Montag, 27. Juli 2015

Buchreview "Wolfskiller 1 - Rattenjagd" M. Barry

Mike Barry. Als Burt Wulff vor der Leiche seiner Verlobten steht, nimmt für ihn das Leben eine radikale Wende. Er hatte als Cop des Rauschgiftdezernats den großen Bossen zu oft auf die Füße getreten. Und jetzt hatten sie zurückgeschlagen. Für Burt Wulff gibt es kein Zurück mehr. Er quittiert seinen Dienst und erklärt einem übermächtigen Feind den totalen Krieg: dem organisierten Drogenhandel. Burt Wulff weiß, dass er den Kampf nicht gewinnen kann. Aber er will so viele Rauschgiftratten wie möglich mit ins Jenseits nehmen.

Burt Wulff ist Vietnam-Veteran und beim Rauschgiftdezernat der Stadt in Diensten. Als er es wagt, seine Arbeit für die Bevölkerung etwas zu ernst zu nehmen und sich an den gut zahlenden Drogendealern vergreift, die die ganze Stadt bis hin zu den Honoratioren schmieren, wird es eng für ihn. Hat er doch tatsächlich einen Informanten verknackt, weil der sich weiterhin mit seiner Lieblingsbeschäftigung - dem Verkauf von Drogen - auf der Straße rumgetrieben hat. Das konnte man Wulff nicht so einfach durchgehen lassen. Da hieß es schnell "ab zur Streife". Von Zivilklamotten in die Uniform. Den schwarzen David Williams als Partner. Kaum sind sie auf der nächtlichen Streife unterwegs, geht eine Meldung ein, dass in einem bestimmten Apartment in einer bestimmten Straße eine Tote gefunden wurde. Die Polizei wurde selbstverständlich anonym angerufen. Wulff kennt die Adresse. Es ist die seiner Verlobten. Und eben die finden sie mit einer Überdosis getötet vor. Wulff reagiert unerwartet. Wirft seine Marke aus dem Fenster im sechsten Stock und kann froh sein, dass sie niemanden getroffen hat, der unten seiner Drogenwege ging und verzieht sich. Kündigen? Warum? Irgendeiner der Bürofuzzis in der Personalabteilung wird schon merken, dass er nicht mehr da ist. Dann nimmt er sich in einer unsicheren Gegend, die relativ bullenfrei ist, ein Zimmer und verlriecht sich einige Wochen. Dann kommt er aus seinem Verschlag und hat einen Plan. Einen recht einfachen: die Dreckschweine umnieten. Sich in der Hierarchie von unten nach oben arbeiten. Schon hat er einen der kleinen Dealer am Wickel, lässt sich von dem zum nächsten führen, der den Stoff liefert. Ein paar Hiebe zum Zwecke der Erhöhung des Denkvermögens und schon hat er einen weiteren Namen. Da die zwei Gangster jetzt nutzlos sind, macht er das Naheliegende - er nietet sie um. Nummer drei auf der Liste ist ein Weichei. Einige Hiebe aufs große Maul und er plaudert, ein paar Schnitzarbeiten in der Dealerfresse und er führt ihn nach Long Island zur Villa seines Bosses. Dort werden sie sogar vorgelassen, was sich absolut nicht gut auf die Gesundheit von Scotti, den plaudernden Dealer, auswirkt. Ein Bodyguard des Bosses namens Marasco jagt ihm ne Kugel durch die Rübe und Feierabend ists mit dem Job auf der Straße. Wulff wird zum Zwecke einer späteren Befragung im Keller eingesperrt. Er wurde zwar gefilzt, hat aber seine Streichhölzer behalten dürfen und fängt fröhlich an zu zündeln. Der Keller war nicht so gut ausgebaut und nur mit minderwertigem Material errichtet, wie man es sich hätte vorstellen können. Die Tür war ein Klacks und schon bewegt sich Wulff nach oben und erwischt Marasco, wie er gerade aus dem aus fliehen will. Befragung, Ergebnis, Scheißkerl niederschlagen und in seiner Villa gut durchbraten lassen. Langsam merken die richtigen Bosse, die Nadelstreifendealer, die Händler des Todes, auf. Die Suche nach Wulff beginnt. Nicht nur die Gangster sind hinter ihm her, auch die Cops, wie er von seinem ehemaligen Partner Williams erfährt, der sich auf seine Seite schlägt, aber weiter im System bleiben will. Und Wulff? Der sucht den nächsten Drecksack, um ihn mit einigen Wahrheiten Marke Wulff zu konfrontieren.

Routinierter Thriller aus den 70-ern, was man ihm auch sprachlich anmerkt. Hier wird noch auf weinende Männer, die Emotionen zu zeigen haben, grundsätzlich verzichtet. Wie schon bei Joe Ryker von Jack Cannon ist Burt Wulff (Garantiert trotz seiner Abwege sicher nicht mit einem Deutschen selben Nachnamens verwandt.) ein eiskalter Sauhund, der durch die Situation zu einem gefühlskalten Kämpfer gegen das organisierte Verbrechen wurde. Auf lockere oder coole Sprüche wurde im ersten Buch verzichtet. Stattdessen erweist sich der Protagonist als absolut gnadenlos. Der Mord an seiner Verlobten hat ihn innerlich versteinert, lässt kein Gefühl mehr zu, schiebt Emotionen außer unbändigem Hass auf die Seite. Und wie wunderbar ist es, dass die heutzutage über den Teich geschwappte "political correctness" hier noch so weit entfernt ist. Knüppelharter Held räumt mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln auf. Schnell, einfache Struktur, rabiat und in einfacher Sprache formuliert. Lässt sich ganz leicht lesen, bringt den damaligen Zeitgeist mit und lässt einen Dirty Harry wie einen Lehrling aussehen. Humor und Charakterzeichnung muss man dann doch schon suchen und nimmt dazu möglichst noch ne Lupe, so gut sind sie versteckt, doch mit etwas Ausdauer findet man sogar leichte gesellschaftskritische Ansätze bezüglich des Niedergangs der Städte, Rassimus und der Korruption in allen Bereichen des Lebens. Gibt es heutzutage immer noch, auch hierzulande, nur wird es besser kaschiert und hinter Worthülsen irgendwelcher überschlauer Berater versteckt. Mike Barry jedenfalls lässt es auf rund 146 Seiten krachen, macht keine Gefangenen und unterhält so gut wie etliche derartige Werke aus dieser Zeit. Manchmal machen diese alten Storys mehr Spaß als die heutzutage teilweise viel zu angepassten Werke auf dem Massenmarkt.

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