die seit einiger Zeit für noch mehr Falten in den Rabbinergesichtern sorgen. Zuerst will Shaft nicht, auch weil die Kappenträger nicht so richtig mit der Sprache raus wollen, aber ein Salär von rund 570.000 Dollar bringt ihn sozusagen zur Vernunft. In Israel macht sich Professor namens Avrim Herzel gegen den Willen seiner Tochter und auch gewisser Kreise im Land auf den Weg in die USA. Dabei wird er dann von Ben Fischer und seinen vier Hitmen verfolgt, aber auch von seiner Tochter Cara. Beide Parteien verlieren ihn aus den Augen. Als er sich mit dem Diamantenhändler Morris Blackburn trifft, hat sein Stündlein geschlagen - die Informationen von Herzel sind für Blackburn zu wertvoll, um sie mit jemandem zu teilen. Und Shaft? Hat sich gerade erst als Putzhilfe bei Blackburn einstellen lassen und wird von dessen schwulem Geschäftsführer David Alexander ständig angemacht. Absolut keine Option für Shaft. Dafür findet er heraus, dass eine andere Putzkraft schon seit Jahren an einem Plan feilt, den Schuppen auszurauben und dass die Tochter von Herzel gerade erschöpft im Ladenbereich zusammengebrochen ist. Man befiehlt ihm, sie in ein Taxi zu setzen. Tut er aber nicht und geht mit ihr etwas essen. Auf dem Weg bemerkt er, dass sie verfolgt werden und erledigt sie mit einigen Schlägen. Von Cara erfährt er dann, dass es um eine wichtige Formel ihres Vaters geht und ihre Verfolger vom israelischen Geheimdienst sind. Während sich die Spuren bald alle zu einer einzigen verdichten, wird es für den Ermittler langsam brenzlig.

"Shaft und die sieben Rabbiner" war eigentlich als Vorlage für einen vierten Film um "Shaft" vorgesehen (Der dritte, "Shaft in Afrika", beruhte nicht auf einem Buch von Tidyman), wurde dann aber von MGM gecancelt. Ganz schnell werden in dem Buch deutliche Vorurteile gegen Juden und ihre Krämerseelen sowie Schwule zelebriert, kein Sinn für Gleichbehandlung in den Büchern von Ernest Tidyman aus den frühen 70-er Jahren. Leider wird auch für längere Zeit mit Actionsequenzen gegeizt. Da lebt das Buch von coolen Zeilen wie "Nicht nur sauber, sondern rein, macht das liebe Negerlein". Der Protagonist hat in seinem vorübergehenden Job als Putzhilfe erstmals wirklich erleben müssen, wie der Rassismus tatsächlich funktioniert. Da ist er gegen solche Gedanken nicht gefeit. Und Shaft macht seinem Ruf alle Ehre. Er ist unbequem, eckt an, ist bockig bis schwierig und auch sein weißer Gegenpart, Lieutenent Anderozzi, kann ihn nur schwer einschätzen und kontrollieren. Muss man sich während der ersten 50-60 Seiten noch an die vielen Figuren und Parteien gewöhnen, macht die Story danach von Seite zu Seite mehr Spaß, klopft Shaft auf Finger (Und andere Stellen des Körpers), lässt er sich auch die Mamsel in distress nicht entgehen und gerät alsbald in ein Feuerwerk, mit er nicht gerechnet hatte. Das Tempo zieht an, das Buch wird kraftvoll, spannend und etwas komplexer als der Vorgänger. Die Romane um "Shaft" sind zwar keine Kandidaten für den Literaturnobelpreis, aber als sehr unterhaltsame Feierabendlektüre genau die richtige Wahl.

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