Sonntag, 19. Juli 2015

Buchreview "Fluss des Grauens" A. MacLean

Alistair MacLean. Verwegene Männer und eine tollkühne Frau kämpfen sich auf der Suche nach einem Goldschatz durch die Hölle des Amazonas zur "Verlorenen Stadt". Ist es nur die Magie des Goldes, welche sie diese Strapazen auf sich nehmen lässt, oder haben sie eine alte Rechnung zu begleichen? 

Zweiter Weltkrieg, eine griechische Insel, ein Kloster. SS-Schergen mit ihrem Kommando plündern die in Kisten aufbewahrten Goldschätze des Klosters. Ihren Abzug erleben die Mönche nicht mehr, da man sie eingesperrt und dann mit dem Kloster zusammen verbrannt hat. Der Weg der Nazis führt nach Wilhelmshaven, das gerade von den Allierten mit einem dicht gewebten Bombenteppich belegt wird. Dennoch wartet am Pier ein U-Boot darauf, dass es mit dem Gold beladen wird und mit den Dieben abhauen kann. Trotz des Angriffs von oben gelingt die Flucht tatsächlich. Fast vierzig Jahre später taucht in Brasilien und einem Kaff namens Romono ein Kerl aus dem Dschungel auf, der sich Hamilton nennt und in der Kneipe mit Goldstücken bezahlt. Ziemlich schnell hat er Gesellschaft von einem Typen, der sich Hiller nennt und als Journalist für einen schwerreichen Magnaten namens Smith arbeitet. Der bietet ihm im Auftrag seines Bosses die Finanzierung einer Expedition an, mit der man das legendäre Eldorado zu finden gedenkt. Hamilton will drüber nachdenken und geht - nicht ohne seinen Verfolger zu bemerken. Er lauert dem auf, knallt ihm ordentlich eine vor den Latz, schnappt sich die Kohle aus der Brieftasche und lässt den Kerl einfach liegen. Einige Stunden später geht er zu Hiller und nimmt das Angebot an. Man fliegt nach Brasilia und trifft sich mit dem Boss und seinen Leuten. Schnell ist die Reise geplant, die Bedingungen abgeklopft. Zügig geht es wieder in den Dschungel und mit zwei Freunden an seiner Seite übernimmt Hamilton die Führung der Gruppe, die ansonsten nur aus Leuten von Smith besteht, von denen einige alles andere als vertrauenswürdig sind. Aber sie müssen zusammenhalten, denn im Dschungel lauern mannigfaltige Gefahren. Eingeborene mit vergifteten Pfeilen, Anacondas, Piranhas, riesige Spinnen und anderes Getier - und die Bestie Mensch. Schlimmer noch, der angeblich zivilisierte Mensch, gierig nach Gold und dabei mit einer immensen Rücksichtslosigkeit vorgehend. Nachdem ihr Hubschrauber Bruch macht, müssen sie zudem zu Fuß weiter, was sie schwer in die Bredouille bringt. Und am Ziel ihrer Reise ist das Wort friedfertig allenfalls als Fremdwort bekannt. 

Nach dem Naziprolog schickt der Autor den Leser nach Brasilien und die Beschreibung der dortigen Location erinnerte mich unheimlich an das Kaff im Film "Atemlos vor Angst". Armselig, dreckig, voller Schlamm und hässlichen Vögeln, die mehr Gauner denn sonstwas sind. Eine unheilige Ansiedlung im immergrünen Urwald, düster, Unheil verkündend. In diesem Ambiente bewegt sich Hamilton. Ein Mann, der anscheinend nicht weiß, was er tut, wenn er das Gold so offen vorzeigt. Oder hat er einen Plan? Ab jetzt entwickelt sich ein Katz- und Mausspiel, in dem niemand dem anderen traut, jeder seine Geheimnisse zu verbergen sucht und immer bereit scheint, einen Mord zu begehen, um einen größeren Anteil an dem Schatz zu erhalten. Die Reise in einen Dschungel, der vor 35 Jahren noch längst nicht so abgeholzt war wie heutzutage, der noch Indiostämme verbirgt, die noch nie mit dem in Berührung kamen, was man als Zivilisation bezeichnet und ihr Dasein als Kannibalen oder Kopfjäger fristen, bietet ein Abenteuer wie eine modernere Tarzan-Version, auch wenn sich hier keiner von Liane zu Liane schwingt (Wenn da hundert Mädels wären, die alle Liane heißen, wäre das vielleicht anders.). Eine bewaffnete Expedition, uneins untereinander, Alligatoren, Angriffe der Indios und dann auch gegen Ende einige Wendungen, die so nicht in allen Fällen erwartet waren. Ja, manches ist klar vorhersehbar, anderes aber nicht. Alistair MacLean wäre nicht er selbst, hätte er in die Story eine Romanze eingebaut. Derart lästiges Getue opfert er auf dem Altar der Kameradschaft und der Spannung sowie des Tempos. Die Handlung wird kaum ausgebremst, das Rätselraten, wer hier mit wem kungelt und was es mit wem auf sich hat, bleibt trotz einiger klarere Hinweise stellenweise bis zum Ende bestehen. Insgesamt ist es ein Buch nach dem bekannten Strickmuster des Autors. Ein Häuflein Menschen in einer Gefahrensituation und mit Geheimnissen und Verrat gespickt. Nebencharaktere dienen gerne als willkommene Opfer, die Hauptfiguren belauern sich bis zum Schluss. Literarisch ohne größeren Anspruch, aber flott und unterhaltsam. Einige Action ist gut und punktuell eingesetzt, kann aber mit Krachern aus der heutigen Zeit nicht verglichen werden. Das Buch wurde übrigens sehr, sehr frei interpretiert von Steve Carver mit Michael Dudikoff, Donald Pleasance und Robert Vaughn verfilmt.

2 Kommentare:

B hat gesagt…

Habe hier im Regal noch Die Hölle von Athabasca stehen, das war ein super Buch von ihm. Eisstation Zebra steht auch schon ewig auf meiner Liste, auch den Film dazu kenne ich leider nicht.

Harry hat gesagt…

Hi,
um den "Hölle von Athabasca" schleich ich schon ne Zeitlang rum, werd ihn wohl mal auf die Merkliste setzen müssen.

Hab hier noch:
Agenten sterben einsam
Nevada Pass
Die Insel (verfilmt als Die Bäreninsel in der Hölle der Arktis)
Eisstation Zebra

nicht verfilmt
Satanskäfer

Gruß
Harry