Freitag, 13. November 2015

Buchreview "Zoo" M. Ledwidge + Patterson

Michael Ledwidge für James Patterson. Jackson Oz, ein junger New Yorker Evolutionsbiologe, beobachtet seit einiger Zeit ein ungewöhnliches Verhalten bei Tieren: Überall auf der Welt fallen sie über Menschen her, und töten diese mit einer nie zuvor dagewesenen Brutalität. Oz fürchtet, dass sich das Problem zu einer massiven Bedrohung für die gesamte Menschheit ausweiten könnte. Zunächst nimmt ihn niemand mit dieser Theorie ernst, doch dann häufen sich die Vorfälle. Gemeinsam mit der Umweltforscherin Chloe setzt Oz alles daran, die Mächtigen dieser Erde zu überzeugen, dass sie handeln müssen. Doch die Tiere werden immer aggressiver.

Im Zoo von L. A. greift ein Löwenpärchen den Angestellten an, der sie gerade füttern wollte (vermutlich aber nicht so, wie es dann geschah) und büxt aus. Unterwegs kommen sie an diesem frühen Morgen noch an einem Golfplatz vorbei, auf dem ein einsamer Spieler versucht sein Handicap zu verbessern. Doch sein größtes Handicap sind zwei bösartige Löwen und dann gibt es nichts mehr zu verbessern. In New York dagegen krabbelt Oz, Studienabbrecher mit hoher Intelligenz und einem Schimpansen als Haustier müde aus seinem Bett. Er füttert Attila, den Affen, und gönnt sich dann selbst etwas. Sein heruntergekommenes Apartment beherbergt auch eine ganze Batterie von TV-Geräten mit denen er sämtlich Nachrichten über MTK (Mensch-Tier-Konflikt, wie er es nennt) weltweit aufzeichnet. Nachdem er kurz über die Freundin gerutscht ist, die dann eh Schluss macht, lässt er sich aufgrund eines Anrufs eines Freundes aus Afrika eben dahin lotsen und gerät in tödliche Gefahr. Sein Freund gibt den Löffel ab, aber Oz kann sich und eine junge Frau namens Chloe retten. Aber extrem erschreckend war die Erkenntnis, dass die Löwen alle Männchen waren und gemeinsam Jagd auf die Menschen gemacht haben. Und zwar mit Plan. Zurück in der Heimat versuchen sie, die Menschheit, die Forscher, die Politiker von der Gefahr zu überzeugen und dass man Gegenmaßnahmen ergreifen muss. Vergeblich, keiner glaubt ihnen. Als aber nach fünf Jahren die Angriffe von Tieren auf Menschen riesige Ausmaße angenommen haben, hört man ihm endlich zu. Es wird diskutiert, er wird diskreditiert und namhafte Professoren versuchen weiterhin, seinen Namen in den Dreck zu ziehen. Doch die werden bald eines Besseren belehrt. Die Tiere agieren völlig atypisch. Riesige Horden von Hunden bewegen sich durchs Land, machen Dörfer nieder und ziehen weiter. Ob Haustier oder frei geboren - alles stürzen sich auf die Menschen. Wölfe wie Karnickel, Pferd wie Vögel, alle Tiere der Welt attackieren den Menschen. Delphine bringen in selbstmörderischer Art und Weise Boote zum Sinken. Bären jagen Jäger. Doch irgendwann kommt ein Durchbruch für die Menschheit. Oz hat den Grund für diese massive Veränderung der Tierwelt ausgemacht. Fragt sich bloß, ob sie mit ihren Maßnahmen nicht zu spät kommen.

Zuerst einmal die negativen Begleitumstände. Es ist schon fast eine Art Etikettenschwindel, wenn man auf dem dick und fett suggeriert, dass das Buch von James Patterson sei und auf Seite drei dann erst feststellen kann, dass Michael Ledwidge eigentlich der Verfasser ist und nur ein Honorarschreiber für den Maestro selbst ist. Und gerade Mr. Patterson hat seit 2000 nur noch an seiner Alex Cross-Reihe gearbeitet und fünf andere Romane verfasst, während weitere 40! von irgendwelchen Co-Autoren unters Volk gebracht wurden. Selbstverständlich mit dem großen Namen auf dem Cover. Ganz miese Marotte, die da schon seit etlichen Jahren läuft (Clancy, Ludlum, Cussler usw.). Da fühlt man sich nach einem Kauf gerne mal getäuscht. Da das Buch als Vorlage für eine TV-Serie dient (Mein Grund überhaupt noch einen Patterson anzurühren, da mich nach geraumer Zeit auch Alex Cross zu langweilen begann) und selbstverständlich vom deutschen Rechteinhaber Pro7 beworben wird, war mir bewusst, dass dieses Werk nicht gerade vor klar ausgearbeiteten Charakteren strotzen würde. Die kurzen Kapitel mit knappen Sätzen und nicht allzu viele Buchstaben enthalteten Wörtern als Bückling vor der Generation Twitter oder Bildungsmiseren ala "Fack juh Göhte" treiben das Buch zwar voran, haben aber kaum Nährwert. Einzig Oz wird etwas näher beleuchtet, erinnert kurz an das Remake "Planet der Affen" (James Franco) mit seinem Schimpansen, der bei ihm lebt. Später wird es dann eher zu einem globalen "Panik in der Sierra Nova" wenn die Tierwelt sich gegen den Menschen erhebt. Dann wird noch schnell mit einigen Einwürfen wie Sozialkritik, uneinsichtigen Politikern und einer Ökokatastrophe noch für etwas Seriosität im Sammelsurium von altbekannten Worthülsen und Szenarien gesorgt, bevor man dazu übergeht, zwischen den verzweifelten Bemühungen der Menschen immer wieder tödliche Angriffe mit ordentlich Blut und ein bisschen Gekröse einzuflechten. All das wirkt aber in seinem Mühen als habe Frank Schätzing die Grundidee für seinen "Der Schwarm" im Halbschlaf auf nen Bierdeckel gekritzelt und dann aufgehört. Also scheint "Zoo" sehr, sehr weit von echter Qualität entfernt. Was kann man ihm zugute halten? Schnelle, leichte Lektüre, die wohl schon als Drehbuch herhalten soll, die kurze Unterhaltung für ne leicht überzogene Frühstückspause bietet, tatsächlich hin und wieder etwas Endzeitstimmung verbreiten kann, mit Action nicht geizt, je weiter die dünne Handlung fortschreitet und von niemandem auch nur winzigste Gedankengänge fordert. Will man dem Buch Böses, ist es blass und oberflächlich und nur ein Schnellschuss für ebenso schnelles Geld. Oder es ist eben ein flottes Lesevergnügen ohne Anspruch, das die Leser, die mehr nicht wollten, recht gut und abenteuerlich unterhalten werden. Als Tierhorror kann das sogar funktionieren, aber bei den Serienmachern hab ich so den Verdacht, dass sie das Dingen so in den Sand setzen wie dereinst "The Strain". Zuviel Blabla und Emogewinsel, zuwenig Aufregung und Action. Lässt man sein Anspruchsdenken ganz im Verlies, kann diese katastrophale Ökokatastrophe als Quick(ie)-Reader funktionieren, wem aber dann ein Gedanke zu Schätzing oder ähnlichen Büchern kommt, der ist verloren im Sumpf der seichten Zeilen. Für mich der letzte (Pseudo-)Patterson.

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