Samstag, 5. September 2015

Buchreview "Crusher - Traue niemandem" N. Leonard

Niall Leonard. Als Finn seinen Vater ermordet auffindet und er selbst zum Hauptverdächtigten der Polizei wird, setzt er alles daran, den wahren Mörder zu finden. Eine Spur führt ihn in die Londoner Unterwelt und mitten hinein in die Fänge der skrupellosesten Gangster der Stadt. Eine atemberaubende und gefährliche Jagd beginnt. Nur seine neue Freundin Zoe gibt Finn in dieser Zeit Halt. Doch dann taucht auf einmal seine verschollene Mutter wie aus dem Nichts bei ihm auf – und Finn weiß nicht, wem er überhaupt noch trauen kann.

Finn wohnt zu Hause bei seinem Vater. Er hat einen beschissenen Job in einem dieser ekligen und mies bezahlten Burger-Läden und wurstelt sich so durch. Zudem hat er aus seiner rebellischen Phase eine nicht gerade schmale Polizeiakte. Sein hingegen ist ein mittlerweile arbeitsloser Schauspieler, der sich nun am Schreiben von Drehbüchern versucht. So richtig funktioniert das auch nicht. Er hat sich eher zu einem antriebslosen Stubenhocker entwickelt, der nicht in die Spur kommt. Abends zieht er sich in seine Stammkneipe zurück, wo er die alten Tresenbelagerer mit Stories aus seiner Zeit beim Film unterhält und dafür einige Biere spendiert bekommt. So weit, so schlecht. Aber für Finn kommt es noch dicker. Er kehrt eines Tages von der Arbeit heim und findet seinen Dad tot vor. Erschlagen mit einer seiner Trophäen aus besseren Tagen. Finn ist erst wie erstarrt, ruft dann die Polizei. Wie das dann so ist, wird natürlich auch er zu den Verdächtigen gezählt. Seine Befragung nehmen ein Detective Inspector Prendergast und ein Detective Sergeant Amobis vor. Während Prendergast wohl Finn schon sofort als Täter ins Auge gefasst hast, geht Amobis etwas freundlicher mit dem Jungen um. Nachdem diese Tortur beendet ist, macht sich auch Finn seine Gedanken. Er kommt auf die Idee, dass sein Vater sich beim Recherchieren nach einem guten Stoff möglicherweise selbst in die Bredouille gebracht hat und etwas aufschnappte, das er besser nicht gehört hätte. Finn geht in die Stammkneipe seines Vaters und erfährt von dessen Kumpanen, dass schon einmal ein Mann da war, der nach Finns Dad gefragt hatte. Und dass sein Dad sich über den Boss der Organisierten Kriminalität in London erkundigt habe und dabei vielleicht erfahren hat, dass dessen Adjutant mittlerweile selbst Ambitionen hegte, die Leitung zu übernehmen. Voller Tatendrang schleicht er sich auf das Gelände vom großen Boss, hört dann ein Plantschen und Kinderschreie. Er kann die nicht einfach ignorieren und bewegt sich auf die Geräuschkulisse zu. Ein kleiner Junge droht im Pool zu ertrinken und seine noch jüngere Schwester steht am Beckenrand und weint. Finn rettet den Jungen und erfährt die Anerkennung des Bosses, bekommt sogar einen Job in einem Restaurant. Doch was er da erfährt, ist zuviel für ihn.

Nach einigen bisher gelesenen Jugendbüchern, die zumeist auch unterhaltsam und spannend waren oder wie "Agent 21" zumindest in simpler Form die Heldenträume junger Burschen bedienten, ist mir hier ein eher konventioneller Krimi in die Hände gefallen, der nicht wirklich viel aufzubieten hatte. Ist am Anfang noch mit einer eher geheimnisvollen Story zu rechnen, entwickelt sich die Geschichte immer weiter in eine Richtung, die sämtliche Klischees bedient, die man von einer 08/15-Handlung oder einem dieser lauen TV-Filme auf dem Privatsender-Sektor mit ihren großkotzig angekündigten "Weltpremieren" (Obwohl eh fast nur in Deutschland versendet, weil kaum ein anderes Land außer den USA so einen Mist sehen will) genau in der Form auch erwartet. Kurz: die Begeisterung meinerseits über dieses Buch hält sich im Rahmen (Buch zwei hab ich auch noch, mal sehen, wann ich das angehe), ist mehr als nur überschaubar. So richtig skizziert wird auch nur die Figur des Finn, sie bekommt etwas mehr Hintergrund, Emotion und Gestalt, während alle anderen eher Abziehbilder sind, die man schon -zigmal andernorts vorgesetzt bekam. Lesen tut sich das Ganze flott, der Stil ist voll darauf ausgerichtet, keinen Hänger zu haben. Einfach aber wirkungsvoll. Leider gilt das aber nicht für den Rest. Die Rollen sind klar verteilt, Gut und Böse sauber getrennt. Da gab es schon viele Jugendbücher, die mehr Spannung, geheimnisvolle Feinde oder hintergründe zu bieten hatten, die nicht wie ein Schulaufsatz formliert waren und dennoch für Jugendliche geeignet. Ich nenne da gerne als Paradebeispiel Charlie Higson. Der scheint seine jungen Leser bzw. die Zielgruppe ernst zu nehmen, ohne es mit schwierigen Passagen zu übertreiben. Schwierige Passagen hat sich Niall Leonard komplett gespart. Deshalb ist "Crusher - Traue niemandem" auch nur ein umfangreicherer Heftroman geworden, den man zwischen zwei Taschenbuchdeckel gepresst hat. War jetzt nicht gerde mein bester Einkauf. Wenigstens war er billig - gebraucht geholt.

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