Donnerstag, 23. Juli 2015

Buchreview "Bodyguard - Die Geisel" C. Bradford

Chris Bradford. Ein Vierzehnjähriger als Bodyguard? Das glaubt doch kein Mensch! Doch gerade deshalb wird der Martial-Arts-Experte Connor Reeves für eine geheime Einheit junger Bodyguards angeworben, die jugendliche Stars und die Kinder superreicher Eltern begleiten sollen. Denn wer könnte sie unauffälliger beschützen als ein Gleichaltriger? Zunächst muss er dafür ein gnadenloses Training durchlaufen - von Überfallkommando-Abwehr über Geiselbefreiung bis hin zu Überlebebenstraining und Selbstverteidigung. Dann kommt endlich der lang ersehnte erste Auftrag: Er soll die Tochter des amerikanischen Präsidenten schützen

Irak: Der US-Botschafter soll vom Flughafen in die Greenzone eskortiert werden. Dazu fährt man in einer Limousine und einem drei Humvee umfassenden Konvoi und ist auf jeden Hinterhalt so gut es geht vorbereitet. Leider gibt es zu viele Möglichkeiten, so eine Fahrzeugkolonne zu attackieren. Prompt kommt es bei einer Brücke dazu und die drei Begleifahrzeuge mitsamt ihren Insassen werden vernichtet. Der Bodyguard des Botschafters wird zwar schwer verletzt, kann den Mann aber dennoch in einem Privatfahrzeug, das von seinem verängstigten Fahrer verlassen mit steckendem Schlüssel und tuckerndem Motor unter der besagten Brücke steht, in Sicherheit bringen. Während der Diplomat unverletzt sein Ziel erreicht, lässt sein Beschützer sein Leben. In London ist Connor Reeves im Ring, um das Finale eines Jugendturniers in Martial Arts siegreich zu bewältigen. Unter Mühen kann er seinen Gegner letztlich besiegen und bekommt den Pokal, den er zu Hause seiner an MS erkrankten Mutter und der Oma stolz vorführen will. Doch auf dem Nachauseweg muss er mitansehen, wie vier Kids - drei Jungs und ein Mädchen - einen schmächtigen und eher wehrlosen, kleinen Inder belästigen, beleidigen und herumschubsen. Kein Erwachsener greift ein., also nimmt Connor die Rolle ein, die eigentlich Ältere übernehmen müssten. Bei der folgenden Keilerei kann er zwar austeilen, muss aber auch einstecken. Als sich plötzlich das Mädchen zur Flucht wendet, sieht er zwei Polizisten - ein Mann und eine Frau - auf sich zukommen. Seine Kontrahenten haben sich ebenso verpisst, wie der bedrängte Inder. Connor wird mit auf ein Revier genommen und befragt. Dann rücken die Polizisten mit der Wahrheit raus - sie sind keine Cops, sondern Anwerber für eine geheime Einheit. Das Angebot ist gut, damit kann er seine Mutter und auch die Oma entlasten. Connor nimmt an, zieht einige Wochen Training durch und erhält für seinen Geschmack viel zu früh seinen ersten Auftrag. Ab in die USA, die Präsidententochter beschützen, die es sich zur Hauptaufgabe gemacht hat, ihre SS-Leute (Secret Service-Leute) durch mannigfaltige Fluchtunternehmen zu nerven. Man verspricht sich von seiner Jugend eine höhere Sicherheit, da sie Connor vielleicht nicht sofort stiften geht. Passt - nach der Kennenlernphase geht sie MIT Connor auf Extratour. Nachdem sie doch recht naiv in einer miesen Gegend ihr durchaus recht dicker Portemonnaie sehr offen gezeigt hat, werden die beiden Kids von zwei Gaunern überfallen, denen Connor aber einen Strich durch die Rechnung macht. Dennoch muss er sich etliche Vorwürfe gefallen lassen. Später wird er sogar abgelöst, nachdem Alicia herausfand, dass er ihr Bodyguard und kein Mitschüler ist. Das ist der Moment, in dem die Gruppe Jemeniten zuschlägt, die den Präsidenten der Vereinigten Staaten erpressen wollen. Obwohl nicht mehr zuständig, schlägt jetzt die Stunde von Connor, der sofort eingreift, als sich die Typen der Personenschutzmannschaft entledigen. Doch er ist gegen die Übermacht chancenlos. Zudem sind alle anderen Sicherheitskräfte abgelenkt, da die Terroristen in Washington einige Bomben haben hochgehen lassen. Man stellt ein Ultimatum und die Zeit läuft langsam ab, während Connor und Alicia noch in den Händen der Verbrecher sind.

Also der erste Teil der Reihe startet gleich mal wahrlich explosiv. Action satt, aber für die Zielgruppe etwas zurückgenommen, was den Härtegrad angeht. Danach wird die Hauptperson vorgestellt und man bzw. der Autor lässt sich Zeit dafür. Um seine Leser emotional auf die Seite seines Protagonisten zu zeihen, wird er als treusorgender Sohn für eine kranke Mutter und die Oma skizziert, der seinen Vater früh verloren hat. Nach der Aufnahme in die Einheit wird die Story im Mittelteil dann doch etwas "meh", sie lahmt, kommt nicht in die Spur, das Tempo ist bald raus. Ein paar Zickereien mit den neuen Kollegen, dezentes Andeuten von möglichen Freundschaften und immer nur Training, Training, Lernen. Besser wird es nach und nach wenn der Bursche in die USA kommt. Klar, Bewunderung für den Präsidenten, Überraschung wegen dessen hübscher Tochter und Ärger über den Chief des Secret Service, der ihn wieder loswerden will und an seiner Kompetenz zweifelt. All die Charaktere sind ziemlich oberflächlich geschildert, teilweise klischeehaft und es wird wieder einmal die Verehrung der Amerikaner für ihren Präsidenten deutlich herausgestellt. Ein bisschen "political correctness", (die man auch bei der Zusammenstellung des Teams von Connor in der Heimat deutlich macht) weil der Mann hispanischer Abstammung ist und dann war es das. Im letzten Drittel der 460 Seiten gibt es dann richtig Gas, das Tempo zieht mächtig an, es wird einiges aufgefahren. Explosionen, Autobomben, Schießereien, Entführung, Verrat und Intrige. Und patriotisches Palaver. Ohne geht bei einem Roman um die USA wohl kaum. Insgesamt ist "Bodyguard - Die Geisel" tatsächlich unterhaltsam, auch wenn er mittig etwas ausgebremst wird. Das Buch bietet zwar so ziemlich jedes Klischee, das eine solche Story erwarten lässt, alles kommt dem Actionthriller-Vielleser unheimlich bekannt vor und die Konsumenten einschlägiger Filme werden auch keine Überraschungen erleben. Für einen Jugendlichen, der jetzt in diesem Genre weder bei Film und Buch nicht über allzu viel Erfahrung verfügen dürfte, ist es eine äußerst unterhaltsame Lektüre würde ich mal vermuten. Im Gegensatz zu der "RHO Agenda" bleibt die Geschichte im Rahmen dessen, was man für die Zielgruppe bieten sollte und lässt überharte und zu rücksichtslose Szenarien weg. Ein bisschen Emotion, durchaus spannend, wenn man nicht zuviel Vorkenntnis hat und ein Ende, das vielleicht sogar einen Faden übrig lässt, den man künftig weiterspinnen kann. Locker-leicht zu lesende Actionlektüre für Erwachsene und sicher ein großer Spaß für die eigentliche Zielgruppe. Wer sich an Chris Ryans "Agent 21" erfreuen konnte, wird hier garantiert seine Freude haben.

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