Dienstag, 28. März 2017

Buchreview "Knuckleduster" A. Post


Andrew Post. Brody "Knuckleduster" Calhoun ist ein Gangster, darauf spezialisiert, gewalttätige Ehemänner aufzuspüren und zusammenzuschlagen. Auf diese Weise verdient er sich das Geld für die teuren Batterien, mit denen seine speziellen Karotin-Linsen angetrieben werden. Denn ohne diese ist er blind, seit er das Augenlicht während seiner Zeit beim Militär verlor. Für Fremde ist er einfach nur ein Junkie mit seltsamen, orangefarbenen Augen. Für die Polizei ist er ein Wiederholungstäter mit einem beachtlichen Vorstrafenregister – über siebzehn Fälle von schwerer Körperverletzung, alle mit einer tödlichen Waffe ausgeführt: seinem Schlagring.

Brody hört seinen Anrufbeantworter ab und findet eine eher abgehackt aufgesprochene Nachricht vor. Sie ist von seinem alten Army-Kumpel Thorp, der sich nach den Einsätzen, in die sie verwickelt und dann aus dem Dienst ausgeschieden waren, in die Randgebiete der Städte zurückgezogen, wo er sich um seine Farm kümmert und von den Roboterabeitskräften der umliegenden Areale mehr als nur schwer genervt ist. Doch das ist nicht dessen eigentliches Problem: die Schwester des Veteranen ist verschwunden und hat sich vermutlich bei der Armee eingeschrieben. Thorp will sie da raus haben. Für Brody ein Problem:  Er ist nun einmal ein verurteilter Verbrecher aufgrund seiner Körperverletzungsanklagen und auch bestätigter Strafen, muss sich bei seiner Bewährungshelferin  melden und darf die Stadt nicht verlassen. Dennoch zieht er los. Als er bei seinem Freund ankommt, dauert es nicht lange. bis erste Probleme auftauchen. Nicht nur, dass er die Batterien für seine Augen schnellstens neu aufladen muss, nach seiner ganzen Fragerei hat er auch für ungebetenen Besuch gesorgt. Jetzt wird ihnen klar, dass sie in ein Wespennest gestochen haben, das sie das Leben kosten kann. Doch sie machen weiter, denn es geht um Nectar, Thorps Schwester.

"Knuckleduster" scheint in einer nicht allzu fernen Zukunft zu spielen. Statt Menschen arbeiten Roboter, die Umwelt ist im Prinzip aus Profitgier zerstört und Kriege finden immer noch statt. Nur mit aufgerüsteten Soldaten, die aber diese Umrüstung mit körperlichen Schäden bezahlen müssen. Auch nicht gerade eine neue Errungenschaft der Militärs. Besser geworden ist scheinbar nichts. Es erinnert sogar frappierend an Szenarien, wie sie der Autor Richard Morgan auch schon sehr düster zu Papier brachte, dabei aber mehr der Action und einer anderen Hintergrundstory frönte als dies Andrew Post tut. Sein "Knuckleduster" ist ein Noir Krimi im Science Fiction-Gewand, der dem Leser einen Blick in eine Zukunft gönnt, die diverse Politiker schon planen und dabei vergessen, dass man in einer Demokratie auch die Bürger mit an Bord holen muss. Bei der Einführung des Euro jedenfalls wurde keine Sau gefragt, die Ideen zur komplett bargeldlosen Zahlung werden hinter verschlossenen Türen fast schon mit Verschwörungscharakter am Wähler vorbei vorbereitet und die totale Überwachung des Zahlungsverkehrs dürfte dann zu Auswüchsen wie in diesem Roman führen, wo eine hässliche Roboterbedienung den Gast daran erinnert, sein Konto wieder aufzufüllen. Spannung und Tempo steigern sich zum Ende hin, Wendungen, die man nicht unbedingt so vorausgesehen hat, wie sie dann eintreten, fördern den Lesespass immens. Und hier trete ich mal ganz feste für die Printausgabe ein. Während einige meiner Bekannten - oder auch Leser von Scarecrows Area - sich für die günstigere eBook-Variante entschieden haben, bin ich ja aus Prinzip bei meiner Papierversion geblieben. Und siehe da - wo die eBook-Version wohl nach Angaben der erwähnten Personenkreise vor Fehlern nur so strotzten und als teilweise unlesbar beurteilt wurden, kam ich mit meiner Printausgabe mit nur wenigen kleineren Missgestaltungen der deutschen Sprache davon. Ob das jetzt nur ein Zufall war oder generell die eBook-Ausgaben nur mit "Timbuktu-Deutsch"😈 ausgestattet sind, weiß ich nicht. Die Covergestaltung ist jedenfalls wieder 1A. Also ein Fehleinkauf ist dieses Buch sicher nicht.

Keine Kommentare: