Dienstag, 21. Juni 2016

Buchreview "Nightcrawlers" T. Curran

Tim Curran. Vor 200 Jahren brannte die Siedlung Clavitt Fields bis auf die Grundmauern nieder. Die Hoffnung der Einheimischen, dass mit dem Feuer auch das unaussprechlich Böse von diesem Ort vertrieben wurde, erwies sich als frommer Wunsch. Denn das Grauen verkroch sich unter die Erde – und lauert dort in der Dunkelheit bis zum heutigen Tag. Nach der Entdeckung verwitterter Skelette auf einer verlassenen Farm stößt der Ermittler Kenney auf die unterirdischen Tunnelsysteme und entfesselt ein blutiges Inferno.


Lieutenant Kenney ist mit seinen Leuten auf dem Gelände der alten Ezren-Farm. Nachdem eine Planierraupe etwas freigelegt hatte, das nach Leichen aussah, wurde Kenney hinzugezogen und war bald in dieser Nebelsuppe, die zudem noch von Nieselregen in ihrer Ungemütlichkeit unterstützt wurde, fast bis zu den Knien im Matsch des Feldes gefangen. Mittlerweile hatten sie acht Leichen ausgegraben. Leichen, die nicht vollständig waren. Und wie die Gerichtsmedizinerin feststellte, angefressen worden. Doch die Spuren wiesen auf eine unbekannte Art von Täter hin. Es können weder Tiere noch Menschen gewesen sein. Es wird immer merkwürdiger - bis dann einer der vielen Kollegen vor Ort einfach verschwindet. Jetzt hat die Suchmannschaft eine weitere Aufgabe. Der Mann muss gefunden werden. Doch die düstere Gegend hütet ein Geheimnis, das schon ewig vor der Welt verborgen wird. Der Sheriff des Ortes erweist sich schnell als eher unkooperativ, doch als immer mehr unheimliche Vorkommnisse die Suchmannschaft erschüttern und die Angst umgeht, ist er einer derjenigen, die mutig voran in die Tiefe steigen, in die der Vermisste anscheinend gezogen wurde oder einfach nur gestürzt ist. Sie gehen zu sechst nach untern und stellen fest, dass dort ein Höhlensystem existiert, das scheinbar auch irgendwelche Kreaturen beherbergt. Neben Stapeln von Knochen und abgenagten Schädeln. Wo sind sie hier nur gelandet? Was verbirgt sich hier unten?


Wie schon bei "Skin Medicine" hat mich Tim Curran auch hier sofort mit seinem ersten Satz in den Bann gezogen. Wieder einmal hat er bewiesen, dass er aus einer banalen und simplen Tätigkeit mit geschickten Worten sofort den Gedanken an blutigen Horror im Leser wecken kann. Und dann ist man auch schon mittendrin in einer Atmosphäre, die an alte britische Horrorschinken mit Moor und Nebel erinnert oder - zumindest bei mir - auch die wahrlich gruseligen Bilder von den Schlachtfeldern des 1. Weltkrieges wie zum Beispiel Verdun hervorruft, wo im diesigen und feuchten Matsch der Schützengräben der Nebel und/oder das Giftgas übers den Stacheldraht ziehen und den Soldaten still und leise das Leben aus den Körpern ziehen. Also das Szenario ist somit schon von Beginn an beängstigend und benötigte noch nicht einmal eine blutrünstige Szene. Von Seite zu Seite treibt Tim Curran die Handlung und auch die Spannung voran und erst nach und nach während der Suche in diesen fremdartigen Höhlengängen offenbart er das wirkliche Grauen, das dahintersteckt. Und das ist etwas, das der geneigte Leser bisher so noch nicht dargeboten bekam. Klar kennt man den Einsatz alter Indianermythen oder einfach nur von Generation zu Generation übertragenen Geschichten um furchtbare Ereignisse, die dazu führten, dass ganze Städte oder gar Völker ausgerottet wurden. Und hier setzt Tim Curran durchaus unterschwellig ein Plädoyer für Toleranz ein und richtet seinen Finger anklagend auf all jene Menschen, die Gerüchte streuen oder wissentlich die Unwahrheit verbreiten, um ihren eigenen Glauben zu rechtfertigen und anderen aufzuzwingen. Und genau mit dieser Art Verachtung anderer Menschen und deren Meinungen kann man sie in einen Untergrund treiben, wo schon etwas auf sie wartet. Etwas, das ihnen die Möglichkeit gibt, sich irgendwann zu rächen. Etwas, das ihr Anderssein in eine neue, stärkere Rasse verwandelt. aber auch etwas, das die armen Menschen vielleicht nur für eigene Zwecke benutzt. Mit jeder Seite wird offenbart, was die Ereignisse hervorgerufen hat und in welcher Gefahr mittlerweile nicht nur die Suchtrupps schweben. "Nightcrawlers" ist ein düsterer und finsterer Albtraum tief unter der Erde, dem man sich nicht entziehen kann. Wie eingangs schon erwähnt, beherrscht Tim Curran sein Metier und zwingt den Leser regelrecht in seinen Bann. So sehr, dass es nicht leicht fällt, das Buch aus der Hand zu legen. Ein eisiger Schreckensroman, in dem auch durchaus neben den schockierenden auch blutige Szenen eine Rolle spielen. Und wer wissen will, was da unter der Erde auf die Menschen lauert, bekommt hiermit eine Kaufempfehlung. Und ich hätte so als Veröffentlichungsswunsch aus dem Hause Curran nun gerne "Grim Riders".

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