Montag, 28. März 2016

Buchreview "Parasite deep - Parasiten aus der Tiefsee" S. McKenzie

Shane McKenzie. Onkel Pete, Fischer aus Berufung und ziemlich schräg, steuert Ben und seine Jungs an eine geheime Stelle mitten im Meer, damit sie einmal so einen richtig fetten Brocken aus dem Meer holen. Dort entpuppt nicht nur er sich als mörderischer Psycho, sondern der gesamte Ozean dreht plötzlich durch. Das Wasser brodelt vor monströsen Kreaturen aus der Tiefe, ihre Körper sind verkrustet mit seltsamen Seepocken, aus denen gierige Tentakel nach allem greifen, was einen Puls hat.

Der Fischer Peter erfährt am Telefon, dass sein Bruder Sean, der das Dorf ihrer Geburt schon vor Jahren Richtung Stadt verlassen hat, verstorben ist. In seiner Pein schnappt er sich seinen ängstlichen Sohn Aaron und fährt mit ihm hinaus zu seinen sturmumtobten Fanggründen. Als der Junge beinahe über Bord geht, kann Pete ihn gerade noch so fassen. Doch zu spät - nur die untere Hälfte des Jungen bleibt in seinen Händen zurück. Der Rest wurde von einem mit Seepocken bedeckten Ungeheuer des Meeres abgebissen und in die Tiefe gezogen. Pete kehrt mit den Überresten des Jungen nach Hause zurück und seine Gattin übersteht die Konfrontation mit ihrem schier wildgewordenen Ehemann nicht. Monate später. Pete führt zwei Kollegen zu scheinbar unerschöpflichen Fanggründen. Sie sind zwar misstrauisch, weil Pete sich wieder verdrückt, bleiben aber dennoch vor Ort. Fataler Fehler. Und in der Stadt freuen sich Ben, sein bester Kumpel Gentry, die beiden Kiffer Manuel und Cobb auf einen Trip zu Bens Onkel Pete und einen feucht-fröhlichen Angelausflug mit dessen Boot. Dass Bens Bruder Clyde, selbst süchtiger Drogendealer, und dessen Freundin Emma auch mitkommen, behagt ihnen weniger, da Clyde öfter mal austickt. Dennoch machen sie sich auf den Weg, ohne zu ahnen, dass der liebe Onkel mittlerweile zwei weitere Kollegen in die Falle gelockt hat. Als sie in dem Fischerdorf ankommen, deucht ihnen bald, warum Sean das Kaff verlassen hat. Verfallen, nach Fischinnereien riechend und kein Anblick für verwöhnte Städteraugen liegt dieser marode Ort vor ihnen. Und auch Pete sieht nicht gerade vertrauenswürdig aus. Bei der ersten Begegnung besoffen, Frau und Kind angeblich weg, weil die Lady es nicht mehr bei ihm ausgehalten hat. Man hat Verständnis, will sich den Aufenthalt nicht vermiesen lassen. Also fährt man unter fröhlichem Gelächter und einigen schlüpfrigen Witzen raus aufs Meer, immer dem Kurs nach, den Pete vorgibt. Was sie dann in den Fanggründen sehen und erleben müssen, ist das Grauen pur.

Schon gleich zu Beginn skizziert Shane McKenzie eine zerrüttete Familie am Rande des Existenzminimums. Der Tod seines Bruders knickt Pete ganz schön, aber als er dann auch seinen Sohn an die See verliert, fischt der Verstand des Fischers endgültig im Trüben. Doch auch sein Bruder Sean scheint die Flucht nicht wirklich bekommen zu sein. Man kann nur andeutungsweise herauslesen, dass auch er kein Gewinner war und sein Sohn Clyde ist genau das, was man sich unter einem brutalen, drogenvertickenden Hinterwäldler mit niederem Bildungsniveau und exzessivem Hang zur eigenen Ware vorstellt. Bruder Ben scheint da wenigstens halbwegs normal geraten, Clydes Freundin ist so eine Mischung aus blöder Trine, die sich an den stärksten Affen des Rudels hält, um mit ihm anzugeben und unter seinem Schutz zu stehen, winselt aber über die Behandlung, die er ihr angedeihen lässt. Als Sympathieträger können in der Geschichte höchstens die beiden Kiffer Manuel und Cobb hervorgehoben werden, weil sie derart Klischee sind, dass man sie sofort als Opfer im sinn hat, und Gentry, der wohl der unglücklich verliebte Pimpf der Gruppe ist und eigentlich nur wegen Ben den ganzen Mist auf sich nimmt -  beste Freunde halt. Zum letzten Drittel hin nimmt die Story Fahrt auf, das Geschehen wird gruselig und verdammt blutig. Fesselnd, mit einigen detailliert beschriebenen Fressorgien und Monstern, die man so bisher noch nicht gesehen/gelesen hat. Man lernt, dass die Seepocken eine ganz andere "Krankheit" sind als die Pocken, die die Menschheit bisher in den vergangenen Epochen so geplagt hat. PETA und sonstige Tierfreunde sollten von dem Buch Abstand nehmen, es würde ihnen sicher nicht gefallen. Vegetarier und gar die nur durch für Krankenkassen und somit Beitragszahler kostspielige Vitaminpräparate am Leben gehaltenen Veganer wären hier auch einem unsäglichen Grauen ausgesetzt. Zartbesaitete Leser sollten den Festa-Verlag langsam kennengelernt haben und wissen, was auf sie zukommt. Für Fans ist gerade dieses letzte Drittel ein Festa-Fest (Okay, das musste jetzt einfach sein), ein unbändiger Blutrausch, der ein Ende nimmt, das man nicht wirklich als "Happy" bezeichnen kann. Hier und da mal Klischees verbraten, dafür aber sehr flott zu lesen, mit einem Prolog, der dann in ein vorbereitendes Szenario übergeht, das mit vielen eher flachen Figuren aufwartet, die dann aber in ein wahrhaft blutrünstiges Finale mit einer Menge Ungeheuer münden, das für das Phänomen aber nur eine softe Erklärung, eine Vermutung bietet. Vielleicht kommen die Parasiten ja wieder. Typischer Shane McKenzie, der aber für mich nur die Beilage für "Das Ding aus einer anderen Welt" ist. Dem kann er nicht das Wasser reichen, trotz der Location.

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