Donnerstag, 19. Mai 2016

Buchreview "Wolf Hunt" J. Strand

Jeff Strand. George und Lou erhalten den Auftrag, eine Lieferung nach Florida zu bringen. Doch keine normale. Es handelt sich um einen Mann in einem Käfig. Ihre Anweisung: Bloß nicht den Käfig öffnen und ja nichts hineinwerfen.

George und Lou sind zwei Gauner, die für ihren Boss Geld eintreiben und ab und an mal ein paar Knochen brechen oder vielleicht sogar Schnitzarbeiten am lebenden Objekt künstlerisch wertvoll vornehmen. Sie sind gerade dabei, die Daumen eines kleinen Diebes zu malträtieren, der sich tatsächlich 63.000 $ unter den Nagel gerissen hat, als Ricky anruft. Ein weiterer Auftrag. Sie sollen eine Type in einem Van zu einem Kunden transportieren. Die Figur sitzt hinten in einem Käfig und Bateman - der Auftraggeber - behauptet, dieser Ivan sei ein Werwolf. Also vorsichtig sein und ihn nicht rauslassen. Man übernimmt die Jobs von den Bossen, ohne dämliche Fragen zu stellen. Also geht die Reise durch Florida zügig los. Während George und Lou sich noch über dieses Werwolf-Problem unterhalten, herrscht hinten im Käfig Stille. Fast hatten sie ihren Fahrgast schon vergessen, da macht er sich bemerkbar - und beginnt mit ihnen eine Diskussion, welcher Quatsch das mit dem Werwolf in einer rationalen Welt doch sei. Aber irgendwann geschieht Seltsames: ein Köter kommt angesprintet und holzt seinen Schädel mal voll gegen den Van, ja beult sogar die Außenwand ein. Und macht immer weiter wie ein Cujo-Collie, völlig durchgedreht, das arme Vieh. Bald kann er kaum noch laufen, das Fell voller Blut und stolpert dennoch weiter hinter dem Auto her, bis er endlich außer Sicht ist. Irgendwie doch erschrocken und eh knapp an Sprit, fahren sie an eine Tanke und wollen dort auch ein paar Snacks zu sich nehmen. George steigt aus, um Sprit nachzufüllen und dann etwas zu Futtern zu holen. An einer anderen Zapfsäule hat eine junge Frau zumindest, was den Durst ihres Wagens angeht, die gleiche Idee. Doch sie werden in ihrer Tätigkeit schnell unterbrochen. Und wieder sind es Hunde, die sich auf sie stürzen. Es werden immer mehr und bald kann ihnen nur noch Schußwaffengebrauch die Haut retten. Auch die Frau wird attackiert und verletzt. Der Tankwart, der mit einer Flinte rauskommt um zu helfen, überlebt die wilden Köter nicht. George und Lou flüchten sich in den Wagen, den Lou verlassen hatte, um George zu unterstützen und nehmen auch die Frau mit. Doch wenn sie glaubten, das Drama wäre jetzt vorbei, sind sie einem satten Irrtum erlegen. Ivan nervt weiter. Immer intensiver. Und dann haut er ab. Der Kerl muss wieder eingefangen werden.

Jeff Strand hat sich ja schon mit mehreren Büchern einen Namen gemacht, der nur Gutes und Humorvolles verheißt. So auch hier. Die beiden Protagonisten neben Ivan sind George und Lou. Nicht die hellsten Knaben unter der Sonne Floridas, ihre Dialoge beweisen das eindeutig, beim Verteilen der Intelligenz waren sie brav und zurückhaltend und sich in kein Gedrängel verwickeln lassen. Die unterwegs aufgegabelte Michele ist auch keine von der übermaäßig zarten und gesetzestreuen Art, lässt sich auch nix gefallen und heizt den Typenordentlich ein. Und Ivan - entpuppt sich als Nervensäge allererster Güte. Früher hätte man den mit Gisela Schlüter verglichen, aber die kennt ja heute keiner mehr, deshalb meine Wahl von Eddie Murphy. Der kann ja auch nie die Fresse halten. Der Dialogwitz hat es wieder in sich, aber auch etliche Szenen, die sich am besten "genießen" lassen, wenn man sich das Geschehen bildlich vor Augen führen kann - wie in einem Film die Körperteile fliegen sieht. Stehen da zwei arme Tröpfe im Lichtschein und aus dem Dunkel des Waldes fliegt ihnen mal ein abgerissenes Bein an die Birne oder ein Fuß ohne Bein dran in die Klöten. Ja, in "Wolf Hunt" wechseln Lachen und Schrecken sich durchaus ab. Oder es bleibt einem das Lachen im Halse stecken. Für einen Roman von Jeff Strand geht es hier an der einen oder anderen Stelle schon recht blutig und rücksichtslos zu. Aber auch der Spaß kommt nicht zu kurz. Und so ganz nebenbei haut der Autor einen kleinen Seitenhieb Richtung Hollywood und die 3D-Manie raus. "Wolf Hunt" ist eine blutig-spaßige Story, die den Leser nicht aus den Fängen lässt, bis er endlich durch ist. Und zumindest in meinem Fall auch sofort nach der Veröffentlichung des zweiten Buches um George und Lou schreit. Und das Covermotiv von Kult-Illustrator Michael Schubert trägt ebenfalls dazu bei, wieder ein rundum feines Buch aus dem Voodoo Press-Verlag von Michael Preissl im Regal zu haben.

2 Kommentare:

Michael hat gesagt…

Kult-Illustrator ... jetzt hab ich echt bissel Pipi im Auge.
Danke, danke, danke!

Anonym hat gesagt…

Ähem, ja also, als kleiner Mann sollte man nicht auch noch auf den Beckenrand pinkeln, denn dann kann sowas schon mal passieren mit dem Pipi.

Gruß
Harry