Sonntag, 19. Juni 2016

Buchreview "Mitternachtsmesse" F. P. Wilson

F. Paul Wilson. Vampire verbreiten sich über die ganze Welt. Nach Europa überrennen sie Russland, den Nahen Osten und die Metropolen in Indien und China. Nun sind sie in Amerika angekommen. Sie übernehmen Stadt um Stadt und verschleppen die letzten Lebenden in ihre sogenannten Rinderfarmen, um sie als Zuchtvieh und Quellen des Blutes zu halten. Pater Joe hat sich dem Suff hingegeben. Er wartet nur noch auf das Ende. Doch als er erfährt, dass die Untoten seine Kirche entweihen, um dort entsetzliche Rituale zu feiern, beschließt er, sie zurückzuerobern, und sei es nur für eine Nacht. Gemeinsam mit einem Rabbi, einer Nonne und weiteren Verbündeten wartet der Pater auf die Dämmerung und das Erwachen der Bestien. 

Die Vampire auf dem Vormarsch. Russland, China, Indien usw. sind am Arsch, aus Europa hört man gar nichts mehr. Und jetzt ist Amerika dran. Von Osten aus beginnt der Triumphmarsch der Vampire. Die Menschheit steht kurz vor dem Aussterben. Doch nicht völlig - Futterhaltung ist für die neuen Herrscher wichtig. Zum Überleben brauchen sie Blut. Daher dürfen sie die Gattung Mensch nicht ausrotten. So halten sie sich einige dieser Exemplare in extra Zuchtstätten. Und da die Vampire tagsüber in Ruhestellung sind, haben sich etliche Menschen als Tagwächter angeboten, was der Höllenbrut gerade recht kam. Zudem übernehmen diese Kollaborateure die Drecksarbeit für ihre neuen Herren. Dafür wurde ihnen versprochen, frühzeitig zum Vampir gemacht zu werden und dann mit ihren Herren auf gleicher Ebene zu regieren. Doch nicht alle Menschen sind Verräter oder wollen Seite an Seite mit diesen schrecklichen Wesen leben. Und so macht sich Carole auf, den Untoten das tote Leben schwer zu machen und soviele wie möglich zu killen. Andernorts übernehmen Vampire und ihre Gesellen eine Kirche und halten dort grausige Rituale ab. Und der Pater der Kirche, ein gebrochener Mann namens Joe, hockt in einer düsteren Kneipe rum und lässt sich volllaufen. Dort wird er von dem Rabbi Zev aufgetrieben und dazu überredet, endlich den Kampf gegen die neuen Teufel aufzunehmen. Denn der Rabbi weiß, dass die Vorwürfe des Kindesmissbrauchs, die gegen Joe erhoben wurden, jeglicher Grundlage entbehren und von gerade dem Priester in Umlauf gebracht wurden, der nun mit seinen Vampirjüngern die Menschheit blutig und äußerst brutal dezimiert. Es ist keine Zeit für Selbstmitleid, sondern Zeit zum Kämpfen. Zusammen mit dem Rabbi sowie Carole und seiner Nichte Lacey tritt Pater Joe an, um die Welt von dieser Seuche namens Vampire endgültig zu befreien. 

Das Buch wurde sogar schon einmal verfilmt unter dem Titel "Midnight Mass", in dem der Autor höchstselbst eine kleine Rolle - eher ein Cameo - innehatte. Ich vermute mal, wenn die Herren Autoren von irgendwelchen Vorlagen zu Filmen manchmal wirklich wüssten, was nach Abschluss der Verträge dann mit ihrem Werk veranstaltet (ziemlich oft eher verunstaltet) wird, würden sie es sich mehr als nur einmal sehr gut überlegen, ob sie den Scheck einstreichen. Der Film war derartige Grütze, dass selbst eine der mieseren Asylum-Produktionen noch gut dagegen ausgesehen hat. Und dem wiederholten Beweis, dass eine deutsche Billigsynchro einen miesen Film tatsächlich noch mieser machen kann. Warum ich jetzt über diesen Murks salbadere? Weil dieser misslungene Murks mich lange davon abgehalten hat, das Buch zu kaufen. Und als ich es dann endlich mal hatte, weil beim FESTA-Verlag eigentlich zumeist gute Qualität abgeliefert wird, hab ich dennoch gezögert, es zu lesen. Nun hab ich es endlich hinter mich gebracht und kann ganz ehrlich sagen, dass F. Paul Wilson lieber auf die Kopeken für die Filmrechte verzichtet hätte, denn das Buch ist ein anderes Kaliber. Wie auf der Umschlagsrückseite versprochen, wird der geneigte Leser hier nicht von diesen vermeintlich hübschen (okay, liegt eh im Auge des jeweiligen Betrachters) Außenseiter-Vampiren mit Drang zur ewigen Liebe und Hang zu Herz-Schmerz zu Tode gelangweilt. Leserlebenserhaltende Action und deftige Szenen mit nem ganzen Schwung Blut und Gemetzel liefern das ab, was dem Film gefehlt hat (und somit auch dem Zuschauer). Es gibt zwar durchaus brutalere Werke in der weiten Welt da draußen und selbstverständlich auch beim Festa-Verlag, aber verglichen mit den hier herangezogenen Beispielen, ist "Mitternachstmesse" ein überwältigend gutes Buch. Dass der Autor hier wieder sein Thema Religion ins Spiel gebracht hat, hab ich einfach "überlesen". Ist es halt Christen-Horror. Hauptsache unterhaltend, temporeich und ohne große Pausen, die den Leser möglicherweise einschläfern könnten. Wer also wieder in seiner Buchhandlung des Vertrauens vor den dortigen Regalen steht und nur den Kopf schütteln kann, ob dieser vielen Teenieschmachtfetzen in allen Bereichen des Horror- oder postapokalyptischen Lebens, der sollte sich dieses Buch in den Einkaufskorb legen. Da macht man wenig falsch. Aber Finger weg vom Film. Da ist jeder Cent vergeudet. Also ein Hoch auf das Buch. Also eine klare Leseempfehlung.

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