Montag, 20. Juli 2015

Buchreview "RHO Agenda 3 - Wurmloch" R. Phillips

Richard Phillips. Eine Anomalie erschüttert die Wissenschaftler am Europäischen Kernforschungszentrum in der Schweiz. Ein Schwarzes Loch hat sich gebildet, das die gesamte Erde zu verschlingen droht. Einzig Dr. Stephensons Erkenntnisse aus dem Rho-Projekt können dies noch verhindern. Doch was lässt man auf die Menschheit los, wenn der unberechenbare Stephenson aus dem Gefängnis freikommt? Heather, Mark und Jenn versuchen derweil, in das Informationszentrum des zweiten Schiffs vorzudringen, um endlich hinter die Absichten der Aliens zu kommen. Was sie dort entdecken, übersteigt jedoch ihre schlimmsten Befürchtungen. Sie beobachten die Vorbereitungen zu einer Invasion. Das Ziel: die Erde.

Während Heather, Jennifer und Mark sich in Bolivien einem harten Kampftraining durch Jack und Janet unterziehen müssen, schreckt in der Schweiz eine Anomalie die Wissenschaftler auf. Als sie feststellen müssen, dass sie keine Ahnung haben, wie das Problem zu lösen sei, wird ihnen klar, dass sie den in den USA inhaftierten Dr. Stephenson dringend brauchen. Der nutzt seine situation selbstverständlich aus und stellt Bedingungen. Vollständige Straffreiheit und Rehabilitation, eine öffentliche Entschuldigung vom US-Präsidenten und selbstverständlich die Leitung von CERN. Dass er dort nicht gerade einen Beliebtheitswettbewerb gewinnen würde, war ihm klar, sodass er den Bogen weiter überspannt und die anderen Wissenschaftler mit seiner Allmachtsphantasie samt und sonders vor den Kopf stößt. Nur einer weiß alles - Dr. Stephenson. Er geht den Kollegen mit Hochgenuss auf die Nerven. Doch auch anderswo macht man sich seine Gedanken. Dr. Frell hat seine Kenntnisse mit zu den Russen genommen und hilft ihnen bei der Ausführung ihrer Pläne. Eine der Ideen ist es, das neue Serum waffenfähig zu machen. Und die drei Jugendlichen versuchen mit den Stirnbändern die Geheimnisse der beiden Schiffe zu ergründen. Einzig wirklich klar wird ihnen, dass beide Mächte - seien es Kasari oder Altreianer - ihren Kampf ohne Rücksicht auf die Erde ausfechten werden, die ist ihnen nämlich völlig egal. Und in der Zwischenzeit geht es auf dem Erdball rund. Neben den positiven Eigenschaften der neuen Energien tauchen bald auch die Probleme auf. Kämpfe in Stammesgebieten, Aufstände von Indianern, Milizen bilden sich und Nationen rüsten sich für den Krieg. Über all dem thront die Bedrohung durch das Schwarze Loch in der Schweiz. Und die US-Regierung? Setzt alles daran, die Kids und ihre Beschützer Jack und Janet festzusetzen. Sie schicken zwei SEAL-Teams. Eines wird fast komplett vernichtet, aber das andere kann die Kids festnehmen und inhaftieren. Dort wird auch mit Mitteln der Folter versucht, ihren Willen zu brechen und Informationen aus ihnen herauszupressen. Doch die Teens können flüchten und hinterlassen eine Spur von Leichen. Doch nicht nur sie: Die USA versinken im Chaos. Ganze Landstriche sind in die Hand von Milizen gefallen, die sich gegen die Regierung auflehnen. Andernorts haben die Indianer ihre Unabhängigkeit von den USA erklärt, eine Indian Nation gegründet und sich alte Jagdgründe wieder einverleibt. Tja, und die Alien-Invasion steht ja auch noch vor der Tür. 

Auch wenn hier die drei Jugendlichen im Vordergrund stehen, würde ich eine Bestimmung als Jugendbuch sehr skeptisch betrachten. Hier wird brutal getötet, gefoltert, Schädel eingeschlagen und Freude am Töten entdeckt. Auch durch die Kids. Wie in den beiden Vorgängern lässt es sich langsam an, nutzt der Autor diverse Anspielungen auf Filme wie Alien, Total Recall oder Butch Cassidy und Sundance Kid. Diverse Wortschöpfungen sind durchaus kreativ. Mit "Fetzenpuppe" kann man ja gerade noch etwas verbinden, aber was "hammerschlaggrau" ist, will sich mir nicht so recht erschließen. Bei der Namensgebung seiner Figuren hat er es sich dann aber einfacher gemacht: Bob Marley und Dr. Trotzsky halten Einzug. Naja. Einmal blitzt sogar etwas wie brauchbare Gesellschaftskritik auf. Da wird ein kleiner Diskurs über die Meinungsmache abgehalten, der sich nicht nur auf die USA anwenden lässt. Haben alle Regierungen doch ihre Spezialisten, die zusammen mit den längst nicht mehr selbstständigen und überparteilichen Medien und willfähriger Presse (ein weltweit verbreitete Methode) anderslautende Meinungen einfach zum Schweigen bringen bzw. nicht veröffentlichen oder als politisch nicht korrekt brandmarken, um das politisch gewünschte Gedankengut massiv zu verbreiten und die Bürger zu angepassten Untertanen zu erziehen, wobei ihnen auch hierzulande jedes Mittel recht scheint (Bsp. TTIP, Euro, Griechenland, Globale Erwärmung, usw.). Die Problematik der Indianer, die Unterdrückung und der Alkoholismus in den Reservaten ist ihm auch eine kurze Erwähnung wert, mehr aber auch nicht. Wobei wir bei einem weiteren Kernproblem des Buches werden. Phillips knallt da alles rein, was ihm so in den Sinn gekommen sein dürfte. Delta Force, Navy SEALs, Milizen, Indianer, Drogenkartelle, böse Russen, fiese Nazis (Ja, auch im Jahre 2012, dem Jahr, als das Buch verfasst wurde, müssen alte Naziseilschaften noch herhalten, um das wahre Böse darzustellen.), blonde deutsche Psycho-Docs, die foltern und von denen eine den Nachnamen Sigmund tragen darf/muss, NSA, CIA, Al Kaida, Aliens, Spinnenmonster, Verrat (Wobei jeder den Verrat liebt, aber keiner den Verräter, politisch korrekt auch Whistleblower genannt), ausländische Geheimdienste, Kriegsrecht und ganz allgemein miese Mordbuben. Das führt zwar dazu, dass im letzten Drittel satte und heftige Action geboten wird, die eigentlich dazu geeignet wäre, sehr flott und temporeich zu unterhalten, aber leider darunter zu leiden hat, dass ständig neue Themen angerissen werden, die man aber dann wieder fallen lässt. Aus all dem hätten man so viel mehr machen können, auch durchaus kritisch beobachten und beleuchten können, aber das geschieht nicht. Das hat mich dann irgendwie gestört. Hätte sich der Autor auf einige wenige Punkte wie die Alienattacke oder den Kampf gegen die egoistischen und über Leichen gehenden Wissenschaftler und ihre Kohorten beschränkt, anstatt hier derart in die Vollen zu gehen und alles nur anzureißen, wäre das Ganze Konstrukt gefälliger gewesen. Als Jugendbuch viel zu hart und für Erwachsene zu sehr der Fokus auf den Kids und zu wirr und überfrachtet. Was haben die harten Thrillerelemente im Jugendbuch zu suchen, was die Klischeefiguren und die Vorabend-TV-Kiddie-Szenen in einem harten Sci Fi-Thriller? Passt einfach nicht richtig zusammen. Wer also Interesse an der Trilogie hat, sollte sich schon genau überlegen, was er lesen möchte.

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